Folgenden Text las ich gestern in der Rheinischen Post:
Aussehen
Vor kurzem war ich wieder in einer weiterführenden Schule. Es ging bei dem Gespräch mit der Schulleitung und ausgesuchten Lehrern um Zukunftsberufe im Handwerk. Natürlich kamen auch andere Themen zur Sprache - insbesondere das Arbeits- und Sozialverhalten der Schüler. Einige Pädagogen beklagten das Problem, dass der pünktliche Unterrichtsbeginn in der ersten Stunde für nicht wenige Schüler nur einen ,empfehlenden’ Charakter besäße. Auch habe man große Probleme für eine ‚unterrichtsadäquate’ Kleidung in den Abgangsklassen zu werben. Die Schüler liebten halt bauchfrei, Mütze auf, tiefsitzende Hose und Schlabberlook.
Ich hörte mir die kritischen Worte an, bestätigte ausdrücklich die Bedeutung von Aussehen und Verhalten im Berufsleben und sah mir die Lehrer genauer an. Der Schulleiter trug ein Jackett aus den für ihn wohl wilden 70er Jahren. Keine Krawatte, aber Holzfällerhemd. Dazu Cordhose mit ausgebeulten Taschen. Ein anderer Lehrer hatte eine Designerjeans (?) an - zumindest hatte sie zahlreiche Risse und Flicken. Eine Pädagogin konnte sich wohl nicht von ihrer Batik-Phase trennen. Das ‚Leibchen’ in zarter Wischtechnik schmeichelte nur bedingt ihrem Aussehen.
Und? Habe ich dies alles angesprochen? Nein, ich war zu feige, habe mir die kritischen Worte über die Schüler angehört und bin wortlos wieder zur Kammer gefahren.
Dr.AxelFuhrmann, Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf
Wer fühlt sich angesprochen?