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Forum: "zustandsbericht"
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| noch mehr Zustände | | von: ishaa
erstellt: 07.11.2005 23:22:20 |
Hauptschule Klasse 5, 22 Kinder. Beliebige 3. Stunde nach der großen Pause. 2 Kinder weinen, einer wurde geschubst, einer von einem 10Klässler belustigt auf seine cool tief hängende Hose angesprochen. Mindestens 5 weitere Kinder melden sich auf dringlichste Art und Weise, um Beiträge nach der Art "Und die Großen machen /sagen auch immer..." beizusteuern. Versuch, diese Mitteilungen auf andere Stunde bzw. Pause zu vertagen, wird äußerst ungnädig aufgenommen. 5 Kinder steigern sich in eine mit Beschimpfungen gespickte Diskussion darüber, wer wen geschubst hat. Dringende Meldungen von ca. vier weiteren Kindern: Eine/r wurde gerade vom Nachbarn gepiekt, eine/r vermeldet, dass X sich immer umdreht und ihn/sie komisch anguckt, zwei müssen gaaanz dringend auf's Klo. Noch ganz dringende Meldung: "Mir tut es hier so weh." (Zeigt auf beliebige Körperstelle) Der Dauerprovokateur (lebt in therapeutischer Einrichtung) kommentiert alle Beiträge lautstark in verletztender Weise oder wirft Papierflieger durch die Klasse. Ein weiterer Schüler rastet total aus, schlägt blind um sich, weil ihn jemand angeguckt, angefaßt hat oder was Fieses sagte. Muss von zwei Schülern aus der Klasse getragen werden. (Kommt 2-3 mal pro Woche vor, manchmal täglich. Pflegekind, das schon lange an diesem Problem arbeitet, es aber noch nicht in den Griff bekommt). Manchmal läuft dieses Kind einfach aus Klasse und man muss hinterher, Klasse läuft derweil total aus dem Ruder.
Andere Kinder haben sich derweil weggeträumt.
Wenn man es irgendwie schafft, den Punkt zu erreichen, an dem ein Heft ausgepackt werden könnte, kommen 4 lange Geschichten darüber, warum Heft nicht da, Heft leer, Heft total zerknittert. Zwischen urch wieder oberdringliche Meldungen wegen "Der X hat.." oder "Ich muss mal!". Mindestens zwei Kindern wird es ganz furchtbar schlecht oder sie bekommen rasende Kopfschmerzen.
Es klingelt...
Nicht immer so , aber ganz oft. Ich arbeite in dieser Klasse mit 10 Stunden und ganz eng und gerne mit der Klassenlehrerin zusammen. Vor 3 Jahren hatten wir gemeinsam ein 5.Schuljahr mit 31 (!) Kindern. Und da war das anders... Denken wir jedenfalls so im Nachhinein.
Lg ishaa |
| langer Atem? | | von: silberfleck
erstellt: 08.11.2005 21:50:09 |
Machmal ist das mit dem langen Atem schon sehr schwierig.
Ich bin jetzt im zweiten Jahr Co-Leitung einer jetzigen 8. H-Klasse.
Die ersten drei Jahre war ein inzwischen pensonierter Kollege Klassenlehrer. Die Klasse war ein "Schmelztiegel" der unterschiedlichsten Kinder mit z. T. sehr problematischen familiären Verhältnissen.
Wir haben im vergangenen Schuljahr freiwillig zusätzlich gemeinsam eine SOS Börse (2 Stunden die Woche) angeboten und ihnen unsere Hilfe in allen Problemen gewährt. Wir haben eine dreitäge Klassenfahrt gemacht (Klettern) um Vertrauen und Selbstvertrauen zu stärken. Wir haben viele Einzelgespräche, Klassengespräche und Elterngespräche geführt. Ich denke wir sind an den Rand unserer Belastungsfähigkeit gegangen.
Ich sehe Lichtblicke: Schüler, die verstehen, warum in einer Klasse Regeln nötig sind und sich daran halten; Schüler, die wieder Spaß am Lernen haben; Schüler, die Vertrauen zu uns haben.
Es gibt aber auch immer noch Zeiten, in denen es drunter und drüber geht, in denen ich glaube, einzelne werden sich nie an Regeln halten.
Aber wir werden weitermachen.
Mit der Hilfe von außen ist das so eine Sache. In der Schule ist eine Sozialpädagogin. Sie ist vom Schulträger angestellt und macht gleichzeitig Jugendarbeit der Verbandsgemeinde. Für die Schüler ist ihre Hilfe nicht so ohne weiteres anzunehmen.
Der Schulpsychologe ist auch überlastet, teilweise werden wir von ihm gefragt, was denn zu tun wäre.
Das Jugendamt als Jugendhilfe ist auch nur selten eine Hilfe.
Wen bitte sollte ich noch um Hilfe bitten?
Wenn der positive Austausch und die kollegiale Hilfe nicht wäre!
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