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Forum: "Alkoholprobleme!"
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| Völlig ok | | von: emiliach
erstellt: 09.11.2007 22:18:09 geändert: 09.11.2007 22:19:12 |
Meine liebe Siebengscheit,
es ist vollkommen "normal" und auch eine völlig "natürliche" Reaktion, dass Du Dich nach einem solchen Schritt, gepaart mit entsprechenden Vorwürfen derjenigen, die "halt eben net zu entscheiden haben" erstmal bissle unwohl fühlst.
Es ist gut, dass man seine jeweiligen Entscheidungen mit ihren dazugehörigen Gefühlsmomenten immer nochmal reflektiert und überdenkt. Und wahrscheinlich wirst Du am Ende dieser Überlegungen wieder und wieder zu dem Schluss kommen, dass Du nicht anders handeln konntest und sicher auch nicht (mehr) wolltest.
Aus meiner Sicht hast Du EXAKT das Richtige getan. Schwer suchtkranken Menschen können wir Laien nicht helfen. Da muss professionelle Hilfe her. Auch wenn wir aus Nächstenliebe und aus Mitmenschlichkeit gern alles Erdenkliche tun möchten, um zu helfen, wird diese Hilfe nie wirksam sein. Der harte Fall und das Ankommen in der eigenen Realität ist es oftmals, was den Ausschlag gibt, sich diese Hilfe schlussendlich zu suchen. Das lieb gemeinte "Deckeln" dieses Zustandes durch die Kollegen zögert diesen Prozess nur hinaus.
Du hast vollkommen richtig entschieden und hoffentlich dazu beigetragen, dass sich der Kollege nun auf den Weg der Rekonvaleszenz begeben kann. Mein Respekt an Dich, derartige Konsequenzen müssten viel öfter (auch in anderen Fällen) gezogen werden und zwar in ERSTER Linie im Sinne der Betroffenen selbst.
Viele liebe Grüße
emmi |
| Die kalte Wut packt mich, ... | | von: oblong
erstellt: 09.11.2007 22:54:32 |
... wenn ich lesen muss, wie sehr du dir Gedanken machst und welche (objektiv nicht gerechtfertigte) Selbstvorwürfe dich belasten, während dein nur noch bedingt zurechnungsfähiger Kollege einfach alles ihm Unbequeme auf die Anderen abwälzt!
Liebe siebengscheit, du hast dir wirklich schon viel zu viele Gedanken gemacht und dir fremde Sorgen aufgeladen. es ist jetzt höchste Zeit und keinesfalls egoistisch, wenn du dich jetzt von diesem Kollegen, der diese Bezeichnung leider im Moment kaum verdient, zurückziehst. Du bist dir, deinen Angehörigen und deinen Schülern es auch schuldig, dich um deine eigene Gesundheit zu kümmern. Von deiner Selbstaufopferung hat niemand etwas, noch nicht einmal dein kranker Kollege.
Du kannst ihm in dieser Situation kaum noch helfen; Zurückhaltung und Distanz deinerseits kann sogar ihm die Notwendigkeit externer Hilfe einsichtig machen.
Ich wünsche dir, dass du die Kraft zum Selbstschutz aufbringst.
Liebe Grüße,
oblong |
| Nicht einverstanden | | von: emiliach
erstellt: 09.11.2007 23:28:56 |
Lieber Oblong,
ich bin mit Deinem Beitrag nicht wirklich einverstanden. Es handelt sich um eine wirklich kranke Person, die siebengscheit beschreibt und kranke Menschen brauchen Hilfe. Wie ich oben beschrieben habe, professionelle Hilfe.
Gefühle wie Wut und Säuerniss und dergleichen sind hier überhaupt nicht angebracht. Sie zeugen nur von Unkenntnis und psychologischem Unvermögen, solche Dinge einschätzen zu können.
Ich will Euch Lehrern das auch nicht vorwerfen, dass Ihr in dieser Hinsicht leider viel zu unzulänglich ausgebildet seid und dennoch mit diesen Problemen vorbildlich umgehen sollt. Das kann meist gar nicht gehen, wie auch?
Aber: siebengscheit ist für mich ein Beispiel dafür, dass es doch gehen kann, mit anfänglichem Einfühlungsvermögen, mit vielen konstruktiven Hilfsangeboten und mit Beobachtung. Sie hat sich für diesen "Beobachtungsprozess" Zeit genommen und dann weise und klug entschieden.
Manche tun das nicht, sind einfach nur wütend und sauer auf den Kollegen, was zwar zunächst mal emotional nachvollziehbar ist, aber auf Dauer niemandem im Kollegium konstruktiv nützt.
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| Liebe siebengscheit | | von: rapella
erstellt: 10.11.2007 13:30:35 |
ich wäre froh gewesen, wenn es damals, als ich noch Schülerin war, jemanden wie dich an meiner Schule gegeben hätte. Ich habe einen alkoholabhängigen Lehrer über zu viele Jahre "ertragen" müssen und habe bis heute in diesem bestimmten Fach selber noch große grundlegende Defizite, die ich nie durch Selbststudium ausbügeln konnte.
Klar war er der beste Lehrer der Welt- viel gespielt, Arbeiten, die wir vorher schon im Unterricht besprochen haben etc.
Die Nachwirkungen jedoch für mich als Schülerin und jetzt sogar als Lehrerin sind stetige Begleiter.
Ich finde deinen Einsatz einfach bemerkenswert , da die wirklichen Opfer, nämlich die Schüler/Innen kaum Beachtung finden, da wird gesagt ach die die schaffen das schon, den geht es doch gut, die sind ja noch jung und ach der arme Kollege ist jaaa sooo krank!
DANKE! Auch wenn uns damals keiner erhört hat, obwohl es für alle Beteiligten offensichtlich war und der Lehrer erst gegen einen Baum fahren musste um zur Vernumpft zu kommen, hilft es mir zu wissen, dass es heute Lehrer/Innen gibt, die nicht wegschauen, sondern handeln!!!
Lieber Gruß
rapella |
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