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Forum: "didaktische hürde & benotung"
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| didaktische hürde & benotung | | von: querein_2008
erstellt: 20.11.2007 16:11:02 |
einen schönen guten tag -
mein erster beitrag hier.
also, mein fall ist etwas kompliziert, nachsicht!
ich habe kürzlich mein diplomstudium elektrotechnik erfolgreich beendet. über ein lockeres gespräch mit einem meiner alten lehrer bin ich letztes jahr wieder mit meinem ehemaligen gymnasium in kontakt gekommen.
wir trafen eine abmachung, daß ich bei der betreuung des mehrwöchien pflichtpraktikums der 11. klasse helfe und im gegenzug dafür dort in ruhe löten & herumbasteln darf, wenn ich sowas 'mal bräuchte.
soweit so gut.
irgendwann wollte sich die schule dann verändern, wollte als bildungseinrichtung noch attraktiver werden.
ergebnis der hitzigen debatten und beratungen war ein umfangreiches bildungskonzept, was vor allem das lehrangebot erweitern sollte. allerdings hatte keiner eine in kurzer zeit realisierbare idee, wie man zu ersten praxistests kommen könnte.
die nächste szene war dann filmreif: ich sitze brav, drei herren betreten den raum, bauen sich vor mir auf und: "du möchtest doch hier in zukunft weiter löten, oder? "
ich wurde also gebeten, das studium zu nutzen, um entwürfe für einige neue lehrveranstaltungen im bereich technik zu erstellen. nach knapp 3 monaten hatte ich dann mehrere skripten geschrieben. der nächste kelch ging ebenfalls nicht an mir vorüber: ich habs erfunden, ich solls im feldversuch testen. dafür versprach man mir im gegenzug die volle unterstützung des kollegiums und die uneingeschränkte herrschaft plus eine reihe von hospitationen.
ich war sehr zufrieden, denn der gedanke des quereinstiegs reizte mich schon seit dem grundstudium.
dieser fakultative zusatzunterricht war dann auch leicht zu handhaben; lehrinhalte, bewertungsmaßstab, leistungskontrollen, experimente, besuche bei diversen firmen (vitamin B ) - konnte ich so gut wie alles so durchziehen, wie ich wollte.
von den schülern kamen durch die bank positive rückmeldungen, trotzdem ich ein strenger hund bin.
nun brach vor einen monaten eine echte krise über das gym her. der landkreis verweigerte zugesagte gelder, was die umsetzung des ehrgeizigen bildungsplanes in jeder hinsicht verhindert. und als ob das nicht genug wäre, starben zwei lehrer binnen zwei wochen; herzinfarkt und autounfall. beides u.a. mathelehrer.
das schulamt bockt natürlich, ersatz ist nicht vorhanden und gäbe es auf die schnelle sowieso nicht.
da ich während meines etechnikstudiums nebenher auch das vordiplom in mathe gemacht habe, war ich sofort mode.
die oberstufenkurse übernehmen die echten lehrer, die neue 11. klasse ging an mich.
soooooooo.
nach sehr langer rede jetzt zu meinen eigentlichen sorgen. diee 11. klasse dient als bindeglied zwischen der realschule und der gymnasialen oberstufe. der wesentliche stoff der mittelstufe (5 - 10) soll wiederholt werden, um die streuungen der verschiedenen realschulen auszugleichen, zugleich wird das niveau auf abiturstandard gehoben - die oberstufe dauert also für sachsen untypisch drei jahre, und nicht die normalen zwei. fachlich ist der abiturstoff natürlich keine herausforderung, die didaktik schon. ich habe ein problem, auf einem für die schüler verständlichen level zu rechnen. im studium sind wir ja mächtig gestriezt worden; das hat zu meiner überraschung erheblich spuren hinterlassen. heute vormittag ertappte ich mich tatsächlich beim absoluten haßzitat: "man sieht ja leicht, daß ...".
deswegen kam es heute auch zu einem gespräch mit dem klassensprecher; der unterricht sei für viele schüler zu schwer. vor allem die algebraischen grundlagen wie das rechnen mit variablen ginge oft zu schnell bzw. fehlten angeblich die meisten zwischenschritte.
ich mache mir deswegen einen kopf, wie ich das in den griff bekommen kann. die kritik ist auf jeden fall berechtigt, vergleiche meiner lösungen mit meinen alten unterrichtsaufzeichnungen zeigen das.
gibt es tricks für sowas?
es kann ja nicht sinn der sache sein, jedes detail beim rechnen anzuschreiben; vielmehr ist die mittelstufe werkzeug, also notwendige voraussetzung, was man für das abitur zu beherrschen hat. ewig ausführliche rechnungen sind nicht das ziel, sondern kosten nur zeit.
eins der harmloseren beispiele:
ax - 1 + x - a
--------------
ax + 1 + x + a
das kürze ich ohne zeitverzug sofort zu
x - 1
-----
x + 1
reaktion, raunen hinter mir und:
"wie haben Sie **das** denn gemacht?" -
"Sie brauchen doch nur 'mal scharf hinsehen... hmm, ja und dann einfach ausklammern...".
wieder eine nervige floskel aus dem studium, die man unbedacht daherplappert.
ich wäre echt froh, wenn jemand einen ratschlag weiß.
ich habe ja den gleichen schulischen werdegang hinter mir, wie die schüler, die jetzt vor mir sitzen (realschule, dann weiter gymnasium)
was mir dabei auffällt:
das niveau der abschlüsse ist wohl in den letzten jahren ziemlich gesunken. eine ganze reihe von dingen, die zu meiner zeit noch behandelt wurden, sind inzwischen verschwunden.
deswegen sehe ich ehrlich gesagt das gejammer der kinder eher kritisch. auf mich wirkt das wie ein reflex; der gewohnte weiche trott ist nicht mehr da und nun werden die bildungslücken entlarvt, die durch die samthandschuhe in der schule heutzutage gerissen werden.
ansonsten - wie handhabt ihr leistungsnachweise?
sind drei klausuren pro halbjahr zuviel? eine davon soll die reinen grundlagen abprüfen, bevor die neuen themengebiete (mit blick auf differential- und integralrechnung in der 12. klasse) drankommen.
wieviel selbststudienzeit veranschlagt ihr?
also was erwartet ihr pro woche an eigenverantwortlicher beschäftigung mit dem stoff?
welchen umfang sollten hausaufgaben höchstens annehmen?
arbeitet ihr viel mit freiwilligkeit?
bei mir ist es so, daß es immer hausaufgaben gibt, und zwar aufgeteilt in einen pflichtteil und in einen wahlteil. die lösungen des pflichtteils zeige ich zu anfang der nächsten stunde mit dem polylux. kommen keine fragen, geht es kommentarlos weiter.
der wahlteil kommt nur auf nachfrage zur sprache.
als leistungsanreiz für die, die wollen, besteht jede leistungskontrolle & klausur aus einem drittel aufgaben des pflicht- bzw. wahlteils.
die methode wird mit großer begeisterung angenommen und läßt sich sehr gut handhaben. nur habe ich eben bedenken, ob die menge an aufgaben nicht doch den zeitlichen rahmen einer oberstufe sprengt (beim studenten ist das ja grundsätzlich egal, es interessiert keinen, wie man zu fache kommt).
schließlich besteht das abi nicht nur aus mathe...
zuletzt: verlangt ihr belege?
also umfangreiche hausaufgaben mit erhöhtem, schwierigkeitsgrad, die definitiv abzugeben sind und bewertet werden. (kann ja beim arbeitsmaterial 'mal was reinstellen)
abgabetermin ist meist so 4 bis 6 wochen später, also ein zeitvolumen von ca. 10 stunden (veranschlagt mit 2 zeitstunden pro woche zur bearbeitung).
gewichtet werden soll das ganze als "klausur". oder doch eher nur als "sonstige note"?
ist eben blöd, wenn man in einer klausur einen bock geschossen hat, dann ist die note schnell im eimer.
auch hier wäre ich als anfänger für ratschläge dankbar.
grüße |
| . | | von: pieniporo
erstellt: 07.12.2007 14:52:34 |
Hallo, habe deinen Bericht gelesen, und möchte aus eigener Erfahrung sagen, dass es ungemein wichtig ist, die Zwischenschritte anzuschreiben, denn das hilft, wenn man als Schüler eine Aufgabe nachbereiten will. Lieber einmal mehr die Zwischenschritte erklärt und alle können logisch nachvollziehen wie es funktioniert, als die Schüler im Dunkeln tappen lassen. Bis zur 10 Klasse hatten wir nen prima Mathelehrer, der sehr geduldigt alles und jedem erklärte, ich hatte damals durch die Bank weg nur 1, 11/12. Lehrerwechsel, Schulwechsel - eine Aufgabe, ein ergebnis, keine Erklärung, Resultat, ne drei auf dem Abizeugnis.
Lieber weniger Aufgaben rechen, die aber gründlich, als zu viel wollen, das schafft Frustrationen auf beiden Seiten (sind zumindest meine Erfahrungen)Viel Erfolg. |
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