In den Medien geben derzeit Personen Statements von sich dahingehend, dass die Menschen nach dieser Krise ihrem bisherigen Leben endlich mit der angemessenen Wertschätzung begegnen würden.

Diese Unterstellung trifft auf mich nicht zu: Ich habe mein Leben vor dem Lockdown bereits sehr gewertschätzt. Ich liebe und schätze all meine Kontakte, Begegnungen und Aktivitäten, sei es zu meinen Kindern und Enkelinnen, Freundinnen und Freunden, in den Goslarschen Höfen (die derzeit traurigerweise total geschlossen sind), in meinen drei Tanzkursen, während meiner Omatage, während der veganen Stammtische oder in meinen drei Musikgruppen (Chor, Flötenensemble und Blech-Quartett).

Falls dieser Lockdown für mich eine Lektion in dieser Hinsicht sein sollte: Diese Belehrung brauchte ICH nicht. Die "Lehre", die ich für mich aus dieser Krise mitnehme, ist, dass ich jetzt, da meine Freiheit beschnitten wird, weiß, wie Freiheit "schmeckt".

Ich kann dem ganzen auch keine neuen Lebensweisheiten abgewinnen. Ich weiß nur, dass ich beim nächsten Mal mit bestimmten Leuten täglichen, engen Kontakt halten werde, damit man nicht nach einigen behaupten kann, ich sei ein "zusätzlicher, sozialer Kontakt."

So werde ich umgehend zu meiner Partnerin und ihren drei Kindern gehen (die ich jetzt seit sieben Wochen nicht mehr gesehen habe, und wir werden mit den am stärksten befreundeten Familien der Klassendameraden/-innen der großen ein Betreuungskarussell bilden, damit die Kinder immer zusammen lernen und spielen - auch beieinander übernachten - können.

"Wertschätzen" ist so ein unsinniges Wort für mich, wenn es darum geht, dass ich das lernen müsse... Ich wertschätze andere und mich selbst in - wie ich finde - ausreichendem Maße, dass ich da sicher nicht dazu lernen muss. Klar, mache ich Unterschiede in dem, was ich von den einen oder den anderen halte, aber deswegen wertschätze ich sie ja trotzdem.

Darüber hinaus bin ich mal gespannt, ob uns die nächste Coronawelle (im nächsten Herbst/Winter) wieder die geiche Hysterie und Einschränkung beschert.

"Faßt euch an die eigene Nase und spielt nicht den moralisierenden Lehrneister gegenüber erwachsenen Menschen."

Ich verbitte mir "Lebensratschläge" von drittklassigen Zeitgenossen ebenfalls!

1. Das ich meinen Verwandten wirklich ganz egal bin.

2. Das sich die Leute im Dorf, kaum um mich kümmern.

3. Das ich meiner netten Betreuerin aus Bulgarien wirklich sehr dankbar bin -

  hoffentlich können wir heuer noch etwas gemeinsam unternehmen.

  (Gartenschaubesuch, Museeumsbesuch usw.)

Oh, das sind aber keine schönen Lehren.

Wenn ich eine Lehre aus dieser Zeit ziehen soll, dann in erster Linie, dass Schule mehr als Arbeitsplatz bzw. Lernstätte ist, wobei mir das teils auch schon vorher klar war. Und dass die Mitarbeit in Sport- und Schwimmvereinen als Trainer sehr, sehr lebensbereichernd ist.

LG 

- Auf einmal ist für viele Eltern Lehrkräfte nicht mehr die Menschen, die am Vormittag Recht und Nachmittag frei haben - Erfahrung macht klug! 

- Viele erkennen, dass gerade die Berufe, die so unauffällig sind (und nur bemerkt werden, wenn sie nicht funktionieren) positive Beachtung finden! Ich denke da an die Müllabfuhr. 

- Internet, das bisher nur eine eher "normale" Bedeutung hatte, ist auf einmal die einzige Möglichkeit ist, manche Menschen sehen und mit ihnen von angesicht zu Angesicht kommunizieren zu können. So die Downloadgeschwindigkeit das zulässt  .

- Manchmal werden Menschen, die der "Risikogruppe" angehören, nahezu als Behinderung, Bedrohung für andere angesehen. 

- Etliche, die sich "frei" bewegen können und sich am Rad durch die Gegend bewegen, sind offensichtlich die "besseren, klügeren, gesünderen", also die, die keine Rücksicht mehr nehmen müssen (nicht nur im Straßenverkehr). 

- Manche Menschen scheinen Gedanken lesen zu können und bemühen sich gerade um die "Risikogruppe". 

- Eine Tanzschule einen Lifestream eingerichtet hat, um die - wirklich eingeschworene - Gemeinschaft aufrecht erhalten zu erhalten und dabei über den Chat Kontakt mit allen halten zu können. Viele Tanzfiguren werden außerem von den Tanzlehrern in Videos gezeigt und stehen so immer zur Verfügung. 

Was ich mir aus den Lehren wünsche/erwarte?

Dass die positiven Lehren erhalten bleiben und die anderen schneller als das Virus verschwinden.

"Ich verbitte mir "Lebensratschläge" von drittklassigen Zeitgenossen ebenfalls!"

Nun bin ich schon neugierig, wie bei dir erste, zweite und dritte Klasse deiner Mitmenschen definiert ist.

selbstsicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit,

aber auch, sich in der täglichen Selbstdarstellung z. B. im Wettbewerb um den Vorsitz in der CDU immer wieder in die Medien drängend, weil sie sonst die - selbstgefühlte - "Waffengleichheit" mit den durch Amtsbonus sich im Vorteil befindlichen jetzigen und kommenden Wettbewerbern nicht gewahrt sehen...