Klassenlehrerin hat eine Machtposition, die ihr erlaubt, mehr Druck auszuüben. Nun geht aber Druck nicht verloren sondern er sucht sich eine Schwachstelle, um sich zu verflüchtigen: Diese Schwachstelle bist DU. Und als Ich-kann-Schule-Lehrer halte ich dieses DRUCK-System für ausgesprochen unsozial und im Grunde auch verlogen, weil es suggeriert, das Problem liege darin, dass Du als Anfängerin noch keine so gute Lehrerin bist. Das ist einfach nicht wahr. Es ist nicht die Lösung, dass Du genauso gut „lernst“, die Schüler in die Schablone zu pressen, wie Deine etablierten Kollegen.
Du siehst doch und spürst vor allem, dass Dein „sehr hartes Durchgreifen“ das Problem nur zurückstaut und damit größer und gefährlicher macht. Es geht doch gar nicht mehr ums Lernen dabei, es geht um blanke Unterwerfung. Dein Unterricht richtet nach unten.
Das erschöpft Deine Kräfte und Du hast – wie die anderen – keine Ahnung, wie Du das bis zur Pensionierung überstehen kannst. Du wirst es nicht überstehen. Lehrer stehen nicht umsonst in der Krankheitsstatistik ganz oben.
Mein Ich-kann-Schule-Vorschlag wäre, die Kräfte, mit denen Du es zu tun hast, verstehen zun lernen. Du hast in Deiner Ausbildung nichts gelernt für den Problemfall als DRUCK, und wenn es nicht klappt, den DRUCK zu steigern. Druck löst aber Problem nicht, er komprimiert sie; das ist das Gegenteil. SOG, das Grundprinzip der Ich-kann-Schule dagegen LÖST nicht nur, er richtet auf, macht wachsen und kann die Kräfte punktgenau lenken. Der Kräfteverschleiß, den Du erlebst, ist ein todsicheres Warnzeichen dafür, dass die Pädagogik verkehrt ist; wäre sie richtig, ginge es ohne Verschleiß. Die tatsächliche Problemlösung ist immer einfach, ohne großen Kraftaufwand aber gekennzeichnet durch einen sorgfältigen Umgang mit den tatsächlich zuständigen Kräften.
Es müsste Dir schon aufgefallen sein, dass der bewusste Verstand, an den wir uns immer wieder vergebens wenden, für das meiste, was wir von ihm wollen, gar nicht zuständig ist. Die wichtigen Lebensfunktionen werden vom UNBEWUSSTEN gesteuert, an das müssen wir uns wenden, dort liegen die Talente und Kräfte, die uns helfen können, wenn wir sie anständig behandeln. Auf Druck reagieren sie – damit wir was lernen – stets mit Gegendruck: actio = reactio. Wir sollten aufhören, die Kräfte, die wir brauchen, wie Feinde zu behandeln. Ich behandle sie wie gute Geschäftsfreunde: ich mache ihnen ein gutes Angebot, gebe ihnen meine Hochachtung und sie revanchieren sich ebenso. Wenn Du Deinen Bäcker versuchst zu disziplinieren, wird er Dich womöglich aus seinem Geschäft weisen.
Leider haben wir durch eine völlig lebensblinde Pädagogik nicht sehen gelernt, dass wir viel intensiver als mit unseren WORTEN mit dem kommunizieren, was wir DENKEN + AUSSTRAHLEN. Du strahlst ständig Feindschaft + zugleich Schwäche aus – und bekommst die passende Reaktion. Es wäre hilfreich, wenn Du vor den Schülern zuerst an DICH denkst und daran, Dich und Deine Kräfte und Deine AUSSTRAHLUNG durch Denken zu stärken. Ich habe das durch E.Coués Autosuggestion gelernt, ein kleines Büchlein einer weltweit erfolgreichen Selbsthilfemöglichkeit.
Ich denke, das genügt einmal für die ersten Schritte. Ich wünsche Dir guten Erfolg.
Franz Josef Neffe