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Forum: "Studien- und Berufsorientierung an Gymnasien."
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| . | | von: elceng_th2
erstellt: 03.03.2009 02:09:20 geändert: 03.03.2009 02:22:56 |
Meine Berufsberatung bestand grob vereinfacht aus drei Quellen.
1. Das dicke Buch zu den Lehrberufen und Studienrichtungen, was jedes Jahr aktualisiert wird.
2. Berufsinformationszentrum des Arbeitsamtes
Mittelschule: In der 9. + 10. Klasse kam ein Mensch von der Behörde und stellte uns grundlegende Berufsbilder vor, antwortete auf Fragen und führte ein kurzes Gespräch mit jedem.
Ein lächerlicher Offiziersknilch von der Bundeswehr versuchte sowas Ähnliches. Der wollte uns mit unerträglich heroisch-militaristischem Jargon das Panzerfahren usw. schmackhaft machen.
Mir ging es schon gegen den Strich, daß der lumpige Oberleutnant das Klassenzimmer mit der Kaserne verwechselte und Befehle erteilte.
Das rief mich Antimilitaristen natürlich sofort auf den Plan und ich konnte nicht widerstehen, den kleinen Urfin'schen Holzsoldaten ein bißchen zu sticheln. Gefreut hat ihn solch aufmüpfiges Verhalten sichtlich nicht.
Gymnasium: Das Arbeitsamt entsendete wieder einen Behördenmenschen;
12. + 13. Klasse.
Das Augenmerk lag besonders auf Studienberufen, Arbeitsmarktperspektiven, Fachberatung und ein wenig auf den Lehrberufen, die man - weiß der gottverdammte Teufel warum - nur mit Abitur antreten kann.
3. Ingenieurpädagogen (Dipl.-Ing. paed.)
Am technischen Gymnasium wurden wir in den zentralen Fächern von Ingenieurpädagogen unterrichtet (Technikwissenschaft, partiell Physik, partiell Mathematik).
Ingenieurpädagogen als solche gibt es heute defacto nicht mehr, da das im Zuge der Zerschlagung der Einheitsschule 1990 abgeschafft worden war.
Ingenieurpädagogen waren technische Fachschul- oder Hochschullehrer, das heißt studierte Ingenieure und zeitgleich studierte Ingenieurlehrer. Die Fachschulingenieure (3jähriges oder 4jähriges stark praktisch ausgerichtetes verschultes Studium, ungefähr vergleichbar mit einem mäßig im Niveau gehobenen "Techniker") und die Hochschullehrer (5jähriges akademisches Hochschulstudium, das neben der ausgesuchten Ingenieurwissenschaft auch Methodik und Didaktik im allgemeinen und Methodik und Didaktik der Ingenieurwissenschaft vermittelte) waren wegen des hohen Grads an Polytechnisierung und Produktionseinsätzen alles andere als losgelöste Theoretiker.
Daher brachten die individuellen Gespräche mit meinen drei Ingenieurpädagogen die besten Einsichten.
Die Standardlehrer konnten biographisch bedingt wenig helfen, da in der DDR ganz anders studiert wurde als heutzutage. Speziell die Fragen zum Lehrerstudium lehnten sie folgerichtig kategorisch ab. Mathelehrer, Physiklehrer et cetera berieten dich in individuellen Gesprächen gerne bezüglich deines Leistungsstandes und prinzipiellen Leistungsvermögens und legten dir die Grundzüge der Wissensschaftsdisziplin dar, dessen Abbild du in der Schule gelehrt bekommst. (in guten Schulen)
So konnte einem deutlich werden, was auf einen zukommen würde.
Im Unterricht selber wurde von den Lehrern und Ingenieurlehrern an der richtigen Stelle erörtert, welchem wissenschaftstheoretischen Ansatz der vorgetragene Stoff folgte, wie die Vorgehensweise der Problemlösung generell bewertet werden könne und wie der Gedankengang von unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden würde. Üblichweise wurden dazu die bekanntlich verschiedenen Herangehensweisen und das verschiedene Denken von Mathematikern, Naturwissenschaftlern und Ingenieuren gegenübergestellt. Meist fielen dann noch ein paar Bemerkungen zum jeweiligen Berufsbild.
Tschüß
EDIT Nachtrag:
Mir ist noch eine vierte Sache eingefallen. In der 12. Klasse partizipierte ich an einem mehrstündigen (kostenlosen) Intelligenz- und Berufswahltest des geva-Instituts, der in der Schule stattfand. Die umfangreiche statistische und psychologische Auswertung und die daraus abgeleiteten Berufsempfehlungen beeinflußten mich insofern, als daß ich eine sozio-psychologische Analyse in die Hand gedrückt bekam, die im Grunde meine Einschätzung bestätigte und mich in meinem lange, lange abgezirkelten Entschluß zum Studium (einer Ingenieurwissenschaft) bekräftigte. |
| Jobmesse | | von: bger
erstellt: 14.03.2009 19:51:24 |
Ich hatte mit der Organisation nichts zu tun, die übernahmen unsere Schulpflegschaftsvorsitzende, von der die Idee stammte, und unsere Schulsekretärin. Ich musste nur von Stand zu Stand gehen und mich bekannt machen.
Für die Neuner war die Teilnahme obligatorisch, für die Zehnten freiwillig. Einige Eltern kamen auch mit.
Damit die Neuner nicht einmal durchlaufen und dann fertig sind, wie so in Museen üblich, bekamen sie einen Zettel mit Aufgaben.
Die üblichen Desinteressierten haben schnell ein paar nichtssagende Wörter aufgeschrieben bzw. voneinander abgeschrieben, war ja klar. Aber ich habe von einigen (meist die mit den anwesenden Eltern) auch ein sehr positives Feedback bekommen.
Ich habe erst am Montag Zeit, mit meiner Klasse über die Messe zu sprechen, dann kann ich noch genaueres sagen.
Es waren übrigens 18 Firmen einschließlich städtischer, IHK und Arbeitsamt da, z. B. Optiker, Dachdecker, Krankenhaus, Spedition, Supermarktkette, unsere Kooperationsfirma usw.
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| Frag mal bei uns! | | von: bger
erstellt: 17.03.2009 20:19:06 |
Also, wir verpflichten die Schüler einfach und fragen nicht lange, ob wir das dürfen. Ansonsten haben wir zu wenig Publikum - und dann würden die Firmen kein zweites Mal zu uns kommen!
Bei uns kann man sich auch manchmal fragen, welchen Stellenwert BO bei den Schülern hat! Eigentlich interessieren sich fast ausschließlich die, deren Eltern dahintersitzen, für Lehrstellen. Es ist kaum zu glauben, wie viele Schüler meiner 9., die so dahindümpeln, Abi machen wollen! Oder sie parken nächstes Jahr am BK, weil sie ihren A... nicht in Bewegung setzen! (Sorry, klingt bös, aber ich bin gerade von meinen etwas genervt!) |
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