Hallo liebe Forengemeinde!

Ich plane momentan die Abschlussfahrt meiner 10.

Mein Ziel war/ ist so viel gemeinsame, aktive Zeit wie möglich zu verbringen und nicht stundenlang im Bus zu sitzen um am nächsten Tag von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit wieder mit dem Bus gekarrt zu werden. Deshalb soll es ein Ort in Deutschland sein.

Der Ort,den ich mir ausgesucht hatte, liegt 4 Stunden Busfahrt entfernt.

Wir würden in einem Bungalowpark unterkommen. ( Schüler sind selbständig, verpflegen sich auch selbst).

Ich hatte eigentlich nicht mit so viel Gegenwehr von Elternseite gerechnet.

Mir wird vorgeworfen, dass man ja für DAS Geld auch ins Ausland kann und warum ich das nicht möchte. Schließlich sei das ja eine Abschlussfahrt und nach xy kann man doch immer fahren.

Das Verhältnis zu den Eltern waren bislang immer sehr gut, sodass ich zum Einen perplex war und zum anderen nicht alles abschmettern wollte nach dem Motto: Ich entscheide alleine.

Was ratet ihr mir?

Danke

Florence

Wie viele Tage dürft ihr denn fahren? Und wieviel soll es denn pro Schüler kosten?

Da git es ja auch unterschiedliche Vorgaben von Bundesland zu Bundesland und von Schule zu Schule.

Bei uns in der Stadt darf die Dauer der Fahrt nicht 4 Tage überschreiten und die Kosten 100 €. Das ist Vorgabe und auf der Basis kann dann auch mit dem Schülern zusammen entschieden werden...

Gute Nerven wünsche ich dir

... aber die Schüler sehen das anders.

In unserer Schule dürfen keine Klassenfahrten ins Ausland unternommen werden (weil es noch eine Studienfahrt gibt, um die Kosten zu deckeln und  es gibt ja auch noch eine Oberstufe...)

Wir sind mit den 10ern an einen Ort im Inland gefahren, der 6 Stunden reine Fahrtzeit (+ Pausen, Fahrerwechsel) entfernt ist. ICH finde das viel zu lang. Aus meiner Sicht, sind da ja von den 5 Tagen fast 2 Tage für die Fahrt weg.

Aber beim Reisen zählen eben noch andere Sachen: hat das Reiseziel ein hohes Prestige? ist es dort ganz anders als zuhause? sind die Reisebegleiter nett?

Die Schüler fanden's toll. Die Busfahrt ist für die eben auch ein Teil der Reise und sie sind ja nicht mit 25 Nervensägen unterwegs sondern mit ihren z.T. besten Freunden am chillen o.ä. Und die Schüler fanden es eben wichtig sagen zu können "wir waren sogar auf..."

In deinem Fall wäre halt ein bißchen Scheinbeteiligung im Vorfeld ganz gut gewesen...

Wenn eure Schule das zuläßt, lass eben einen Ausschuss (Schüler und Eltern) 3 Ziele mit solider Preiskalkulation raussuchen und lass abstimmen. Natürlich müssen die Eltern auch unterschreiben, dass sie im Fall von Krankheit oder Fehlverhalten ihre Kinder von dem 800 km entfernten Ziel abholen.

lG

ttthat

Schülerwunsch: Flug nach Barcelona, Busfahrt nach Nizza, Segeltorn in Holland

Elternwunsch (eigentlich, aber selten gesagt): nicht zu teuer; wird aber (vielleicht aus Scham) nicht ausgesprochen.

Lehrerwunsch: lehrreich, unkompliziert, leicht zu organisieren, keine lange Anfahrt

Bring das einmal Alles unter einen Hut!

Ein Argument gegen lange Busfahrt: 2. Fahrer kostet immer einiges mehr

Ein Argument gegen Flugreisen (jedenfalls in der Provinz): Anfahrt kostet extra, Fahrt zur Unterkunft kostet extra, wenig mobil am Zielort, Chaos am Flughafen (bei Billigflügen kannst du die tollsten Sachen erleben wie Verlegung des Abflugortes um ein paar Hundert km; wie du hinkommst, ist deine Sache).

Ein Argument gegen teuer, das vielleicht auch Schüler verstehen: "Dann bleibt mehr Taschengeld zum Shoppen!"

Wie man es macht, ist es erst einmal verkehrt.

Man sollte im Vorfeld, ev. über den Personalrat, mit dem Elternbeirat einen Kostenrahmen und ev. auch einen Reiseradius vereinbaren; das entspannt. Und dann ist es hilfreich, sich die einschlägigen Bestimmungen in den Vorschriften genau durchzulesen: Brauche ich bei Auslandsreisen Sprachkenntnisse oder eine Extragenehmigung? Muss der Zusammenhang mit dem Schulstoff nachgewiesen werden? Brauche ich einen Begleitlehrer mit Berechtigung (z.B. Segelschein o.ä.)? Darf der Schulleiter eine Reisegenehmigung erteilen (Reisekosten!)?

Aber dieses Thema wird immer problematisch sein, solange sich die Schüler die Kosten nicht selbst verdienen müssen. Und 20 Jahre später war es immer toll!

rfalio

Du beschreibst die Gegenwehr der Eltern. Was sagen denn die Schüler?

Deine geschilderte Planung klingt doch erstmal spannend und am Ende zählt die Qualität der miteinander verbrachten Zeit. Die Unterbringung und die Selbstverpflegung sprechen dafür, dass die Schüler sich viel mit sich und ihren Kameraden beschäftigen werden (müssen). Klar mag das Ziel nicht so spannend sein, aber ob man nun im Hintergrund einen schiefen Turm stehen hat oder vor der Nase das Mittelmeer, davon wird die gemeinsame Zeit nicht besser oder schlechter.

Und um die Argumentation der Eltern mal umzudrehen: Ins Ausland kann man auch jederzeit fahren, dazu brauch ich doch die Schule nicht 

Wenn deine Schüler mit deiner Planung bisher einverstanden waren (was aus deinem post nicht hervorgeht), könnte man doch einen gemeinsamen Eltern-Schüler-Abend machen, an dem die Kinder ihre Eltern überzeugen?

Weiterhin ist die Frage, welche und wie viele Eltern gegen deinen Plan sind?

Außerdem: Argumente gegen eine weite und teure Fahrt hast du schnell, die wurden weiter oben auch bereits genannt.

Mein Argument für Fahrten innerhalb Deutschlands:

Ich muss in der Lage sein, mich in Notfällen mit dem Rettungsdienst oder mit einem Arzt unmißverständlich austauschen zu können.

Wenn ich ins Ausland gehe, dann muss ich schon im Voraus ganz sicher sein, dass man dort entweder Deutsch oder wenigstens Englisch spricht.

Mangels Italienisch- oder Spanischsprachkenntnissen hört es da bei mir schon ganz schnell auf.  Das gilt auch für den Balkan und Griechenland.

Meine Auswahl kann sich von daher nur auf Deutschland, Österreich, die deutschsprachige Schweiz und Benelux beschränken. UK könnte auch noch dazugehören.

Schon in Frankreich wird das bei mir ganz, ganz eng.

Alles Andere könnte ich nicht veranworten.
Statistisch gesehen musste bei jeder fünften meiner Schulfahrten mindestens ein Mal ein Arzt aufgesucht werden.
In einer normalen Arztpraxis hast du es am Telefon und am Empfang erst mal mit einer Arzthelferin zu tun, die nicht zwingend eine Fremdsprache versteht geschweige denn spricht.

Außerdem fahre ich mit Schülern nur dorthin, wo ich mich persönlich gut auskenne oder wo ich die Chance habe, die Locations vorbereitend zu besuchen.

Helfen dir solche Argumente?

Viele Grüße

kw

Dein erster Satz:

Ich plane momentan die Abschlussfahrt meiner 10.

weiter geht es:

Mein Ziel war/ ist ...

Ich persönlich finde es schwierig, wenn du für 16-jährige planst und deine Ziele verwirklichst. Aus 2 Gründen:

1. wollen Jugendliche in solche Prozesse einbezogen werden.

2. sind sie alt genug, um soetwas selbstständig zu planen. Aus meiner Sicht nimmst Du ihnen die Selbstständigkeit und auch die Verantwortung für diese Planung.

Dass dann Widerstand entsteht, ist aus meiner Sicht nicht verwunderlich.

Ich würde da immer einen Rahmen setzen (diesen vielleicht mit den SuS erarbeiten) und mir ein Vetorecht einfordern, weil ich die ganze Sache verantworten muss und dann sie machen lassen oder den Eltern das übergeben.

Einen Wettbewerb höher, weiter, schneller würde ich auch nicht mitmachen, aber ich finde es auch verständlich, dass die SuS etwas Besonderes wollen. Es ist ihre Abschlussfahrt und sie wollen sich gern daran erinnern. Natürlich würde für mich eine Fahrt an die Costa Brava auch ausfallen, weil wir nicht nur abhängen und chillen, sondern so eine Fahrt hat einen Bildungsauftrag. Außerdem bin ich nicht Rettungsschwimmer und damit dürften die SuS weder im Pool noch im Meer baden. Also wenn Spanien, dann eben Barcellona (oder Madrid oder ...) und dann werden auch die Sehenswürdigkeiten der Stadt besucht. Das wollen sie dann meist doch nicht und man kann alternativ in die Natur fahren und dann muss es eben nicht Spanien sein.

Ich habe zum Beispiel mal bewusst eine Abschlussfahrt nach Rimini gemacht, weil ich wusste, dass die SuS mit großer Wahrscheinlichkeit nie ans Mittelmeer oder Ähnlichen fahren werden, damit sie das in ihrem Leben auch mal gesehen haben. Oder einmal war ich in Tschechien in einem 4-Sterne-Sporthotel. Da waren meine SuS mit dem 5-teiligen Besteck am Tisch und dem großen Buffet anfangs völlig überfordert und der Wellnesbereich war für die SuS auch ein Erlebnis, dass sie so in ihrem Leben wahrscheinlich nicht wiedererleben werden.

Preiswerte und schöne Fahrten kann man auch nach Tschechien oder Polen machen.