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Forum: "Regeln/Konsequenzen"
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 | Striche |  | von: alinde

erstellt: 09.07.2007 17:45:25 |
Letztes Jahr haben mich meine Praktikanten damit "überrascht",
dass sie sagten, sie hätten ein ganz tolles Mittel gefunden, um
Disziplin herzustellen: Sie malten ein Kleeblatt (vierblättrig) an
die Tafel, bei jedem "Verstoß" gegen Regeln etc. kam der Name
des Übeltäters in ein Blatt. War das Kleeblatt voll, bekamen alle
vier eine Strafarbeit. Schien zu funktionieren.-Ich war allerdings
entsetzt, ließ sie aber machen, sie sollten ja lernen.- Die
Praktikanten lernten sehr bald, dass die Methode nicht wirklich
gut ist.Die Schüler hatten bald den "Ehrgeiz", das Blatt schnell zu
füllen, oder fingen an zu diskutieren, dass y wohl nur ein halbes
Blatt bekommen darf, oder x versuchte das Blatt alleine zu
füllen.Irgendwie war das Kleeblatt "allgegegenwärtig". Die
Praktikanten merkten recht schnell, dass die "Kleeblattmethode"
wohl nicht die geeignete ist. Vor allem muss man dann ja
praktisch jede Stunde mit dem Androhen von Strafarbeiten
beginnen - ist wohl kein schöner Einstieg. Diese "Striche" liegen
ja auf der gleichen Ebene - ich habe sie noch nie verwendet, vor
allem, weil dann der buchstäbliche Knüppel immer droht! |
 | Ich bin auch ein harmoniebedürftiger Mensch |  | von: hesse

erstellt: 09.07.2007 18:12:04 geändert: 11.07.2007 16:47:29 |
, das heißt, auch ich muß mich wohlfühlen in einer Klasse, und das geht nur, wenn beide Seiten sich respektieren!
Ein Patentrezept für jeden Fall gibt es nicht, das muß jeder für sich selbst herausfinden. Aber egal was Du machst: Wichtig ist, Du mußt für Deine Schüler authentisch und berechenbar sein!
Meine Schüler haben (laut Kollegen) einen Heidenrespekt vor mir, aber dennoch - oder gerade deswegen - kommen wir i.a.R. prima miteinander aus.
Ich sage ihnen zu Beginn des Schuljahres, was ich erwarte, und das setze ich natürlich auch durch. Also nie lange drohen oder reden: HANDELN!!!
Das kann man, ohne daß große Emotionen aufkommen, die die Gefahr der Eskalation bergen.
Außerdem habe ich meinen Schülern klargemacht, ich bin für sie da, v.a aber für die, die etwas lernen wollen. Dem haben sich die anderen unterzuordnen.
Wenn es mal brennt, gehe ich mit dem Schüler vor die Tür. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Keiner verliert das Gesicht.
LG
Hesse |
 | Ich auch... |  | von: julia17

erstellt: 10.07.2007 21:38:19 |
ich bin auch harmoniesüchtig.
Und ich hätte auch gerne mehr konkrete Vorbilder - dass jedeR den eigenen Weg finden muss, issjaklar... Aber wenn z.B. Hesse hier schreibt:
Ich sage ihnen zu Beginn des Schuljahres, was ich erwarte, und das setze ich natürlich auch durch. Also nie lange drohen oder reden: HANDELN!!!
dann frage ich als Neuling mich schon, wie genau man zum Beispiel Regeln durchsetzt.
Welche Konsequenzen gibt es denn z.B., wenn eineR permanent was anderes macht - beispielsweise in Mathe die Englisch-HA anfertigt, dann die Deutsch-Lektüre zur Hand nimmt, dann dem Nachbarn was erzählt usw.? Oder gibt es das nur in meiner ängstlichen Phantasie?
Oder wenn jemand immer dazwischenredet - nicht unbedingt was falsches, aber besserwisserisch und störend.
Oder was einem sonst so an Störungen einfällt - wie geht Ihr damit um?
Wie Elanor schon schrieb: Beispiele helfen einem vielleicht mehr als allgemeingültige Regeln - darum hier nochmal die Bitte: Schreibt uns konkrete Erlebnisse auf, auf dass wir nicht alle Fehler selber machen müssen!
Vielen Dank...
Julia |
 | hesse klingt hart, aber ... |  | von: oblong

erstellt: 10.07.2007 23:35:23 |
... mir scheint, dass er etwas Wichtiges zum Vorschein bringt: Leider müssen Schülerinnen und Schüler spüren, dass es Grenzen gibt, die sie nicht überschreiten dürfen.
Wichtig ist mir, dass die Schüler bei angekündigten Konsequenzen
1) ungefähr wissen, was sie erwartet, wenn sie die genannten Grenzen überschreiten;
2) spüren: Dem Lehrer/der Lehrerin ist es Ernst und sie/er setzt das Angekündigte auch durch.
Ein Tipp: Kündige nie Strafen an, wenn du sie nicht auch durchsetzen kannst und willst! Kinder und Jugendliche spüren genau heraus, ob du es so meinst, wie du es sagst. (Nicht alle, aber die entscheidenden)
3) wissen, dass in der nächsten Stunde oder nach dem "Donnerwetter" wieder normal Unterricht weitergeht.
Nächster Tipp: Nachgrollen, Dauernörgeln und kleinliches Herumhacken in den nächsten Stunden auf Grenzüberschreitungen der letzten Stunden bringt nur wenig.
Liebe Grüße,
oblong |
 | @ julia17 |  | von: hesse

erstellt: 11.07.2007 07:52:37 geändert: 11.07.2007 16:42:34 |
Nochmals: Es gibt keine Patentrezepte - Du mußt selbst in jeder Situation entscheiden, was Du tust und wie Du reagierst.
Oblong hat das, was ich geschrieben habe, z. T. ja auch nochmals aufgegriffen: Drohe nichts an, was Du nicht auch durchsetzen kannst!
Machtkämpfe mit Schülern vor der Klasse solltest Du unbedingt vermeiden, wenn Du nicht sicher sein kannst, daß Du gewinnst!
Schüler, die sich permanent mit etwas anderem beschäftigen, kann ich entweder immer wieder drannehmen, bis sie genervt ihre "Nebentätigkeit" aufgeben.
Oder ich gehe wirklich mit ihnen vor die Tür: Hier haben sie kein Publikum, Du kannst ihnen Gelegenheit geben, sich zu äußern und in aller Ruhe ankündigen, welches Verhalten Du erwartest, und welche Sanktion Du andernfalls verhängst (z.B. Nacharbeit des durch die Nebenbeschäftigung verpaßten Stoffs in einer Extrastunde am Nachmittag unter DEINER Aufsicht. Das mußt Du dann aber auch tun!).
Mach ihnen klar, daß ihr Verhalöten Dir (und den anderen gegenüber) respektlos ist. Du kannst für Dich Respekt genauso in Anspruch nehmen, wie Deine Schüler auf respektvolle Behandlung durch Dich Anspruch haben.
Wenn jemand dazwischenredet, kann man darauf hinweisen, daß sein Beitrag keinem nützt, wenn die KLasse nicht weiß, aus welcher Ecke er kommt und die Hälfte ihn daher gar nicht mitbekommt. Auch ignoriere ich solche Schüler durchaus mal durchgängig (die anderen grinsen dann schon) oder gehe mit Witz (Vorsicht bei Ironie) auf den Störer ein. Das hängt immer auch davon ab, wie Dein Verhältnis zur Klasse und dem betreffenden Schüler ist.
Du hast gute Chancen, wenn die Schüler merken, Du bist an ihnen interessiert und konsequent. Dazu muß man nicht rumbrüllen oder drohen - ganz und gar nicht!
Aber das ist eine Sache der Erfahrung und der konkreten Situation. Nochmals: Es gibt keine Patentrezepte, auch wenn Du - was nachvollziehbar ist - das noch so gerne hättet!
LG
Hesse |
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