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Forum: "Lehrer/Lernbegleiter"
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 | Lehrer/Lernbegleiter |  | von: nlzeitung

erstellt: 11.05.2006 19:50:14 geändert: 15.05.2006 12:48:09 |
Hallo miteinander,
ihr wisst bestimmt nicht den Unterschied zwischen einem Buchdrucker und einem
Offsetdrucker. Ich bin gelernter Offsetdrucker. Stelle ich mir vor, dass ich Buchdrucker wäre
und von heut auf morgen Offsetdrucker sein müsste, sprich, man würde meine Buchdruckmaschine gegen eine Offsetdruckmaschine austauschen und sagen, nun druck, würde ich das nicht können. Ob ich so
einfach meinen Beruf tauschen würde, glaube ich auch nicht. Es mag sich zwar ähnlich anhören, aber
die Fähigkeiten, die in beiden Berufen verlangt werden unterscheiden sich doch zu sehr, um das einfach
anzunehmen.
Der Lehrerberuf gestaltet sich ähnlich. Zur Zeit ist er vom Lehrer, der Wissen bei sich anhäuft und es für seine Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt aufbereitet, ausgehend angelegt. Die meisten Lehrer sind echte Profis in ihrem Beruf und nehmen ihn total erst. Sie haben schließlich den Beruf ergriffen, weil er dieses Berufsbild bietet.
Was wir von natürlich Lernen und anderer Seite möchten, ist aber einen Beruf des Lernbegleiters, wo es entscheidend darauf ankommt, das aus der entgegengesetzten Richtung, nämlich vom Lernenden aus, gelernt wird. Das lehren findet so in diesem Beruf gar nicht mehr statt, also ist es trotz der Ähnlichkeit der Bezeichnung ein total anderer Beruf, der wie beim Drucker entscheidend andere Fähigkeiten verlangt.
Wie soll sich das lernen vom Lernenden aus sofort umsetzen?
Sollen alle Lehrer entlassen werden? Wo nehmen wir dafür die Lernbegleiter oder andere qualifizierte Personen her? Können wir, gegen das Grundgesetzt, verlangen, dass Lehrer ihren Beruf aufgeben und sie dazu zwingen einen anderen zu erlernen? Wer soll auf die Schnelle so viele Personen ausbilden, die die Fähigkeiten haben, auf die Lernenden zu warten, bis es bei ihnen so weit ist etwas bestimmtes zu lernen?
Mir ist bei diesem Gedankenspiel die Größe der Herausforderung erst richtig klar geworden. Es liegt noch einen Menge Arbeit vor der Gesellschaft.
Schönen Gruß
Stephan |
 | Deine Antwort, |  | von: kla1234

erstellt: 11.05.2006 23:35:53 geändert: 11.05.2006 23:42:19 |
Stephan, ist schön und genau so denke ich auch.
Aber das ist wie in Physik gerechnet, ohne Reibung.
Es geht viel Energie verloren, den Ermahnungen, dem Drängeln, den Hinweisen auf Fehlern etc. zu Hause in Gesprächen und meiner Art zu reagieren entgegenzuwirken. Es vergeht viel Zeit, wenn ein Kind die Eltern testet, ob sie auch unzufrieden sind wie die Lehrerin.
Es kostet viel Energie, sich selbst am Verbiegen zu hindern.
Wie erklärst du Äußerungen der Lehrerin, sind sie falsch, anders zu verstehen, du darfst trotzdem auch...wenn du willst.
Lehrerin und Schule sollen doch einfach toll sein.
Wie benimmst du dich, wenn du gerade unglücklich bist mit Schule? Dem Kind auch noch deine Ehrlichkeit zumuten, deine Probleme aufdrücken,oder schauspielern und das Kind durchschaut dich doch?
All die Dinge, die dein Kind entdecken will, kommen erst nach den Schulsachen dran. Schulsachen werden zur Pflicht und waren doch höchstes Vergnügen.
Nach den Schulsachen: und da holt sie sich jetzt auch die Motivation, schneller zu werden. Mama, ich will wieder jeden Tag....
Also, alles in Ordnung?
Wahrscheinlich, aber ihr freies Draufloslernen in den Ferien oder an Wochenenden ist so viel schöner. |
 | PS |  | von: kla1234

erstellt: 12.05.2006 10:38:25 |
Ich bin mir bewußt, dass ich auf sehr hohem Niveau jammere:
ich habe mich jetzt mit der Lehrerin so weit verständigt, dass die Kleine sehr wohl in Schreibschrift und große Zahlen reinschnuppern darf. Ich mach ja keinen Lehrgang, ich mach gar nichts. Das ist Eigeninitiative mit Tabellen und Entdeckerblättern von Robischon.
Und schwupps, kaum hat sie die Erlaubnis, bemüht sie sich um ihre Hausaufgaben. Sie ist langsam, aber das Trödeln wird sie wieder wegkriegen.
Am meisten aber würde ihr helfen, wenn sie nicht Nr 3und 4 aufhätte, sondern einfach "mach weiter im Buch".
Eine 5jährige will noch(!)nicht immer darüber nachdenken, dass "Nr 3 und 4" ohne Fehler und flott passieren sollen. Sie will was lernen, ausprobieren, was sie kann, und würde dann öfter auch mal viel mehr machen. Sie möchte an Neuem rumprobieren, nicht nur "festigen". Aus Spass.
Es ist schwer für eine 5jährige zu verstehen, warum man nur drei Leseblätter, und genau die, bearbeiten soll, und nicht schnellstmöglich alle als kleines Buch fertig haben darf, warum es "schlimm" war, eine Seite zu viel gerechnet zu haben, es nicht gut ist, bei den Langsamen "dabei" zu sein, warum man nicht alle Rechnungen radieren braucht, obwohl man doch drei und nicht 4 Kästchen frei lassen soll, warum man dann doch ein Extrablatt schreiben dürfte, wenn die freien Sätze nicht in die vorgegebenen drei Zeilen passen.....
Der Umgang mit Beschränkungen ist ihr nicht klar...
Natürlich kann man das alles als Kleinkram bezeichnen und ich kann es auch mit "dem System Schule" erklären. So ist Regelschule und die Lehrerin hat da oft wenig Spielraum, selbst wenn sie wollte. (Innerhalb dieses Systems ist sie übrigens eine ausgesprochen gute Lehrerin, zum Glück.Ich meckere nur am System.)
Aber vielleicht versteht mich ja auch jemand von den "normal" unterrichtenden Lehrern, warum ich absolut für mehr freie Schulen bin.
Auch wir finden ja gerade unseren Weg uns zu arrangieren. Ich sage "wir". Denn auch ich möchte beides hinkriegen. Schule wegen "Lernen" weiterhin allgemein toll finden und trotzdem der Kleinen Recht geben können in ihrer natürlichen Sichtweise.
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 | Re: PS |  | von: nlzeitung

erstellt: 12.05.2006 23:06:10 geändert: 12.05.2006 23:08:18 |
ich halte nichts von den Kontrollmechanismen. Nur das lernen, was erlaubt wird, abfragen, ob es hängen gebliben ist. Was ist langsam? Was ist genau?
Alles dient nur der Kontrolle.
Diese Kontrolle allein ist schon unsinnig.
Es gibt menschen, bei denen schien es, dass sie mit 9 Jahren noch nicht lesen - dann nahmen sie sich ein bestimmtes Buch und lasen es durch.
Wir können doch nur das kontrollieren, was der Mensch uns kontrollieren lässt. Daraus zu schließen, was ein Mensch, sprich unsere Kinder gelernt haben klappt nicht. Ein weiteres Problem ist, ich kann nur das Wissen abfragen, von dem ich weiß, dass es erlernt wurde. Dann könnte ich vielleicht eine Beurteilung abgeben.
Aber was ist mit dem erlernten, was uns nicht sichtbar ist? Irgend wann setzen Kinder dieses vor uns Verborgene bei sich zusammen und es scheint als hätten sie gerade sehr viel sehr schnell gelernt.
Es ist bekannt, dass man von Knoten platzen spricht. Ist es nicht der Zeitraum, in dem der Lernende seine über Jahre gesammelten Erkenntnisse zu erkennen gibt. Lange werden diese Kinder unter ihrem tatsächlichen Wissensstand beurteilt.
Ich bin sicher unsere Kinder lernen ständig, Tag täglich und das in rauen Mengen. Durch ihre Aktivität kann ich erkennen, dass Lernvorgänge ablaufen. Aber ich nehme mir nicht das Recht raus das zu kontrollieren. Und auch andere Menschen haben dazu kein Recht.
Sie werden und sie werden lernen, das war bis jetzt so und wird auch ohne irgend ein Zutun so bleiben.
Schönen Gruß
Stephan
PS: Nach wissenschatlichen Erkenntnissen von Hirnforschern ist die Schule kein geeigneter Ort wo Menschen lernen können, deshalb lernen sie ja auch 70% des Erlernten nicht in der Schule. |
 | @nlzeitung |  | von: kla1234

erstellt: 13.05.2006 21:50:36 geändert: 13.05.2006 22:08:13 |
kann eine Überlastung nur stattfinden, wenn wir uns in das Lernen einmischen und das haben wir nicht vor.
So wie du schreibst, brauchst du viel Glück um an einer Regelschule nicht jeden Lehrer als Einmischung zu empfinden.
Du darfst nicht vergessen, wie viel Zeit des Tages Schule in Anspruch nimmt.
Ansonsten, ich stimme dir ja voll zu. Viel Glück mit deinem künftigen Schulkind. |
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