Hallo ihr Lieben!

Mich würde interessieren, wie ihr diverse Fehler verbessern lässt.

Irgendwie habe ich noch kein zufriedenstellendes Modell für mich gefunden.

Angenommen 3.Klasse Grundschule - ein Text wurde geschrieben - 

* Markiert ihr fehlerhafte Wörter einfach und die Kinder bessern im Text aus?

(finde ich ein bisschen unübersichtlich)

* Schreibt ihr fehlerhafte Wörter unten noch einmal richtig auf und die Kinder schreiben diese eine Zeile lang auf?

(frustrierend für die Kinder und zeitaufwendig für mich)

* Markiert ihr fehlerhafte Wörter und die Kinder schreiben diese selbstständig einmal unter den Text richtig hin?

Andere Ideen?

Ich freue mich auf eure Vorschläge/Anregungen!

Liebe Grüße

SabiL

Ich muss einem Rs-schwachen Kind den Text nicht rot unterstreichen oder mit Rot noch einmal alles hinschreiben. Das bringt eh nicht mehr als Frust. Gelernt wird dabei nichts außer das es am Selbstwertgefühl kratzt. Diesen Kindern suche ich 3-4 Wörter raus, wo ich denke, dass das zum derzeitigen Übungswortschatz passen könnte. Dann bleibt wenigstens etwas hängen. Ich weiß, dass geht nicht konform mit den Ideen unseres Bildungsministeriums. Aber die sind eh so weit weg vom Kind, insofern mache ich mir darüber keine Gedanken.

das Kind so wenig wie möglich nochmal mit dem eigenen Fehlerwort zu konfrontieren. Im Text rumverbessern finde ich nicht gut, das ist Flickwerk und hilft dem Kind nicht, das korrekte Wortbild einzuprägen. Ich fand immer schön, eine Positivkorrektur zu machen, z.B. mit grün alle richtigen Wörter einzukreisen mit dem Zusatz "du hast 42 von 50 Wörtern ganz richtig geschrieben". Dazu kann man den kompletten Text auf einem halben Blatt anbieten mit der Aufgabe: Finde die Wörter, die du noch weiter üben möchtest (d.h. die falsch geschriebenen) und schreibe sie nun fehlerfrei ab (oder so...)

1) bei Hausaufgaben/Schularbeiten, wenn ich es nachkorrigiere:

bei guten Schülern: streiche ich die Zeile an, das falsche Wort soll gesucht werden und vor Ort mit Tintenlöscher verbessert oder neu geschrieben werden

bei mehreren Fehlern: Da streiche ich das Wort selbst an, der Schüler schaut dies nochmals im Original an und verbessert wie oben.

bei vielen Fehlern: ... treffe ich eine Auswahl um das Wort mindestens nochmals 3x oder eine Zeile lang zu schreiben (ich schreibe es vorne hin, auch die Anzahl wie oft)

oder: Wenn auch die Schrift geübt werden soll, tippe ich die Wörter mehrmals zum Nachspuren in Schreibschrift auf ein Blatt und klebe dies unter die Übung.

2) bei benoteten Diktaten:

Wichtige Wörter schreibe ich den Schülern extra heraus, die werden in ein Karteikartensystem integriert und individuell geübt. (Methode: 3x richtig, über Hürden springen) (So mache ich das mit sich wiederholenden Fehlern bei freien Texten.)

3) bei Übungsdiktaten/Partnerdiktaten:

Hier bin ich wegen des Aufwands zur einfachen Fehlerverbesserung übergegangen. Das falsche Wort wird entweder vom Partner, vom Kind selbst oder von mir (je nach Aufgabenstellung) im Text mit Fineliner verbessert und dann nochmals dreimal geübt. Kleinschreibung am Satzanfang wird nur verbessert, aber nicht geübt, sondern nur besprochen. Besonders hartnäckige Fälle müssen dann mal ganze Sätze abschreiben.

Ich muss allerdings dazu sagen, dass sich unser Sprachbuch immer wieder mit Fehlerarten beschäftigt und die Rechtschreibregeln auf eine andere Weise eingeübt werden.

Wenn ich bei Schülern immer dieselbe Art von Fehlern entdecke, dann rede ich mit den Schülern oder mache für manche eine diesbezügliche, individuelle, regelbasierte Fehlerverbesserung. Allerdings kann ich das nur punktuell machen - wir haben große Klassen, meine letzte Klasse hatte 29 Schüler.

Ich weiß, dass ich hier jetzt etwas "off-topic" werde, aber ich möchte Euch trotzdem mitteilen, dass ich es als unglaublich wohltuend empfinde, dass Eure beiden Beiträge wirklich in fehlerfreiem Deutsch geschrieben sind! 

Eine wirkliche Seltenheit in diesem Forum!

Danke und LG

emi  

LG  

Hesse

einen ganz anderen Grund, euch mit noch mehr Respekt zu begegnen, liebe GS-Lehrerinnen.

Wenn ich den Korrektur-Vorgang mit Arbeiten in den Klassen der SEK I vergleiche, dann bewundere ich eure Geduld, den riesigen Aufwand, den ihr betreibt, für jede Art von Fehlern ein anderes Methödchen zu kennen - ich würde verrückt dabei. Das ist ja auch bei noch so großer Routine und Erfahrung äußerst zeitaufwändig. Das wäre nix für mich   

die reinste Lobhudelei hier 

Und inhaltlich zu emi: Danke für die Blumen . Wer gern nörgelt, muss es halt auch vorleben, und ich bin, was korrekte Rechtschreibung betrifft, ein Nörgler vor dem Herrn. Ich kann es weder weglächeln noch tolerieren oder mit irgendwas entschuldigen, wenn Menschen, die im Lehrberuf tätig sind, nicht richtig schreiben können. Ich hatte mal einen Referendar, der mir ein von ihm korrigiertes Diktat zur Kontrolle vorlegen sollte. Nach dem 7. übersehenen Fehler befragte ich ihn zu seiner Korrekturweise, worauf er völlig erstaunt tat: "Achso, man muss JEDEN Fehler anstreichen?"  Nach wiederholter Vorlage der Hefte stellte sich heraus, dass er gar nicht jeden Fehler gefunden hatte, nicht einmal, als ich ihn mit der Nase darauf stieß.

Und zu klexel: Den Lernprozess bei kleineren Kindern zu begleiten und zu beobachten macht vermutlich den Reiz der Grundschulpädagogik aus. Man entscheidet sich ja bewusst dafür oder auch dagegen. Ich war jedenfalls geprägt davon, dass meine Mutter als Gymnasiallehrerin mit 2 Korrekturfächern ständig bis zu 150 Hefte da liegen hatte und unfassbar viele Korrekturzeiten in ihrem Zimmerchen verbrachte. Da war für mich klar, dass ich DAS nicht will , und auch ich habe umgekehrt Hochachtung vor den Kollegen der Sek 1, die zu aller Arbeit auch noch die pubertären Wallungen der Schülerschaft zu managen haben.

in der ich Kindern in der Grundschule als DaZ-Lehrerin unterstützen durfte, gab es keinen Rotstift für mich ("Hat Lehrerin immer"), also verwendete ich einen grünen Stift. Kommentar der Kinder: "Grün ist, kann ich besser machen. Du hilfst mir."

Meine Hochachtung allen (Grundschul)Lehrkräften, die "kreatives" Deutsch in richtige Bahnen lenken!