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Forum: "Hauptschule aus Überzeugung"
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| Hauptschule aus Überzeugung | | von: line67
erstellt: 08.01.2006 00:44:12 |
Hallo!
Möchte mich hier mal kurz vorstellen. (Was genau ich von dem Forum erwarte, weiß ich eigentlich selbst noch nicht richtig, aber vielleicht ergibt sich das ja...).
Bin seit 6 Jahren Lehrerin an einer Hauptschule im Raum Braunschweig. Nach anfänglichem Hadern und der immer wiederkehrenden Frage, ob die Entscheidung für diesen Beruf wirklich richtig war, fühle ich mich mittlerweile doch am rechten Platz. (Supervision, systemische Weiterbildung etc. haben mir einen anderen Blickwinkel verschafft). Z. Zt. bin ich Klassenlehrerin einer 7. Klasse, mit der mir das Arbeiten richtig Spaß macht. Meine Fächer sind Englisch, Bio, Chemie und (fachfremd) Physik, Deutsch, AW. Privat habe ich eine bezaubernde zweieinhalbjährige Tochter und einen Mann, der einem Weiterbildungsstudium nachgeht. Mein einziges Problem: ich mache einen Dauerspagat zwischen Mutterpflichten und Arbeit (mache aber beides wirklich gerne).
Das war erstmal ein grober Abriss.
Gruß line67 |
| Willkommen! | | von: klairchen
erstellt: 08.01.2006 17:37:54 geändert: 09.01.2006 17:38:42 |
Ich bin auch Hauptschullehrerin, habe ebenfalls eine 7. Klasse und unterrichte E, D, GPE, Rel. Meiner Meinung nach kann man es in der Hauptschule nur aushalten, wenn man bzw. frau freiwillig hier ist. In meinem Kollegium war es für eine Kolleginnen und Kollegen die einzige Chance, überhaupt in den Schuldienst zu kommen. Jetzt sind sie bei uns und warten nur darauf, endlich ihren Versetzungsantrag an eine Grundschule stellen zu können. Ich schreibe das deshalb so ausführlich, weil ich mir die HS ausgesucht habe und mich dafür während des Studiums und des Referendariats immer wieder "rechtfertigen" musste. Ich finde diese Arbeit zwar anstrengend, aber unheimlich spannend. Ist es nicht auch toll nach Hause zu gehen und sagen zu können, dass man sich heute nicht eine Minute lang gelangweilt hat??? Und, Line, mit jedem Jahr wird die Doppelbelastung leichter zu wuppen. Wenn deine Kleine älter ist, kannst du dich sogar schon mal nachmittags an den Schreibtisch setzen !!!! |
| Danke für's Mutmachen | | von: line67
erstellt: 09.01.2006 00:24:08 |
Das ist schön, so viel Zuspruch zu bekommen. (Soviel zu meiner Frage, was mich in diesem Forum wohl erwarten wird).
Auf die Zeiten, wenn ich dann auch mal am Nachmittag an den Schreibtisch kann, freue ich mich schon, obwohl es ja auch schade ist, wie schnell meine kleine Maus größer wird... Das alles ist wirklich manchmal ziemlich anstrengend. Nach 6 Stunden in der Schule bin ich müde und würde gerne ausruhen oder halt was schaffen, aber die Kleine macht keinen Mittagsschlaf mehr, ist aber unausgeglichen und anstrengend. Und wenn der Tag eigentlich schon gelaufen ist, geht's erst ab an den Schreibtisch - nie unter 2-3 Stunden. Eigentlich bin ich ein ziemlicher Power-Typ aber vor Weihnachten sind dann auch mir mal die Kräfte ausgegangen. Nun habe ich aber wieder Kraft geschöpft für die anstehende Zeugniszeit. Diesen Sommer wird mein Mann auch endlich mit seinem Studium fertig und entweder findet er dann auch eine Arbeit, so dass ich weniger arbeiten kann, oder er entlastet mich zu Hause. Mit dieser Aussicht halte ich noch ein paar Monate durch.
Was die Hauptschule angeht, so war es auch schon im Studium meine Wahl (sieht man ja auch an den Fächern). Als ich dann mit großem Engagement anfing, musste ich aber erstmal feststellen, wie sehr der Job einen zermürben kann, wenn man nicht eine "professionelle" Distanz zu den Dingen hinkriegt. Deshalb waren die Supervisionen mit einigen Kolleginnen anfangs überlebensnotwendig. Ich habe immernoch den "guten Draht" zu meinen Schülern, kann mich aber innerlich auch abgrenzen. Das habe ich Anfangs nur schwer hingekriegt und habe deshalb oft gelitten. Was du schreibst, klairchen, habe ich auch schon oft beobachtet. Letztes Jahr habe ich dann (noch während meiner Elternzeit) die Klasse eines Lehrers übernommen, der nicht mehr konnte. Es gibt so viele Lehrer, die sich nicht auf die HS einlassen wollen oder auch einfach nicht können. Ich finde es ganz wichtig, da immer an sich zu arbeiten und mit Kollegen auch offen über Probleme zu sprechen. Als Einzelkämpfer wird man in dem Beruf wohl kaum glücklich.
Ich freue mich auf weiteren Austausch mit euch. Gute Nacht, line! |
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