Der Bundesvorsitzende der FDP, Philipp Rösler, hat am 06.01.12 in Stuttgart zum Dreikönigstreffen der Liberalen eine Grundsatzrede gehalten, die insbesondere seine Parteifreundinnen und -freunde wieder aufbauen sollte. In dieser Rede, die, wie es so schön heißt, mit Standing Ovations honoriert wurde, erklärte Rösler den Mathematikunterricht vergangener Jahrzehnte. Er sagte:
"Ich denke, der eine oder andere erinnert sich noch an die Mengenlehre, das war in den 70er und 80er Jahren in der Schulpolitik Mode. Da lernt dann ein junger Mensch, wenn fünf Leute in einem Raum sind und sieben Leute den Raum verlassen, dass dann zwei reinkommen müssen, damit keiner mehr drin ist. Wer glaubt, so jungen Menschen Mathematik beibringen zu können, der darf sich dann nicht wundern, wenn es bei den Grundrechenarten hapert."
Das ist doch eine schöne Analyse der Didaktik der Mengenlehre bzw. der Mathematik als ganze. Auch wenn die Mengenlehre, die, ernsthaft betrieben, sicher einen tieferen Einblick in die Zahlenstrukturen gewährt, seit mindestens 30 Jahren nicht mehr unterrichtet wird, weil die meisten Eltern deren Intention nicht nachvollziehen konnten, ist nicht zwingend daraus zu schließen, dass die heutigen Schulabgänger der Grundrechenarten nicht mächtig sind. Dahinter liegen ganz andere Probleme, wie die der Zuwanderung, der Entwurzelung familiärer Strukturen, dem Zwang zum medialen Entertainment von morgens bis abends, um nur einige Gründe anzusprechen. Wer argumentiert wie Rösler, formuliert nicht nur oberflächlich, sondern er lenkt von den aktuellen Bildungsproblemen ab.
Röslers Rede:
http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=40767&title=Dokumentation%3A+Rede+Philipp+R%F6slers+auf+dem+Dreik%F6nigstreffen+der+FDP&storyid=1001325857922