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Forum: "Jetzt wird die Wirtschaft größenwahnsinnig!"
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 | Jetzt wird die Wirtschaft größenwahnsinnig! |  | von: rhauda

erstellt: 07.04.2008 15:18:49 geändert: 07.04.2008 15:20:21 |
Bei uns in der Region bürgert sich etwas ein, das finde ich so unmöglich, dass ich am liebsten dazu einen ministeriellen Erlass hätte:
Mehr und mehr Betriebe verlangen von ihren Bewerbern für die Lehrstellen ein "Probearbeiten". Das ist an sich ja noch nicht sittenwidrig, die Dreistigkeit liegt darin, dass die Betrieben ohne Rücksicht auf die Schulpflicht der jungen Bewerber/innen diese Probearbeiten auch außerhalb der Ferien verlangen.
Ich fände es schon schlimm genug, wenn sich das auf Nachmittage oder einzelne Wochenenden beziehen würde, wir bekommen aber in letzter Zeit verstärkt von Schülern Anträge auch Befreiung vom Unterricht für 2 Wochen am Stück: erst soll eine Woche in einem Betrieb probegearbeitet werden, dann danach in einem anderen Betrieb. Wohlgemerkt: ohne irgendwelche Garantien auf eine Lehrstelle.Besonders Hotels und Restaurants tun sich da hervor. Werden da vielleicht billige Putzkräfte gesucht?
Der Hinweis unserer 10.Klässler, dass sie ja zur Schule müssten, wird lapidar so beantwortet: "Dann brauchen Sie sich bei uns nicht zu bewerben, uns passt das nur zu diesem Termin und wir haben genügend Bewerber."
Abgesehen davon, dass die Schüler schulpflichtig sind, fallen diese Probearbeitswochen genau in die Vorbereitung für die Abschlussüberprüfungen.
Ja spinnen die denn jetzt total? Sind 13 Wochen Ferien und 52 Wochenenden denn nicht genug, um geeignete Bewerber zu testen?
Ich würde mir an dieser Stelle einen Erlass wünschen, der Unterrichtbefreiung in diesen Fällen prinzipiell untersagt, denn man ist ja darauf angewiesen, dass sich alle Schulen in der Region auch an eine Absprache halten, diese Tage/Wochen nicht zu genehmigen. |
 | ... |  | von: binimaja

erstellt: 07.04.2008 17:14:18 |
Besonders Hotels und Restaurants tun sich da hervor. Werden da vielleicht billige Putzkräfte gesucht?
Das kann ich zumindest für ein Hotel in Thüringen verneinen, meine Nichte (10.Klasse) hat dort ein Praktikum absolviert in allen Bereichen. Aussage Hotel: Wir nehmen nur noch Leute, die bei uns ein Praktikum durchlaufen haben und dann auch wissen, dass sie diesen Beruf erlernen möchten - vorausgehend die Erfahrung, dass ein hoher Prozentsatz die Lehre abgebrochen hat, weil das doch nicht so das war, was man sich vorstellte. Für meine Nicht war das Praktikum dahin gehend lehrreich, dass sie nun auch weiß, dass der Hoteljob nicht zu ihren Wunschberufen gehört.
Der Gedanke an billige Kräfte liegt natürlich nahe, ein Praktikum während der Schulzeit ist hier wenigstens (noch) nicht gefordert worden. Aber ob da der Gesetzgeber eingreift?
Und - sind Referendare mit bedarfsdeckendem Unterricht nicht auch "billige Kräfte" in unserem Bereich??? Sollten wir analog zur Wirtschaft auch Schüler im Unterricht einsetzen nach dem Motto: Ohne selbst unterrichtet zu haben, gibt es keinen Abschluss??? |
 | Praktika |  | von: rhauda

erstellt: 07.04.2008 20:23:15 geändert: 07.04.2008 20:23:53 |
Es geht hier nicht um Praktika, die ohnehin in der Klasse 9 absolviert werden.
Ich habe auch prinzipiell nichts gegen Praktika, die den Schülern helfen, einen Berufswunsch zu konkretisieren. Es geht darum, dass das alles von den einzelnen Betrieben zeitlich völlig willkürlich für einzelne Schüler festgelegt wird.
Wenn sich also jemand auf 5 Jobs bewirbt, dann geht er halt 5 Wochen aus dem Unterricht?
Nach drei Wochen steigen weitere Schüler aus? Jeder kommt und geht, wann er will?
Wie lange soll das gehen? Eventuell ein halbes Jahr lang, dass man jede Woche in anderer Besetzung im Klassenverband sitzt? Mal mit 18 Schülern, in der nächsten Woche mit 11, aber anderen Schülern?
Noch einmal: sind 13 Wochen Schulferien und 52 Wochenenden nicht ausreichend, um Bewerber zu testen?
Und um eine andere Frage zu beantworten: Was die Schüler dafür bekommen? Nichts. Wenn sie Glück haben,bekommen sie ein Dankeschön. Meistens bekommen sie noch nicht einmal ihre Bewerbungsmappe zurück.
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