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Forum: "Hi, ich bin Diplom-Sozialpädagogin"
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| das ist nett | | von: missmurmel
erstellt: 07.04.2008 17:59:06 |
Ich abeite im Arbeitstrainingsprogramm der EJF Lazarus gAG in Berlin-Lichtenberg. Insgesamt gibt es drei Standorte in Berlin. Wir nehmen Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren auf, die aus diversen Gründen nicht mehr zur Schule gehen (akuter Drogenmissbrauch, Schulphobie, psychische Erkrankungen, usw.) Es handelt sich also um sozial benachteiligte und individuell beeinträchtigte Jugendliche. Diese Jugendlichen sind allerdings auch noch nicht so weit in eine Ausbildung vom Jobcenter zu gehen. Also kommen sie zu uns und bekommen die Möglichkeit eines Neuanfangs, d.h. wir fragen nicht nach der Vergangenheit. Bei uns lernt er wieder, jeden Tag zu kommen, durchzuhalten, sich zu konzentrieren, Respekt zu zeigen. Wir entwickeln mit ihm eine Perspektive, was er nach uns machen möchte und versuchen dieses Ziel gemeinsam zu erreichen. Wir arbeiten berufsfördernd und berufsorientierend. Das heißt, sie lernen bei uns verschiedene Arbeitsfelder durch verschiedene Arbeiten (meist trägerinterne Arbeiten, wie Malern und Umzüge, Gartenarbeiten, Kochen, etc.) und durch Praktika kennen.
Ein weiterer Teil ist die Schule. Es gilt, wieder die Lust und das Interesse zu wecken und ganz vorsichtig an ihre Grenzen des Wissens zu gelangen um ihre Bereitschaft zu wecken, diese anzuerkennen und den Wunsch zu spüren, diese Grenzen zu überwinden.
Einige wollen tatsächlich auch wieder zurück zur Schule. Anderen bieten wir die Vorbereitung auf den externen Hauptschulabschluss an und wieder andere müssen einfach ihre Schulphobie und ihre starke Abneigung überwinden um ausbildungstauglich zu werden.
Das Jugendamt bezahlt die Maßnahme. |
| Huch, dieses Mal habe ich mir aber auch Zeit gelassen | | von: missmurmel
erstellt: 02.05.2008 19:17:49 |
Ich kenne diese zwei Projekte aus Potsdam nicht. Ich werd mal danach googlen.
Es gibt unterschiedliche Wege unsere Jugendlichen wieder zu motivieren. Meist gelingt es auch, manchmal geht es aber auch nur durch Zwang oder Druck von Seiten des Jugendamts.
Ich bekomme sie hauptsächlich darüber, dass ich ihnen Aufgaben gebe, die niedrigeres Niveau sind als was sie können. Das ist ja dann Baby-einfach, aber sie sind stolz. Ich steigere von Mal zu Mal die Ansprüche, sage ihnen dann auch immer wieder die Fortschritte, die sie gemacht haben, sage ihnen, was sie besonders gut können.
Andere wollen von sich aus, weil sie was werden wollen und wissen, dass dazu Schule nötig ist, nur dass sie es in der Schule, warum auch immer nicht aushalten. Andere weigern sich für bestimmte Fächer. Der eine hat Abneigungen für Mathe und der andere für Deutsch. Tja da ist es schwierig. Dann lass ich sie erst und versuche sie dann zu überreden. Eine Art Deal zu schließen. Nachdem sie sich dann ein Mal dazu bereit erklärt haben, sehen sie auch, dass es gar nicht so schlimm ist, weil ich wie oben beschrieben vorgehe. Einer von denen allerdings, da muss ich auch mit Druck arbeiten. Hab ihn schon zwei Mal nach hause geschickt, weil er gar nicht mit sich reden lassen hat. Jetzt klappts. Weiß nicht, ob es richtig ist, aber irgendwann ist meine Geduld auch am Ende.
Sonst sind die Bedinungen einfach ideal. Es sind fast nie mehr als zwei die unterrichtet werden. ich sitze neben ihnen, sie haben auf ihr Niveau zu geschnittene Aufgaben und ich mache nur so lange, wie ich merke, was sie schaffen können. Mehr als zwei Stunden haben wir noch nie geschafft (Zeitstunden allerdings).
Ich hoffe ich habe deine Frage richtig verstanden.
Und im Allgemeinen, meiner Meinung nach, ist der Schlüssel für den Erfolg des Projekts die intensive Beziehungs- und Bindungsarbeit. Wenn sie es ein Mal geschafft haben Vertrauen aufzubauen und anfangen zu kommen wegen uns, dann haben wir sie.Natürlich müssen sie verstehen, dass es wichtig für sie ist, aber die Bindung zu uns öffnet viel leichter Türen.
Stephanie |
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