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Forum: "Lehrereskalation"
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 | Lehrereskalation |  | von: batewoman

erstellt: 21.12.2007 15:04:13 |
Habe gestern mit meiner Klasse (achte, bin Klassenlehrerin) in unserer letzten Stunde vor den Ferien gemeinsam ein wenig gefeiert, die Schüler haben gewichtelt. Habe Laugengebäck mitgebracht, Lebkuchen, Schokoriegel, Getränke (war noch Geld da vom letzten Wandertag), letzten Endes also viel zu viel. Das Ganze habe ich am Ende der Stunde in der Klasse gelassen, mit dem Auftrag, die Essenssachen nachher aufzuteilen und mitzunehmen, die Getränke wollte ich dann wieder mitnehmen.
In der sechsten Stunde bin ich dann in die Klasse und: Geschenkpapier in Bergen auf dem Boden, dazu das Papier der Schokoladenriegel. Ein gekauter Kaugummi, daneben ein nasses Tempo. Eine Lache Wasser hinten im Raum. Habe das gröbste weggemacht, bin dann in den Physikunterricht meiner Klasse gegangen und hab sie in "erhöhter" Lautstärke "rundgemacht". Relativ drastisch.
Dazu muss ich sagen, dass ich in letzter Zeit einigen Ärger habe mit einigen Schülern dieser Klasse - drei Klassenkonferenzen in drei Wochen, verschiedene Lehrer beklagen sich ständig über eben diese Schüler, wohl pubertätsbedingter allgemeiner, aber auch dramatischer Leistungsabfall. Wohlgemerkt, betrifft das immer nur vier oder fünf Schülerinnen dieser Klasse, auf deren Konto wohl auch die Müllberge gehen. Da ich aber nun kein Augenzeuge war, hab ich mich eben an die gesamte Klasse gewandt. Was mir jetzt leid tut, so kurz vor Weihnachten. Aber andererseits habe ich leider auch schon manchmal die Erfahrung gemacht, dass es Kinder gibt, die leider nur über Lautstärke und eben über klar ausgedrückte Emotionen verstehen, dass eine Grenze überschritten wurde. Sprich: rationale Gespräche und Erklärungen helfen, in meiner Erfahrung, nicht immer weiter.
Wie seht ihr das? Ich selbst würde eigentlich gerne darauf verzichten, so rabiat zu werden. Ideal ist es nun wirklich nicht. Aber ich frage mich, ob es nicht eben wirklich "nur" ein Ideal ist, immer ruhig zu bleiben. |
 | Gespräch |  | von: kla1234

erstellt: 21.12.2007 15:20:27 |
Was mir jetzt leid tut, so kurz vor Weihnachten. Aber andererseits habe ich leider auch schon manchmal die Erfahrung gemacht, dass es Kinder gibt, die leider nur über Lautstärke und eben über klar ausgedrückte Emotionen verstehen, dass eine Grenze überschritten wurde. Sprich: rationale Gespräche und Erklärungen helfen, in meiner Erfahrung, nicht immer weiter.
Wie seht ihr das? Ich selbst würde eigentlich gerne darauf verzichten, so rabiat zu werden. Ideal ist es nun wirklich nicht. Aber ich frage mich, ob es nicht eben wirklich "nur" ein Ideal ist, immer ruhig zu bleiben.
Dann sag doch genau das zu den Schülern. Ich find das immer so toll, wenn Erwachsene offen reflektieren, das kann eine neue gemeinsame, vertrauensvolle Ebene schaffen.
Wie viel Zeit war beim Zimmer wechseln?
Wer waren die Letzten?
Wie ist das Gruppengefühl und die Verantwortung für die ganze Klasse?
Wie sehr mögen sie ihr Zimmer?
Ist das vielleicht ein Anlass das Zimmer irgendwie persönlicher zu gestalten?
Und jetzt erst mal: Schöne Ferien!!
kla
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 | Zunächst: |  | von: oblong

erstellt: 21.12.2007 17:09:56 |
Ich kann dich sehr gut verstehen; ich war schon sehr oft Klassenlehrer einer Mittelstufenklasse (20 Jahre Schuldienst).
Die Fragen, die du dir stellst, stelle ich mir manchmal heute noch, wenn ich wieder einmal lautstark geworden bin - weil ich das nicht oft mache, reagieren durchaus viele Schüler mit betretenem Schweigen darauf. In den nächsten Stunden arbeiten sie tüchtig und räumen auf, zeigen mir unaufgefordert, was sie fabriziert haben - dann merke ich, dass es ihnen leid tut, doch sich entschuldigen ist uncool.
Wie schon schaefchen gesagt hat: Schüler und Schülerinnen sollen unsere Empfindungen spüren; sie müssen hören und fühlen, wo und wann sie Grenzen überschriten haben.
Ich denke, du wirst dann auch wieder ruhigere Töne anschlagen und signalisieren: unsere Beziehung geht weiter, auch wenn ich einmal sauer bin und mich über euch ärgern muss.
Nur in den doofen Ausbildungsseminaren legen sie manchmal den Referendaren nahe, immer sachlich zu bleiben - wer's glaubt...
Du bist schließlich nicht nur Lehrerin, sondern auch Mensch mit Grenzen.
Als Vater von drei Kindern weiß ich auch, dass Kinder unsere Gefühle erkennen müssen, um darauf zu reagieren. Warum soll das in der Schule anders sein?
So lange du den grundsätzlichen Respekt vor deinen Schülern zeigst und als Klassenlehrerin zu ihnen hältst, wenn sie dich brauchen, verzeihen sie sehr wohl als Gruppe dir eine verbale Heftigkeit. Sie wollen trotz allem gemocht werden, und das ist sehr wohl möglich, auch wenn man sie einmal "anblöken" muss. Jugendliche haben meist ein sehr gutes Gefühl dafür, wer aus Nervosität, Bösartigkeit oder Besorgnis um sie laut wird.
Ich wünsche dir ein gesegnetes Weihnachtsfest und gute Erholung!
Liebe und mitfühlende Grüße,
oblong |
 | Ach ja. |  | von: batewoman

erstellt: 21.12.2007 18:36:57 |
Ich muss dazu sagen, dass ich selbst noch in meinem ersten Jahr als "richtige" Lehrerin bin. Und wir hatten tatsächlich an unserer Ausbildungsschule einen Ausbildungsleiter, der uns dazu geraten hat, nicht immer nur sachlich zu sein, sondern auch damit leben zu können, menschlich zu sein. Selbst wenn das manchmal nicht so ideal wird. Aber gut zu wissen, dass es auch anderen Lehrern so geht.
Übrigens bin ich gerade wieder fasziniert von einem anderen Phänomen: Immer, wenn ich Ferien habe (und das schon seit der Referendarszeit), spüre ich ab dem ersten Feriennachmittag, also dem Nachmittag nach dem letzten Schultag, eine ganz besondere Schwere im Körper, und die ersten drei Tage schlafe ich mehr oder weniger durch. Faszinierend, dass sich das Wissen, dass ich das jetzt kann, tatsächlich körperlich so spürbar macht! |
 | Passt vielleicht nicht ganz |  | von: rfalio

erstellt: 21.12.2007 20:44:42 |
aber zeigt den Wert von Emotionen.
Heute war bei uns an der Schule Weihnachtsfeier in der Kirche.
Am Anfang ging der Leiter unserer Schulspielgruppe, ein ganz toller ( und beliebter) Lehrer, ans Mikro.
"Weihnachten, ein Fest der Freude und des Friedens. Für mich nicht mehr. Ich musste mir den ganzen Tag schon die unqualifizierten, abfälligen Äußerungen über unsere Feier anhören; anhören, wie die Mitwirkenden, die sich für die Schulgemeinschaft einsetzen, die etwas tun, beleidigt werden...."
Standpauke pur, aber gut!
Ende:" jeder, der meckert, kann gerne zu mir kommen und es besser machen..."
Folge: Applaus und 45 Minuten Feier (fast) ohne Störung.
rfalio |
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