Hallo zusammen, ich bin Lehrerin im ersten Jahr an einem Gymnasium. Mein Referendariat lief sehr gut. Ich bin super durchgekommen, auch wenn es zeitweise schon sehr stressig und anstrengend war. Ich habe immer sehr gute Rückmeldungen von Kollegen und von meinen Fachleiterinnen bekommen. Mir wurde immer gesagt, dass ich eine ganz tolle Lehrerin sei und und dass es ein Geschenk wäre, mich im Unterricht zu haben. Ich habe mit sehr guten Noten bestanden. Als besondere Stärke wurden immer meine sehr gute Lehrer-Schüler-Beziehung und mein sehr wertschätzender und freundlicher Umgang mit den SuS hervorgehoben. Während des Referendariats bin ich jeden Tag sehr zufrieden und glücklich nach Hause gegangen. Die Schüler haben immer gut mitgearbeitet und sich immer sehr doll für mich ins Zeug gelegt.Zurückblickend empfinde ich das Referendariat sogar als eine sehr positive und lehrreiche Erfahrung.
Nun arbeite ich seit fast einem Jahr als Vollzeitlehrkraft. Ich habe mich total darauf gefreut. Allerdings läuft es überhaupt nicht gut. Ich habe sehr mit Unterrichtsstörungen und Disziplinproblemen zu kämpfen. Diese treten durchweg in allen Jahrgangsstufen von 5 bis 10 auf. Nur in meinem Oberstufenkurs nicht. In einigen Klasse ist es noch einigermaßen "in Ordnung" und man kann ganz gut Unterricht machen. In manchen Klassen ist es aber viel schlimmer. Teilweise ist es "nur" das permanente Gequatsche mit den Sitznachbarn. In anderen Klassen kommt es zusätzlich zum ständigen Reinrufen, zum Abgeben von Kommentaren, zu motorischer Unruhe, zu ständigen Unterbrechungen und einer extremen allgemeinen Unruhe, sodass ich manchmal Schwierigkeiten habe, die Klasse wieder einzufangen oder den Unterricht weiterzuführen. Leises Arbeiten ist häufig ebenfalls schwierig. Ich habe schon alles probiert an verschiedenen Methoden (Zusatzaufgaben, Belohnungssysteme, neue Sitzordnung…) Ich weiß echt nicht mehr weiter. Das Ganze nimmt mich wirklich sehr stark mit. Es gibt Tage, an denen ich nach der Schule einfach nur noch weinen könnte. Meine Kollegen berichten auch von einigen Störenfrieden in verschiedenen Klassen, aber nicht in diesem Maße. Häufig teilen sie meine Einschätzung zu der Klasse nicht. Bei ihnen scheinen die Schüler deutlich weniger zu stören.Maßnahmen oder Konsequenzen müssen sie größtenteils nicht einsetzen. Ich bin auch Klassenlehrerin einer neunten Klasse, in der es leider auch nicht wirklich rund läuft. Meine Kollegen sagen mir aber ständig, wie viel Glück ich mit dieser Klasse hätte und wie toll sie sind und wie gut sie mitarbeiten würden.
Zusätzlich zu diesen ganzen Störungen kommt auch noch der ganze Stress und diese hohe Arbeitsbelastung. Ich habe manchmal überhaupt keine Zeit mehr, meine Stunden richtig zu planen, weil ich so viele Dinge erledigen muss. Rückblickend betrachtet war das Ref entspannt dagegen. Ich hatte eigentlich immer gedacht, dass nach dem Ref das schlimmste überstanden ist. Ich überlege ernsthaft manchmal einen anderen Beruf zu wählen, obwohl ich das eigentlich gar nicht will, weil mir der Beruf wirklich sehr viel Freude bereitet und ich total gerne mit SuS zusammenarbeite. Ich bin so gerne Lehrerin. Ich glaube auch, dass ich wirklich guten Unterricht machen kann und ich bekomme auch so alles ganz gut organisiert und geplant. Meine Schulleitung war neulich zum ersten Mal in meinem Unterricht und sie war begeistert. Da hat die Klasse natürlich grandios mitgemacht. Es gibt auch Tage, an denen ich zufrieden nach Hause gehe und in denen auch die Schüler mal vernünftig mitgemacht haben, aber die schlechten Tage überwiegen. Wenn ich meine Schüler um Feedback zu meinem Unterricht frage, fällt dieses sehr positiv aus. Es kommen sogar Aussagen, wie z. B., dass der Unterricht so gut ist, dass ihnen keine Verbesserungsvorschläge einfallen würden. Ich denke auch, dass ich weiterhin eine wirklich positive Beziehung zu meinen Schülern habe, aber nicht so wie es eigentlich sein sollte
Ich weiß echt nicht mehr weiter. Ich bin ja noch länger und vielleicht auch für immer an der Schule und ich habe echt Angst, dass es dann noch schlimmer wird, weil die Schüler mich ja nun schon fast alle kennen. Da ich überwiegend eins meiner Fächer, das häufig epochal ist, unterrichte, kenne ich auch schon fast alle Klassen. Ich habe das Gefühl, dass ich als Berufseinsteigerin alles falsch gemacht habe und jetzt alles verloren ist. Einige Kollegen sagen mir, dass es normal ist, dass das erste Jahr die Hölle ist und es danach immer besser wird. Ich habe auch schon von einigen gehört, dass es normal ist, dass die Schüler gerade am Anfang bei jungen Lehrerinnen sehr stark ihre Grenzen austesten, das aber auch mit der Zeit besser wird. Ich kann mir aber gerade aktuell nicht vorstellen, dass nach den Sommerferien auf einmal alles anders ist, nur weil es ein neues Schuljahr ist. Ich gebe mir immer so viel Mühe und und gebe wirklich alles, auch um meine Situation zu verbessern. Habt ihr Tipps oder ähnlich Erfahrungen gemacht? Ich würde mich über eure Hilfe freuen!