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Forum: "Schule - Vermittler eines falschen Unternehmerbildes ?"
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| @ysnp | | von: emiliach
erstellt: 05.10.2008 13:25:55 |
Kommt ein Wirtschaftsfachmann in den Unterricht, wird dieser Unterricht unter gewissen "ideologischen" Gesichtspunkten gehalten.
Hä?? Welche Deiner Meinung nach ideologischen Gesichtspunkte sollten dies sein?
Jetzt bin ich doch mal sehr gespannt. |
| @jhaas | | von: emiliach
erstellt: 05.10.2008 14:15:47 geändert: 05.10.2008 14:19:36 |
Ich wollte mit meinem Beitrag auch nicht behaupten, dass diese Themen in Schulen nicht durchgenommen würden.
Aber da ich nicht weiß, in welcher Tiefe dies geschieht und hier nach dem Sinn für den Wirtschaftsunterricht gefragt wurde, nahm ich es als einfaches und für alle verständliches Beispiel. Zudem hat die von mir angeführte millionenfache Überschuldung der privaten Haushalte doch eine Ursache. Offenbar herrscht nicht genügend Wissen um die Folgen, wenn ich mehr Geld ausgebe als ich einnehme. Allein schon in Anbetracht dessen wäre hier frühzeitigere Wissensvermittlung sicher angebracht.
Wie schon gesagt, gibt es noch viel mehr Beispiele, die durchaus sehr viel komplexer sind und wo es sicher sinnvoll wäre, diese mal näher zu beleuchten. Ich füge mal hier die Spekulationsgeschäfte an, die u.a. ursächlich für die derzeitige Wirtschaftskrise sind und die durch die Politik eine Billigung erfahren, dass es mir die Haare aufstellt. Das Ganze geht soweit, dass am Schluss der Steuerzahler die Zeche bezahlen darf.
Wäre hier mehr Wissen "am Mann" glaube ich, dass auch mehr Leute sich an die Wahlurne begeben würden, anstelle sich vom Kapital resignierend Dinge aufdiktieren zu lassen, die schlicht und ergreifend haarsträubend sind.
Insofern bin ich mir mit meinen Vorschreibern gar nicht mal so uneins, nur kann niemand Dinge beurteilen, die er nicht mal ansatzweise durchblickt.
Insofern ein klares "Ja" für intensiven Wirtschaftsunterricht. |
| ideologische Gesichtspunkte z.B.: | | von: ysnp
erstellt: 05.10.2008 15:15:33 geändert: 05.10.2008 15:23:36 |
Ein Räsonieren darüber, ob betriebswirtschaftliche Praktiker in den Unterricht kommen, um über innerbetriebliche Optimierungsstrategien zu dozieren (Freisetzungen von Mitarbeitern, um den betriebswirtschaftlichen Jargon aufzunehmen), ist nichts anderes als neoliberales Denken ohne Reflexion auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge in den Unterricht zu implantieren. (Zitat von Bakunix)
oder:
Ausweiten des Lobbyismus, das haben wir in der Politik schon genug.
http://de.wikipedia.org/wiki/Externe_Mitarbeiter_in_deutschen_Bundesministerien
Wir hatten hier schon ein Forum wo es um die Einflussnahme der Wirtschaft auf Schulen ging (Stichwort Bertelsmannisierung).
In meinen Augen öffnen wir dadurch der Wirtschaft ein weiteres Tor in die Schulen und damit deren Einflussnahme, wenn wir externe Leute zulassen.
Ich gehe sogar so weit: Wirtschaftliches unternehmerisches Denken, wo es um die besten Möglichkeiten des Profits (ohne Rücksicht auf Verluste, überspitzt formuliert) geht, hat in vielem unsere Gesellschaft kaputt gemacht, vor allem was das soziale Denken betrifft.
(Dass die Sache so langsam in Größenwahn übergeht, sieht man z.B. an dem aktuellen Bankencrash.)
Die Schulden vieler kommen doch gerade daher, dass Materielles als das Erstrebenswerteste angesehen wird. Andere Werte, die im humanistischen und sozialen Denken verhaftet sind, kommen doch gar nicht mehr zum Tragen. |
| Genau hingucken | | von: ishaa
erstellt: 05.10.2008 15:18:01 |
was an den Schulen passiert bzw. passieren soll, sollte man schon.
Ich komme noch einmal zurück auf meine Frage: Auf welchen Ebenen soll Wirtschaft unterrichtet werden?
An den Hauptschulen in NRW ist eine Tendenz zu beobachten, dass Berufsorientierung und am besten auch noch -qualifizierung immer mehr Raum einnehmen. Je nachdem, was die Schüler so wählen, haben sie ab Klasse 7 evtl. ebenso viel Hauswirtschaftsunterricht wie Unterricht in Deutsch. Da die Neuerungen im Galopp daherkommen, neue Lehrkräfte, entsprechende Studiengänge, Fortbildungen etc. aber eher nicht, kochen sie sich dann im ungünstigen Fall bis zum Schulabschluss einen Wolf...
Anscheinend sollen sie bis Klasse 10 nicht nur befähigt werden, als Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen sondern auch dazu qualifiziert werden, sich selbständig zu machen.
Man schaue sich dazu folgendes Projekt an. (In der Schulbuchanalyse unter Materialien findet sich die gleiche Analyse wie im eingangs diskutierten Artikel.) Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung beinhalten unter anderem "Schreiben einer Presseerklärung im Deutschunterricht, Eintwicklung eines Logos im Kunstunterricht, Preiskalkulation im Mathematikunterricht".
www.gotoschool.de
Alles hier dargestellte ist gut und schön, es stellt sich nur die Frage, wie viel Zeit dann noch für anderes bleibt.
Ich denke, es ist unsere Aufgabe, uns mit diesen Anforderungen an Schule kritisch auseinanderzusetzen, und vielleicht etwas differenzierter als so:
www.4teachers.de/url/3023
Obwohl, so ganz verkehrt erscheint mir diese Betrachtung auch nicht... oder?
ishaa |
| @ynsp | | von: emiliach
erstellt: 05.10.2008 15:51:43 geändert: 05.10.2008 15:55:16 |
...ob betriebswirtschaftliche Praktiker in den Unterricht kommen, um über innerbetriebliche Optimierungsstrategien zu dozieren ist nichts anderes als neoliberales Denken ohne Reflexion auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge in den Unterricht zu implantieren…
Ah ja! DAS also meinst Du mit ideologischen Gesichtspunkten. Mal ne Frage: Wie würdest Du verfahren, wenn Du Unternehmerin wärst und der Absatz Deiner Produkte mangels Nachfrage stagnierte? Würdest Du dann sagen: "Ich bin schließlich nicht neoliberal und unreflektiert, ich behalte meine Mitarbeiter solange, bis nichts mehr geht und ich alle rausschmeißen muss?"
Wohl kaum, oder?
Unreflektiert finde ich eher die Pauschalisierung in dem oben aufgeführten Zitat von bakunix. Was nützt bitte die Reflexion gesellschaftlicher Zusammenhänge, wenn ich aktuell die Gehälter meiner Mitarbeiter zu bezahlen habe und dies nicht kann, weil ich nichts mehr verkaufe?
Weiter geht´s:
Die Schulden vieler kommen doch gerade daher, dass Materielles als das Erstrebenswerteste angesehen wird. Andere Werte, die im humanistischen und sozialen Denken verhaftet sind, kommen doch gar nicht mehr zum Tragen.
Aha, woher das wohl kommt? Offenbar gelingt es dem heutigen Bildungswesen immer weniger, diese anderen Werte ausreichend zu vermitteln. Aber es ist natürlich einfach, dies dann allein der Wirtschaft anzulasten, einer muss ja Schuld sein und dies möglichst nicht man selbst.
Sehr schlichtes Denken, das niemanden weiter bringt.
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