Vielleicht bin ich da auch hoffnungslos altmodisch?

Nein, es sei denn, ich wär auch altmodisch. Ich bin auch eine, wenn nicht die jüngste im Kollegium und ich habe keinem das "Du" angeboten, weil ich das nicht für angebracht hielt.

Das "Du" seither angenommen habe ich aber schon. Waren auch alles Kollegen, wo man sich (gegenseitig) besser kennen- und schätzen gelernt hatte. Da passiert das dann ganz natürlich...

zeigt die Duz-Seligkeit auch den Willen sich unbedingt zu integrieren - das macht freilich nicht weniger mulmige Gefühle. Du müsstest schon deiner Menschenkenntnis nach entscheiden, ob du die Dame weiterhin ansprechen willst für den Fall, dass sie bleibt.

Zum Anfangsbeitrag noch eine Bemerkung: Wirf es über die Schulter - es ist letztlich unwichtig, es sei denn du machst den Wert deiner Arbeit davon abhängig.

...zum Glück ist der Wert meiner Arbeit nicht DAVON abhängig! Und natürlich wusste ich vorher, dass es zu spät ist, an der aktuellen Situation noch etwas zu ändern. Deshalb lautete meine Frage ja auch nicht "Wie SOLL ich reagieren?"

Danke für eure Meinungen, sie haben mich zum Nachdenken gebracht und ich werde mich in Zukunft bestimmt nicht mehr dazu hinreißen lassen vorschnell "Erna" zu murmeln.

Aber so insgesamt geht mir diese Duzerei schon etwas gegen den Strich.

Konsequenterweise müsste ich Ihnen jetzt einen schönen zweiten Adventssonntag wünschen.

Viele Grüße
tanteerna

Der sei IHNEN auch gewünscht.

Die jungen Leute sind es irgendwie kaum noch gewohnt, jemanden
zu siezen. Immer häufiger erlebe ich es auch, dass Verkäufer,
Frisöre usw., also Wildfremde, von jungen Leuten einfach
geduzt werden. Vermutlich kennen sie auch nicht den Berufs-
Knigge und wissen gar nicht, wer wem das Du anbieten sollte.
Vielleicht sollte man der Dame das wirklich mal unter vier
Augen sagen, damit sie etwas fürs (Berufs-)Leben lernt.

Übrigens: Wie handhabt ihr es mit ehemaligen Schülern, die
euch über den Weg laufen? Schüler meiner eigenen Klasse oder
die ich lange im Unterricht hatte, pflege ich auch nach der
Schulzeit weiter zu duzen. Die anderen sieze ich, solange sie
dem nicht widersprechen. Aber was ist, wenn man sie nach
Jahren plötzlich in ihrer Funktion als Schülereltern
wiedersieht? Ich tendiere da eher zum Siezen, wobei ich weiß,
dass Kollegen sie weiter duzen.

Guckstu hier:
http://www.4teachers.de/?action=showtopic&dir_id=2684&topic_id=13166

Danke für den Link. Das Forum kannte ich noch nicht. Da kommt
mir manches bekannt vor!

Inzwischen muss ich meine etwas lockere Haltung vor zwei Jahren revidieren. Bei uns ist es üblich, dass sich jeder duzt im Kollegium. Doch - inzwischen kommen junge Referendare an die Schule, die irgendwie kein Gespür mehr haben, wie man mit erfahreneren Kollegen umgeht. Man spürt deutlich eine Arroganz. Mit Hinweisen darauf können sie nichts anfangen. Sagen wir es einmal plump: Es gibt immer wieder Leute, die "nehmen sich Rechte heraus, die ihnen nicht zustehen." Und zwar basiert das nicht auf einem kollegialen Umgangston. Es ist unglaublich schwer, dieser neuen Generation von Referendaren das zu vermitteln, denn sie wissen überhaupt nicht, was man meint. Wobei - nicht jeder ist so, aber es kommt gehäuft vor. Im konkreten Fall habe ich mir überlegt, ob es manchmal nicht besser ist, durch das "Sie" eine Distanz zu schaffen.

aber möglicherweise ins Forum passend:

Dear Doosie: Eine Liebesgeschichte in Briefen