|
Forum: "Ist es noch möglich, Disziplinschwierigkeiten nach Fehlstart abzubiegen? "
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
 | Warum sind die Schüler so bocklos? |  | von: emiliach

erstellt: 31.10.2008 22:19:31 geändert: 31.10.2008 22:21:48 |
Ich frage mich in solchen Situationen immer, WARUM die nur so bocklos sind? Dass ich hier mit nettem Reden nicht weiter komme, ist mir meist eh klar.
Ich gehe dann meist sehr offensiv und konfrontativ vor. Ich werde im Ton und in der Art und Weise des Auftretens "aufrechter" und lauter und will wissen, was Sache ist. Wie schon in anderen Forenbeiträgen beschrieben, belasse ich es nicht dabei, dass sie verbal aus der Gruppe heraus ihre Meinung kundtun, ich will es genauer und vor allem von jedem wissen.
Ich mache also eine Kärtchenabfrage, auf der jeder Teilnehmer spontan notiert, was er im Unterricht vermisst, bzw. notiert, wie er sich den Unterricht vorstellt. Norddeutsch gesagt: Die Teilnehmer sollen "Butter bei die Fische geben", eher lasse ich nicht aus.
Die Kärtchen werden gemeinsam (also ALLE müssen vor) irgendwo angepinnt und im Anschluss zusammen ausgewertet. (nur so als Idee)
Da es ja bei Dir, reliente, offenkundig ist, dass Unzufriedenheiten herrschen, wäre es doch vielleicht mal nachhaltig interessant, woher diese resultieren, oder?
Ohnehin bin ich der Meinung, dass man "Probleme" nur dann gut bewältigen kann, wenn man die Ursache kennt. Das Herumdoktern an den Symptomen ("die sind eh bockig, machen sowieso nicht mit", etc.) bringt einen meist langfristig nicht weiter.
Verschaffe Dir mal lautstark Gehör und biete Ihnen an, sich aktiv zu Wort zu melden, fordere es geradezu von ihnen. Mir erscheint es auf den ersten Blick ein klein wenig so, als wenn Du Dich bereits ein Stück weit Deinem "Schicksal" in dieser Schülergruppe "ergeben" hättest und das merken die natürlich sofort.
Liebe Grüße
EmiliaCH
|
 | @emiliach |  | von: frauschnabel

erstellt: 31.10.2008 22:40:54 geändert: 31.10.2008 22:46:06 |
hier handelt es sich ja um eine zusammengewürfelte Gruppe, das ist schon mal eine Schwierigkeit!
Des Weiteren finde ich, liegt immer ganz ganz viel am Klassenlehrer, und die Zusammensetzung der Klasse!
Manche SuS-Kombinationen sind einfach so ungünstig, dass selbst gestandene Kollegen verzweifeln.
Was ich allerdings auch immer wieder feststelle, ist, dass das Auftreten des L. eine große Rolle spielt. Mich sieht man nicht so oft groß und mittig im Klassenraum, ich bin weder laut, noch ist meine Klassenzimmertür zu, sollte ich jedoch mal die Tür schließen und mich vorne vor die Tafel stellen und das mit Körperlichen Spannung, wird es ganz leise im Raum und alle ziehen schon mal vorsichtshalber den Kopf ein und dann kann ich fast flüstern...und das wirkt
Aber manchmal wenn ich zur Vertretung in einer Klasse bin, die ich kaum oder gar nicht kenne, geh ich manchmal nach 45 min aus der Klasse und denke, "ob ich da nun drin war oder nicht, auch egal"
|
 | Drastische Maßnahmen |  | von: bger

erstellt: 01.11.2008 11:58:04 |
Wenn ich das so lese: "Nun fangen Fünf an zu arbeiten, der Rest quatscht, schaut aus dem Fenster, kramt in der Schultasche, weniger um Sachen rauszuholen, eher um vom Brot abzubeißen.
Ich gehe von Tisch zu Tisch um darauf hinzuweisen, dass es einen Arbeitsauftrag gibt. Etwa nach 10 Minuten Chaos hat fast jeder immerhin einen Stift in der Hand. Aber noch lange nichts auf dem Blatt oder im Heft.", kommt mir das (aus meiner lange zurück liegenden Anfangszeit) bekannt vor. Da helfen nur drastische Maßnahmen: Wer nach der Begrüßung noch isst oder trinkt, bekommt die Sachen weggenommen (ich schütte z. B. den Flascheninhalt ins Waschbecken), manche Kollegen lassen auch in so einem Fall die Schulordnung abschreiben. Einige Minuten, nachdem die Schüler mit der Aufgabe anfangen sollten, gehe ich herum. Wer noch nichts zu Papier gebracht hat, bekommt entweder eine "6" aufgeschrieben oder besonders Hartnäckigen schreibe ich einen Satz für die Eltern ins Heft. Und: ich beende die Stunde, nicht meine Schüler. Zu frühes Taschepacken wird je nach Situation geahndet: Der entsprechende Schüler bekommt eine Maßnahme, die ihn Zeit kostet, z. B. alle Stühle hochstellen, Raum fegen, als Letzter aus der Klasse gehen usw.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass drastische Maßnahmen oft besser helfen als Ermahnungen. Wenn ich eine Klasse neu übernehme, erkläre ich ihnen in der ersten Stunde immer, was meine "wunden Punkte" sind und spreche mit ihnen ganz ruhig über meine Erwartungen und Sanktionen. Die ersten, die sich nicht daran halten, kriegen "richtig einen übergebraten". Früher habe ich es so gehalten: Wer alle Materialien wegpackte, während wir mitten im Unterricht waren, dem schüttete ich einfach die Schultasche aus. Das war so wirkungsvoll (und peinlich!), dass es kaum einer mehr wagte. Heute reicht meist ein entsprechender Blick von mir...
Ich hoffe, jetzt fallen nicht alle über mich her, von wegen "unpädagogisch" oder "Übergriff" usw. Aber ich finde, jeder muss eine Methode finden, die ihm liegt und zu ihm passt. Und ich mag nun mal das Unkonventionelle.
|
 | Danke erst mal.... |  | von: reliente

erstellt: 01.11.2008 14:27:31 |
... für die vielen Tipps.
Ich habe anhand eurer Antworten gemerkt, dass ich mit Verständnis in der Klasse nicht weiterkommen werde.
@bger: Über deine unkonventionellen Maßnahmen musste ich schmunzeln. Darf ich mal fragen, ob du Lehrer oder Lehrerin bist? (vielleicht habe ich es auch überlesen...)
@emiliach: Du schreibst, dass ich die Gründe herausfinden soll. Verbal habe ich das schon versucht - ohne Erfolg.
Ich habe versucht, Themen herauszufinden, die sie interessieren (diesmal schriftlich) - ohne Erfolg.
Als ich mit der einen Schülerin sprach, was für sie guter Unterricht ist, hat sie auch total geblockt.
Was mache ich, wenn auf den Karten nichts steht oder nur totaler Mist? (beispielsweise: Essen und Trinken im Unterricht, Hausaufgaben machen, Heimgehen... ) Das könnte ich mir nämlich bei denen total gut vorstellen! DAs soll jetzt nicht heißen, dass ich es nicht wissen oder ausprobieren möchte. Mir ist nur nicht klar, wie ich damit umgehen soll, wenn nichts brauchbares bei der Aktion rauskommt.
Wäre vielleicht eine Art Fragebogen besser?
Aber insgesamt noch mal Danke für eure Erfahrungsberichte, Vorschläge und Hilfe.
Ich sehe der nächsten Woche schon gelassener entgegen.... |
 | Ich bin zwar "nur" Grundschullehrerin... |  | von: clausine

erstellt: 01.11.2008 15:56:39 |
aber bei uns gibt es die Situation im Reliunterricht auch, dass Kinder aus bis zu 4 Klassen zusammenkommen, die sich nur vom Schulhof kennen. Vielleicht ist es erst einmal sinnvoll, aus diesem "Haufen" eine stabile Gruppe zu machen, denn vorher läuft gar nichts. Ich selbst habe vor einem Jahr eine Klasse übernommen, die aus 2 Klassen zusammengewürfelt wurde, die Schüler kannten sich noch nicht einmal mit Namen. Ich habe ein ganzes Schuljahr immer wieder "gruppendynamische" Spiele, Gespräche durchgeführt. Jetzt im neuen Schuljahr, merke ich, dass aus der Gruppe so etwas wie eine Klasse geworden ist, in der jeder mit (fast) jedem arbeitet, redet und auch lachen kann. Geduld, Geduld, es ist ein langer Prozess...
Clausine |
 | @ clausine |  | von: klexel

erstellt: 01.11.2008 16:04:34 |
Was du sagst, klingt für den GS-Bereich logisch, aber in einer 8. HS-Klasse kennen sich die SuS gut genug und lange genug, denn sie sind in diesem Kurssystem schon über Jahre, und die Cliquenbildung und die Kontakte auf dem Schulhof sind klassenübergreifend. Das dürfte nicht das Problem sein.
Ich denke, da spielen eher die Leute mit ihrem Machogehabe eine Rolle. Die geben den Ton an und (fast) alle anderen folgen, weil es cool ist, die L zu provozieren. Kenne solche Situationen nur zu gut. Und selbst die, die wollten, können nicht klein beigeben, weil sie sont das Gesicht verlieren und als Streber und uncool gelten.
Selbst über den Notendruck kann man bei ihnen wenig erreichen, weil sie sich oft als Restschüler ansehen und sich aufgegeben haben. Das bekommen sie ja auch oft genug gesagt. Wenn sie sonst nix zu sagen haben und keine Erfolge und Anerkennung haben, dann eben auf diesem Wege. Hier haben sie unter den stilleren SuS ihr Publikum und werden "bewundert". |
 | Nicht mehr reden |  | von: brigitte62

erstellt: 01.11.2008 17:09:21 geändert: 01.11.2008 17:09:46 |
denke ich auch. Jetzz muss eine Phase kommen, in der du vorgibst:
Du gibst die Regeln vor, die in deinem Unterricht gelten.
Du gibst die Unterrichtsinhalte vor.
Das hat nichts mit autoritärem Gehabe zu tun, ich habe das Gefühl, dass diese Gruppe überfordert scheint mit den Spielräumen, die du ihnen zugestanden hast.
Unter Umständen kann es auch hilfreich sein, Arbeitsergebnisse zu dokumentieren:
Meine Referendarin hat in ihrer 5. Klasse nach einer Gruppenarbeit die Plakate fotografiert. Dabei waren uach ganz leere Plakate. Sie sagte, dass einige Schüler da schon aufgewacht sind.
Also vielleicht ein Portfolio anlegen, in das zunächst alle Ergebnisse kommen, egal wie sie aussehen. Oder die Schüler müssen zu einem Thema eine bestimmte Anzahl von Arbeitsergebnissen einheften. Im Zweifelsfall kannst du ja auch vorgeben dass es x Blätter von zu Hause und x Blätter aus dem Unterricht sein können. Wer nichts abgibt, für den wird die entsprechende Anzahl leerer Blätter eingeheftet.
Dann ist auch eine Bewertung gut nachvollziehbar.
Mit solchen Portfolios kann man ja auch am Elternsprechtag aufkreuzen.???
Ich würde alles dran setzen, dass sie erleben: Ich treffe mit meinem Verhalten Entscheidungen. All meine Entscheidungen haben Konsequenzen.
|
 Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|