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Forum: "Wenn Schule Lehrer krank macht"
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| Das mit dem Perfektionismus: | | von: lupenrein
erstellt: 13.09.2009 09:23:50 geändert: 13.09.2009 09:28:12 |
Wenn wir versuchen, uns regelmäßig daran zu erinnern, dass unsere Hauptaufgabe nicht Wissensvermittlung, sondern - zumindest in der Grundschule und in der SEK I- Erziehung ist mit dem Ziel, die uns Anvertrauten "gesellschaftsfähig" zu machen, ergeben sich zwangsläufig daraus andere eigene Verhaltensweisen.
Verstünde ich mich hauptsächlich als "Wissensvermittlungsautomat", müsste ich ständig den Anspruch des Perfektionismus an mich stellen.
Als überwiegend Erziehender darf ich Mensch sein und auch mal Fehler machen, die Schüler mir auch großzügig verzeihen, weil sie ebenfalls Menschen sind und mein Menschsein akzeptieren.
Diese Erkenntnis hilft mir, trotz regelmäßig schon mal hochkommenden Ärgers zurück zur Gelassenheit zu finden - ich bin der Erwachsene -.
Die anderen sind Kinder bzw. Heranwachsende und haben ein Recht auf Austesten ihrer Grenzen.
Vielleicht hilft mir auch ein wenig meine "Gen-Mischung" aus 75% Westfale und 25% Ostpreuße und damit eine gewisse "Prinzipienfestigkeit" (oft Phlegma , Sturheit genannt), verbunden mit einem dicken Fell, den Schulalltag bisher ungeschädigt zu schaffen. |
| Was wozu? | | von: missmarpel93
erstellt: 13.09.2009 11:09:45 geändert: 13.09.2009 11:26:34 |
Die Frage, die sich da aus meiner Sicht (Deine 10er Physiker sind meine 7er NWler) anschließt, ist woher kommen nach mittlerweile 6- bis 7-jährigem Schulbesuch diese Defizite in puncto Zuhören und konzentriertem Mitarbeiten bzw. Selbstorganisation?
Was hilft mir meine Gelassenheit (Neusprech Frustrationstoleranz), wenn SuS es nicht schaffen in den Wechselpaausen die Fachräume pünktlich zu erreichen, sondern es als chic gilt, 10 bis 15 Minuten zu spät zu kommen? Da wir uns gerade mit Bewegung beschäftigen, lässt sich das Thema Geschwindigkeit oder deren Fehlen prima thematisieren. Nur wenn etwas berechnet werden muss, da Geschwindigkeit eben nicht direkt gemessen werden kann, und ich den Entsetzensschrei vernehme, man habe aber jetzt kein Mathe, dann hilft mir die vorhandene Empathie nicht wirklich weiter.
(Mit Berechnung sind nich die lästigen Umrechnungen von Km/h ind m/sec gemeint.)
Mein Perfektionismus wird auch nicht durch den Stoff oder dem Anspruch gegenüber der Fachwissenschaft begründet, er besteht eher darin, dass ich möchte, dass alle SuS den Unterrichtsinhalt zumindest basal erfassen. (No child left behind).
Wann kann ich denn wann und wo welche Abstriche machen unter dem Damoklesschwert zentraler Prüfungen? |
| ich finde, wir kommen hier ein wenig vom Thema ab | | von: bernstein
erstellt: 13.09.2009 11:41:59 geändert: 13.09.2009 11:42:45 |
Der Hang zu Perfektionismus muss sich nicht notwendigerweise auf die reine Wissensvermittlung beschränken, sondern kann auch im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehung sein Unwesen treiben.
Wenn ich z. B. sechs Pflegefälle in einer Klasse habe, die alle unterschiedlich gelagert sind und unterschiedliche Maßnahmen erfordern, die zum großen Teil über die Möglichkeiten der Lehrkräfte hinausgehen, dann ist jede Lehrkraft, die dennoch das Ziel hat, es allen gut gehen zu lassen, all diese Pflegefälle in den Griff zu bekommen, hoffnungslos dem baldigen Burnout preisgegeben.
Professioneller Umgang bedeutet in solcher Situation auch, genau zu sondieren, was der einzelne Lehrer hier leisten kann und, wo dringend Hilfe von außen benötigt wird. |
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