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Forum: "Entscheidung für oder gegen Lehramt, einige Fragen"
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| grübel | | von: manou23
erstellt: 11.04.2005 17:26:21 |
Hi,
deine Schilderungen, wapa, erinnern mich sehr an einen Bekannten von mir, hat mit mir Mathe und Erdkunde studiert, ist im Referendariat an seine äußersten persönlichen Grenzen gestoßen, trotz Wiederholung durchgefallen und jetzt gerade dabei, sich in einer Ausbildung ein eigenes Leben aufzubauen. Frauen, Depression, Bindung an die Eltern - siehe deine Beschreibungen. Ich würde mich auf jeden Fall zunächst mal an die Informatik halten. Falls du das auf Dauer wirklich nicht machen willst, weil's dir zu öde/langweilig/einsam ist, gibt es immer noch Möglichkeiten anderes nachzuholen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du vorhandene Probleme als Lehrer in den Griff kriegst. Im Ref wird knallhart an deiner Persönlichkeit "geschraubt" (oder das zumindest versucht, meine Erfahrung) - willst du dich dem aussetzen?
Viel Glück und gute Beratung!
PS: Hast du eine eigene Wohnung? Das hat zumindest bei meinem Bekannten schon einiges - wenn auch bei weitem nicht alles - gebracht. |
| hallo wapa | | von: kataz
erstellt: 12.04.2005 08:51:43 |
ich bin studentin im 8. semester für LA und habe mich zunächst aus gesundheitlichen gründen für bio entschieden, und dann nicht diplom zu machen ging auf den wunsch familie zu gründen zurück. aber je länger ich studiert habe, desto mehr habe ich mich darauf gefreut, eine lehrerin zu werden, und heute erfüllt es mich mit stolz, wenn ich gefragt werde, was ich mache und die entsprechende antwort erteile.
ich habe erst im 7. semseter die möglichkeit erhalten, eigenen unterricht zu machen, und hatte unsagbare angst davor. angst, fachlich nicht den erwartungen zu entsprechen, angst davor, mich nicht vor eine klasse stellen zu können, angst, von den SuS nicht akzeptiert und respektiert zu werden, und die angst davor, dass sich herausstellt, dass ich mich geirrt haben könnte, der lehrerberuf doch nicht meine erfüllung darstellt. diese ängste haben sich in meinem praktikum nicht bewahrheitet und nun freue ich mich mehr denn je, diese berufliche richtung eingeschlagen zu haben, freue mich auf die tägliche begnung mit kindern, freue mich, anderen etwas beibringen zu können, usw..
versuche vielleicht einmal in dich zu gehen, und dich zu fragen, ob dir die vorstellung des lehrerseins auch diese innerliche erfüllung und befriedigung verschafft, ob du mit ganzem herzen sagen kannst, das ist es und nichts anderes.
wenn du das nicht mit ja beantworten kannst, solltest du vielleicht deine entscheidung überdenken, nicht weil ich meine, du wärst kein guter lehrer, sondern weil du, wie in anderen beiträgen bereits schon erwähnt, 40 jahre in einem beruf arbeiten müsstest, der vielleicht deinen erwartungen, träumen und wünschen nicht entspricht. du bist doch noch jung genung, und selbst wenn du jetzt den vertrag nicht unterschreibst (und vielleicht wäre das ja auch zu überstürzt?), es kommen doch noch viele möglichkeiten, die du wahrnehmen kannst.
ich wünsche dir auf jeden fall, dass die entscheidung, die du letztendlich triffst, eine ist, die DICH glücklich macht und nicht andere, z.b. deine eltern.
viel glück wünscht
kataz |
| ... | | von: singz
erstellt: 25.09.2005 00:21:22 |
Hi!
Also ich denke, dass sich jeder solche Fragen stellt, er es in Erwägung zieht, Lehrer zu werden.
Aber ich denke, wenn man gerne mit Kinder und Jugendlichen zusammenarbeitet, gerne anderen etwas beibringt und immer an das Gute in den Menschen glaubt, dann wird man diese Sorgen auch über Bord werfen können.
Bestimmt ist jeder Lehrer mal in einer Situation, wo er nicht mehr weiß, was er machen soll. An unserer Schule sagte auch mal eine "Halt doch's Maul!" zu ner Lehrerin und ich war erstaunt, dass diese Lehrerin noch normal mit der Schülerin umgehen könnte.
Über solche Sachen muss man dann einfach stehen. Man muss auch mal denken: "Was solls, egal." sich aber auch in die Lage des Schülers hineinversetzen.
Naja, so wie du schreibst, denke ich irgendwie nicht, dass es dein Beruf ist...hast du dir denn solche Fragen nicht schon vorher gestellt?
Ich stelle mir solche Fragen auch oft, aber dann stelle ich immer wieder fest, dass ich keinen anderen Beruf machen will. Ich könnte mir gar nichts anderes vorstellen.
Singz |
| Also, ich weiß nicht?! | | von: asbk
erstellt: 02.10.2005 14:27:48 |
Hallo WaPa,
ich würde dir eher vom Lehrerberuf abraten.
Wenn du jetzt schon Probleme hast, wirst du das Referendariat wahrscheinlich nicht unbeschadet überstehen, weil das eine extrem harte Zeit ist.
Wenn man darüber hinaus keinen guten Draht zu den Schülern hat, wird es wohl vollends zur Qual.
Ich habe in meinem Referendariat genug Kollegen bei ihrem Scheitern beobachten müssen, und das war (wegen der Perspektivlosigkeit / Studium nicht verwertbar auf dem "normalen" Arbeitsmarkt) schon echt ein Horror.
Einerseits bin ich froh, dass ich es relativ reibungslos geschafft habe, andererseits kann ich nur sagen, dass ich die Ausbildung (insbes. Referendariat) nicht noch mal machen würde: Neben Morbus Crohn und ähnlich fiesen Erkrankungen kamen bei uns (= im Seminar) auch z.B. auch Suizidversuche vor, und das Seminar war noch eins von den "besseren"...
Den Alltag von Lehrern hast du ja ansatzweise schon gesehen, und die Lage wird sicherlich nicht besser! (Keine Berufsgruppe ist mehr vom Burnout Syndrom betroffen....)
Ich kann dir nur raten: mach was, das dir Spaß macht, weil du noch 40 Jahre in dem job vor dir hast...
MFG, ASBK
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