Es geht, spiegeltypisch, mit den Ungenauigkeiten
schon im fettgedruckten Einleitungsabsatz los.
Denn selbstverständlich hat es in Deutschland
schon einmal eine echte Einheitsschule in Reinkultur
gegeben.
Gefallen hat mir die Umschreibung, wie das
standesdünkelhafte Gedankengut nach 45 in
Westdeutschland überlebt hat, wie leichtfertig
die Amerikaner vor einer solch tiefsitzenden
Mentalität resigniert haben und wie die
Strukturen aus den vorangegangenen Epochen
des Kaiserreichs und der faschistischen Diktatur
nicht beseitigt worden sind.
Doch auch das ist nichts Neues.
Zum Schluß dann nochmal ein grober Aussetzer.
"Ob die echte Gesamtschule, die heute
Gemeinschaftsschule heißt, wirklich besser ist
als gegliederte Schulformen, muss sie erst
beweisen."
Falsch. Ab und zu erwähne ich gerne die
Max-Planck-Studie von 1992. Begonnen wurde
die 1990, um vor dem Anschluß der DDR zu
begreifen, wie denn das Bildungssystem der
des zweiten Deutschlands funktionierte.
Mehrheitlich wurde es von den Verantwortlichen
nämlich nicht verstanden, und völlig verquer
auf einseitige ideologische Indoktrination
reduziert.
Doch dann überschlug sich die Geschichte.
Die Studie wurde kam erst zu Stuhle, da existierte
die DDR schon anderthalb Jahre nicht mehr und
das Bildungssystem war im steilen Sturzflug
mitten in der Abwicklung.
Die Resultate waren dafür umso alarmierender.
In keinem Leistungsvergleich konnten die
BRD-Schülergruppen mithalten, vor allem in
Mathematik-Naturwissenschaft-Technik lagen
die DDR-Ergebnisse weit, weit vorne.
Ähnlich lag es im Fach Deutsch.
Im geisteswissenschaftlichen Feld hielt es sich
die Waage, wie auch bei den Fremdsprachen.
Solche Fächer wurden in der Polytechnischen
Oberschule auf vergleichbarem Niveau wie heute
erteilt.
Ebenfalls deutlich abgehängt wurde das gegliederte
Schulsystem des Westens in punkte Verknüpfung von
Bildungspolitik und Sozialpolitik.
Die Geburtenrate der DDR lag 1989 mehr als 40%
über der Geburtenrate der BRD.
87% der Frauen waren regulär voll beruftstätig
MIT Kindern.
Die Akademikerquote bei Frauen lag fünfmal höher
als im Westen. Die Ausübung mathematisch-
naturwissenschaftlich-technischer Berufe gehörte
zur Normalität.
Um 1988/89 begann in der DDR eine Generation
aufzuwachsen, die umgerechnet auf IQ-Punkte
sogar die asiatischen oder finnischen Kinder
hinter sich gelassen hätten.
Das war in den Statistiken und Kurvenverläufen
seit 1965 (Abschluß der Bildungsreform) deutlich
abzusehen.
Et cetera, et cetera, et cetera.
Die Einheitsschule, und auch deren "Lightversion"
Gemeinschaftsschule, muß sich überhaupt nicht
beweisen, denn es wurde die Überlegenheit bereits
erwiesen.
In der Realität hat es sie [in der BRD] nie
gegeben - aber als Kampfbegriff und Zerrbild
war sie immer erfolgreich.
Das wiederrum ist völlig richtig.