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Forum: "Unterrichtskonzeption im Rahmen einer Masterarbeit (Arbeit mit Kompetenzraster, Diagnose und Förderung)"
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 | Unterrichtskonzeption im Rahmen einer Masterarbeit (Arbeit mit Kompetenzraster, Diagnose und Förderung) |  | von: wipaedin

erstellt: 05.08.2013 15:18:25 |
Hallo,
ich beabsichtige im Rahmen meiner Masterarbeit eine Unterrichtskonzeption zu erproben, in deren Mittelpunkt die Arbeit mit Kompetenzrastern steht. Mein Erkenntnisinteresse liegt dabei darin, herauszufinden welchen Beitrag die Arbeit mit Kompetenzrastern zur Diagnose und Förderung im Mathematikunterricht leisten kann. Geplant ist eine Unterrichtskonzeption mit einem zeitlichen Rahmen von ca. 8-12 Unterrichtsstunden. Das Ganze soll mit einer Eingangsdiagnose beginnen (z.B. diagnostischer Test), um die Lernausgangslage zu erfassen. Dies soll u.a. auch dazu dienen, um die Arbeit mit dem Kompetenzraster überhaupt zu beginnen (Verortung). Die Schüler sollen daran anschließend mit dem Kompetenzraster arbeiten. Währenddessen sollen Formen prozessorientierter Diagnostik eingesetzt werden, wie z.B. diagnostisches Interview, Beobachtungen, Befragungen. Schließlich soll das ganze Konzept am Ende evaluiert werden.
Mich würde eure Meinung dazu interessieren, was ihr insgesamt davon haltet, was ich mir da so vorgenommen habe. Haltet ihr dieses Vorhaben für realistisch? Oder ist es eher zu umfangreich und komplex?
Viele Grüße |
 | Masterarbeit |  | von: palim

erstellt: 05.08.2013 19:51:02 |
Wie weit bist du denn schon mit der Arbeit und wie viel Zeit oder Möglichkeit hast du noch, das Thema zu beeinflussen?
Ganz ehrlich:
1. Es ist deutlich, dass einige Kultusministerien als neuestes die Arbeit mit Kompetenzrastern in die Schulen bringen wollen.
2. Die Klassenstufe hast du nicht erwähnt, es ist nicht deutlich, in welchem Rahmen das ganze ablaufen soll.
3. Wenn du die Arbeit so konkret planst, musst du am Ende auch etwas vorweisen, das du auswerten kannst.
Dabei hast du allerdings genau 1 Beispiel aus dem du Schlüsse ziehen kannst.
4. Gerade in Mathematik finde ich es besonders schwierig.
Die Vorkenntnisse und das Beherrschen der Grundlagen ist sehr verschieden aus noch vielfältigeren Gründen.
Natürlich hat man das als Lehrkraft immer im Hinterkopf und gestaltet den Unterricht entsprechend.
Kompetenzraster führen einem das noch deutlicher vor Augen.
Meiner Meinung nach sind sie ein Mittel der Visualisierung, sie helfen aber nur wenig, den Unterricht besser zu gestalten.
Zeit und Personal werden nicht mehr und es ist nicht leicht, individuelle Lernwege zu eröffnen.
Ein Kind, das ein Problem bei der Aufmerksamkeit oder Wahrnehmung hat, bräuchte in diesem Feld Hilfe.
Kann ein Kompetenzraster das abbilden?
5. Vorschlag
Wie wäre es denn, wenn du dich für den Zeitraum deines praktischen Teils erkundigst, was dann in etwa im Mathematikunterricht in bestimmten Jahrgängen im Unterricht behandelt wird.
Dazu entwirfst du Kompetenzraster und fragst dann Lehrkräfte, ob diese ihnen helfen, das Vermögen der Kinder abzubilden - samt Vorerfahrung und Lernzuwachs.
Wie lange es dauert, das auszufüllen (pro Kind), welche Schlüsse sie ziehen,
welche Angaben auf dem Raster fehlen,
welchen Nutzen diese Raster habe können ... und welchen Nachteil.
Vorschlag 2:
Die Ausgangslage in einer Klasse erfassen und erfragen, was die Lehrkraft gerne den einzelnen Kindern ermöglichen würde, welche Bedingungen es bräuchte.
Das gegenüberstellen mit dem, was im Unterricht bei vorherrschenden Bedingungen wirklich möglich ist
und auch die Ergebnisse erheben und bewerten.
Palim |
 | Gar nicht so einfach |  | von: wipaedin

erstellt: 07.08.2013 08:11:37 |
Erstmal vielen vielen Dank für eure Rückmeldung und eure Vorschläge! Ihr habt mich über vieles zum Nachdenken angeregt, was ich vorher nicht bedacht hatte javascript:copyit('nachdenken');. Ja und vorallem hab ich (auch vorher schon) über den Umfang gegrübelt.
Mit der Masterarbeit sieht es so aus, dass ich das Konzept mit einer Fragestellung meinem Prof. schicken soll. Sie steht also noch ganz am Anfang (und ist u.U. noch beeinflussbar). Ich habe für diese Arbeit 3 Monate Zeit und ihr Umfang soll 60-80 Seiten sein. Inwieweit die Masterarbeit mit der Diplomarbeit vergleichbar ist, weiß ich nicht. Aber ich denke schon, es soll ja "derselbe" Abschluss herauskommen. Vom wissenschaftlichen Anspruch her ist es so, dass (grob gesagt) der praktische Teil theoretisch abgedeckt sein muss.
Auf die Idee mit den Kompetenzrastern (KR) kam ich während meines Schulpraktikums. In der Schule wurden sie im Mathematikunterricht einer EIBE-Klasse eingesetzt und seitdem bin ich total begeistert davon. Die in dieser Klasse unterrichtende Lehrkraft konnte (da alle Schüler (individuell) an dem KR arbeiteten) ganz gezielt auf die individuellen Probleme der einzelnen Schüler eingehen und sie so in ihrem Lernprozess unterstützen.
Ich hab bis jetzt noch keine konkrete Klasse. Es soll vorzugsweise aber eine Klasse der Berufsfachschule oder des Berufsvorbereitungsjahrs (als an einer beruflichen Schule) sein. Da ich noch keine konkrete Klasse habe und somit auch noch keine konkreten Inhalte kenne, würde die exemplarische Einbettung noch folgen. Das meintest du doch, caldelrao?
Dein 1. Vorschlag (palim) klingt interessant, aber ich glaube das würde mit einem zu großen Aufwand einhergehen. Ich müsste dann (je nach Variante) KR entwickeln und diese inhaltlich ausgestalten (Aufgaben, Materialien etc.). Wenn man ein KR selbst noch nicht erstellt hat, reicht es glaube ich erstmal eins zu erstellen.
Hmm, mir geht es hauptsächlich darum, Heterogenität zu begegnen und dafür ein Konzept/Instrument zu erproben (am liebsten irgendwie KR). Dein 2. Vorschlag geht aber doch eher in eine andere Richtung? Vom Ursprung her zielen diese Raster darauf ab, dass die Schüler mehr Eigenverantwortung für ihren Lernprozess übernehmen und ihre Fähigkeit zur Selbsteinschätzung verbessern. Ich verstehe KR (vom theoretischen Standpunkt her) als Instrument zur Kompetenzorientierung und Individualisierung. Unter Diagnose und Förderung verstehe ich die Optimierung von Lernprozessen. Auch KR wird das als (Haupt-)Ziel zugesprochen.
Wenn man dann (wie ich) nach dem Beitrag von KR zur Diagnose und Förderung fragt, interessiert es mich unter diesem Ziel. Aber (und da habt ihr Recht) ich habe nicht bedacht, dass ich dann auch eine Vergleichsgruppe bräuchte. Vielleicht hab ich mich zu sehr auf KR eingefahren. Ich finde ihren Einsatz bis jetzt schon sinnvoll und das würde ich ganz gerne ausprobieren.
Es geht ja nicht darum, in einem KR die Probleme abzubilden. Wenn jetzt z.B. der Schüler (wie palim schreibt) Probleme bei der Aufmerksamkeit oder Wahrnehmung hat, dann geht es doch darum, individuelle darauf einzugehen. Und diese Möglichkeit besteht (meines Erachtens) eher, wenn mit KR gearbeitet wird.
Ach... Das ist echt nicht einfach javascript:copyit('unentschlossen'); |
 | nicht leicht |  | von: palim

erstellt: 07.08.2013 11:48:26 |
Stimmt,
einfach ist das nicht.
Ich habe damals auch lange gerungen
und meine Fehler musst du nicht wiederholen
Dass du dir viele Gedanken im Vorfeld machst, finde ich gerade gut.
Wie oft haben wir hier Umfragen, bei denen man denkt, die Studierenden hätten keinen Schimmer, worum es geht.
Ein entscheidender Hinweis ist, dass es um Berufsschüler geht.
Meine SuS sind in der Grundschule und damit erheblich jünger und in manchem unerfahrener.
Des weiteren ist es so, dass ich den Kompetenzrastern recht kritisch gegenüber stehe.
Ich sehe durchaus den Nutzen, dass man sich Schritte, Fähigkeiten etc. bewusst macht. Auch das ist ja umstritten, da Lernen eben auch sprunghaft oder übergreifend erfolgen kann.
Ich sehe kritisch:
1. dass man die Verantwortung an die SuS überträgt. Das kann bedeuten, dass sie sich verantworlich fühlen, das kann aber auch bedeuten, dass sie noch stärker selbst steuern sollen, was ihnen ohnehin nicht gelingt.
2. dass die Kompetenzraster ein weiteres "Instrument" sind, den Erfolg einer Lehrkraft und ihre Überprüfbarkeit zu steuern.
3. die viele Arbeit, die dazu kommt ... das hast du ja selbst schon angemerkt.
Wenn das so wichtig ist, warum setzt das Ministerium nicht Beamte daran, die sowas ausarbeiten für alle Schulen? Billiger ist es, LehrerInnen dazu zu verpflichten, die das zusätzlich zu allen anderen Aufgaben und Belastungen mit übernehmen.
4. dass eben durchaus andere Aspekte wichtig sind.
Wer ein Problem mit der Raum-Lage-Wahrnehmung hat, hat ein großes Problem, einfache Grundrechenarten zu erlernen.
Wo will man dies auf Rastern vermerken und wo findet es Eingang, dass diese SuS auch zu ihren Lernfortschritten kommen.
Wie kleinschrittig sollen diese Raster sein?
Gibt es verschiedene, damit SuS mit Lernschwierigkeiten ihre winzigen Fortschritte sichtbarer erkennen können?
Brandaktuell,
besonders spannend
... aber nicht ganz einfach. Stimmt.
Trotzdem kann man ja genau sowas in einer Masterarbeit ansprechen und mit einfließen lassen.
Es geht ja auch darum, Ansätze zu reflektieren und Grenzen oder Probleme aufzuzeigen.
Und dazu eignet sich das Thema bestimmt.
Palim |
 | oh palim |  | von: caldeirao

erstellt: 07.08.2013 21:33:09 |
das ist ja sehr komplex, was Du schreibst.
Ich finde bei einem KR sehr gut, dass dort klar und deutlich ersichtbar ist, was die nächste Lernstufe ist.
Bevor man mit Kompetenzrastern arbeitet, sollte man eine Eingangsdiagnostik machen und wenn dabei herauskommt, dass das Kind weder eine Lagebeziehung herstellen kann noch Mengenvorstellungen hat, dann sollte man auch nicht anfangen zu rechnen.
Ich gebe Dir auch recht, dass es eine Katastrophe ist, dass wir von der Wissenschaft keine KR bekommen. Wenn man Glück hat, haben sich Schulbuchverlage damit beschäftigt oder man nimmt sich von anderen Schulen einen aus dem Internet. Aber statt eines Rahmenlehrplanes sollte es Kompetenzraster geben.
Jetzt zur ursprünglichen Frage zurück.
Ich würde vielleicht versuchen in 2 Klassen parallel EIN KR einzuführen. So könntest Du auch Vergleiche ziehen. Haben diese SuS schon mal mit KR gearbeitet?
Vielleicht könnte die Fragestellung in folgende Richtung gehen
Welchen Einfluss KR auf den Lernprozess haben, welche Chancen und Stolpersteine sie bieten am Beispiel zweier Berufsschulklassen.
Was ich alles machen würde habe ich vorher schon mal geschrieben.
Ich wünsche Dir viel Erfolg. |
 | mühseliger Prozess |  | von: missmarpel93

erstellt: 08.08.2013 08:26:01 |
Kompetenzraster lassen sich gut einsetzen, wenn die suS eigenständiges Arbeiten gewohnt sind. Wenn die SuS akzeptiert haben, dass sie für ihr individuelles Lernen und somit auch für den Lernerfolg eigenverantwortlich zuständig sind, dann kann die Arbeit mit Kompetenzrastern aus meiner Sicht sinnvoll sein.
feul erwähnte den Kompetenzcheck, der in einigen Mathelehrwerken den neuen Kapiteln vorangestellt ist, um das Grundwissen zu aktivieren (Das kannst Du schon?). Schön für den Lehrer zu sehen, wo er die SuS abholen kann. Problematisch wird es da, wo einige SuS gravierende Defizite aufweisen, die weit vom Durchschnitt abweichen. Wenn es kein Förderkonzept mit ausreichenden Resourcen gibt, dann müssen die SuS die fehlenden Kompetenzen mit Unterstützung von Nachhilfe außerhalb des Unterrichtes aufarbeiten. Und das funktioniert in der Regel nicht.
Da, wo SuS eigenständiges und selbstverantwortliches Lernen gelernt haben und gewohnt sind, ist es kein Problem mit Hilfe der Kompetenzrastern den SuS aufzuzeigen, wo sie stehen und wo sie noch weiter arbeiten müssen.
Ob für diese Methode SuS einer beruflichen Schule im Berufsvorbereitungs- oder im Berufsgrundschuljahr oder einer Berufsfachklasse besonders geeignet sind, wage ich allerdings schwer zu bezweifeln.
Guter methodischer Ansatz aber vollkommen verkehrte Zielgruppe für so eine Masterarbeit |
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