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RBB - "Thadeusz"
Nächste Sendung: 19.9.2006 22:15
Zu Gast: Der NPD-Aussteiger Matthias Adrian
Zu Gast: Der NPD-Aussteiger Matthias Adrian
„Ich war ein Monster“, sagt er über sich selbst – Matthias Adrian, noch vor ein paar Jahren einer der Führer der NPD.
Der 30-Jährige war ein Vorzeige-Rechter: In seiner Wohnung hängen 17 Hitler-Bilder, eins davon sogar auf dem Klo. Als Jugendlicher beschmiert er Hauswände mit Hakenkreuzen, schändet jüdische Friedhöfe und eine Synagoge. Kaum volljährig tritt er der hessischen NPD bei. In den Aufnahmeantrag der NPD-Jugendorganisation, den Jungen Nationaldemokraten (JN), schreibt er, er wolle sich mit Rassenhygiene und Eugenik beschäftigen. Wenige Monate später sitzt Adrian im hessischen Landesvorstand der Partei und organisiert Demonstrationen und Aufmärsche.
Seine steile Karriere beendet er selbst: 2000 steigt er aus, seitdem lebt er mit dem Hass der Ex-Kameraden.
Der NPD-Aussteiger kann erklären, warum die Rechten so deutlichen Zulauf haben: Sechs Prozent, so die Prognosen, wird die NPD bei den Wahlen am Sonntag in Mecklenburg-Vorpommern bekommen, und auch in den Berliner Bezirken Marzahn, Tempelhof, Lichtenberg, Neukölln und Treptow-Köpenick stehen die Chancen für die Rechtspartei gut.
Die offiziellen Erklärungsmuster für den Erfolg der Rechten sind nicht neu: Die hohe Arbeitslosigkeit (in Mecklenburg-Vorpommern 18,2%) oder auch die Unzufriedenheit jugendlicher Protestwähler (in Berlin darf in den Bezirken schon mit 16 Jahren gewählt werden) seien dafür verantwortlich.
Doch was treibt die Menschen wirklich dazu, eine Partei wie die NPD zu wählen? Matthias Adrian kennt die Methoden, mit denen es Rechtsextremisten schaffen, ganze Landstriche zu Nazi-Hochburgen zu machen. Er weiß, wie schon 13-Jährige angeworben werden, wie Straßenfeste und Grillabende dafür sorgen, dass Hartz-IV-Empfänger glauben, diese Partei würde sich für sie stark machen.
„In Mecklenburg-Vorpommern“, sagt Matthias Adrian, „ist fast alles verloren. Da haben die Nazis ihre Strukturen aufgebaut und sind entsprechend stark.“
Matthias Adrian spricht offen über seinen blinden Fanatismus, seinen Judenhass und die Liebe zum Nationalsozialismus. „Ich habe die Nazipropaganda eins zu eins geglaubt.“
Seit 2001 kämpft der einst so überzeugte NPD-Funktionär bei der Aussteigerinitiative EXIT gegen die alten Kameraden. Er spricht in Schulen und Jugendclubs über sein Leben als Nazi.
Bei THADEUSZ erklärt Matthias Adrian, ob es wirklich immer nur die Dummen und Schwachen sind, die der NPD auf den Leim gehen, wie gefährlich die Rechtspartei tatsächlich ist, mit welchen Tricks sie es schafft, neue Mitglieder zu rekrutieren und warum die Thesen der Rechten mittlerweile fast schon wieder salonfähig sind.
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miro