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Forum: "Elitär?"
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 | zwei Seiten der Medaille |  | von: palim

erstellt: 24.08.2009 21:15:05 |
Klar,
die Arbeit ist dann eine andere und das Schulklima auch.
Anders herum:
Nur weil viele SchülerInnen an Privatschulen unterrichtet werden, potenzieren sich die Probleme an den Regelschulen ins Unermessliche, denn die Schüler dort bleiben auch unter sich, sehen nichts anderes und integrieren sich in das, was sie dort vorfinden und als Normalität kennen lernen.
Wenn im Durchschnitt 9,6% der Schüler ausländischer Herkunft sind, ist es schon beachtlich, dass manche Schulen auf 80% Ausländeranteil kommen - und bei den anderen von rhauda genannten Gruppen wird es ähnlich aussehen.
Mir stellt sich dabei eben die Frage, ob sich das Privileg, das sich einige durch Privatschulen herausnehmen (können), der Gesellschaft nicht im erheblichen Maße schadet - da könnten sie doch gleich noch einen Gesellschafts-Obulus entrichten, von dem dann die Förderung an den Schulen der sozialen Brennpunkte finanziert werden kann.
Palim |
 | Was macht das mit den zuliefernden Grundschulen? |  | von: janneke

erstellt: 24.08.2009 21:28:48 |
Hat sich das schon mal jemand gefragt? Mein Mann hat sein Ref an einer dörflich-ländlichen Grundschule gemacht, die aber "leider" Neubaugebiete im Einzugsbereich hatte, in denen sich die frustrierten Neureichen niederließen, bei denen es zum Bauen/Kaufen im Oberzentrum der REgion nicht gereicht hatte. Dieses Klientel zog es hin zum nächsten Privatgymansium (immerhin noch 45 Minuten privat zu organisierender Fahrtweg). Da auch eben dieses Gym sich seine Schüler aussuchen kann, verlangt es nicht nur einen Notenschnitt von mindestens 2,3, sondern auch noch Bemerkungen im Arbeits- und Sozialverhalten, die nicht schlechter sein dürfen als "erfüllt die Erwartungen in vollem Umfang" (zweitbeste von fünf Bemerkungen in Nds). Der geneigte Leser hat sicherlich schon geahnt, dass manches Früchtchen aus o.g. Familien eben damit Probleme haben könnte - auch wenn das Sozialverhalten nicht durch Migrationshintergrund versaut war. Nun, wenn die Bemerkung AV oder SV aus dem Halbjahreszeugnis Mami und Papi nicht gefiel, die doch so sehr den Besuch des privaten Gymnasiums anstrebten und der sture Klassenlehrer sich einfach so weigerte, die Bemerkung zu ändern, dann blieb es nicht nur bei Drohungen mit dem Rechtsanwalt....... Und wehe, im Sommerzeugnis stand wieder diese Unverschämtheit!
Kennt irgendwer solches Gebaren auch von anderen GS, die in räumlicher Nähe zu privaten Gymnasien liegen? |
 | Die neue Privatschule |  | von: bger

erstellt: 01.11.2009 00:37:17 |
ist zu Schuljahrsbeginn mit ein paar Schülern in Jahrgang 5 und 6 gestartet. Heute war ein großer Bericht dazu in unserer Tageszeitung. Traumhafte Bedingungen, aber zu einem Preis von über 500 € monatlich.
Hier ein paar Fotos:
http://www.4teachers.de/url/3652 |
 | Wo ist das Elitäre |  | von: missmarpel93

erstellt: 01.11.2009 07:18:45 |
Um auf die Eingangsaussage des threads zurückzukommen, wo ist das Elitäre?
Ich habe mir die Bilder angeschaut, die zeigen eine moderne Arbeitsplatzausstattung, mehr nicht. Haben wir uns so daran gewöhnt, dass öffentliche, kommunale Sachaufwandsträger seit den 7oiger Jahren nichts mehr in Schulen und ihre Ausstattung investiert haben? Seht euch doch einmal die Investitionszyklen selbst in den Rathäusern an. Zwar gibt es da auch Unterschiede, selbst innerhalb einer Gemeinde, so werden Dienststellen mit hohen Kundenfrequenzen attraktiver ausgestattet als solche ohne Besucher.
Der Luxus sind meiner Meinung nach die kleinen Lerngruppen, aber ob dieser Luxus elitär ist wage ich zu bezweifeln. Aus meiner Sicht ist er eine Notwendigkeit. Kein Kind solte mit Klassenfrequenzen größer 24 SuS konfrontiert sein. Und dies ist aus meiner Sicht die Obergrenze für leistungsstarke, nicht allzu inhomogene, sozialkompetente und lernwillige Klassen. Die Gruppengrößen müssen in Abhängigkeit von der Auffälligkeit der SuS in den Bereichen Arbeits- und Sozialverhalten entweder verkleinert (bis 12 SuS) werden oder mit zusätzlichen Stunden für Sozialtrainings gestützt werden.
Und komme mir bloß keiner mit dem Kostenargument. Das Schöne an Geld ist nämlich, es kann nicht weg sein, es kann nur woanders sein. Warum also nicht ein Schulgeld, das bemessen wird wie der Kindergartenbeitrag in NRW und gleichzeitig steuerlich absetzbar ist. Warum nicht ein Ausbau von Stipendiaten auch für SuS und die Ausgabe von Bildungsgutscheinen an Bezieher von staatlichen Transferleistungen, damit die kindbezogenen Leistungen auch beim Kind ankommen?
Ich kann mir Vieles vorstellen, das besser funktioniert als das kommunale Totsparen von Bildungseinrichtungen, die in Hinblick auf die Ausstattung eher als Museum denn als Schulgebäude bezeichnet werden müssten.
Ein guter Start in die Zukunft aus den Hinterlassenschaften des letzten Jahrtausends ist eher unwahrscheinlich |
 | geht doch |  | von: missmarpel93

erstellt: 01.11.2009 13:25:36 |
Es hat wenig mit Deutschtümelei zu tun, aber wer etwas anderes möchte, der kann sein Kind gerne in einer Schule nördlich der B1 (A40) anmelden. Er findet garantiert keine deutschtümelnden Eltern, aber sehr chauvinistische und nationalistische Eltern ohne deutsche Staatsbürgerschaft und verwandschaftliche Beziehungen. Okay, an diesen Schulen ist der Minderheitenschutz für Kinder ohne Migrationshintergrund noch nicht perfekt ungesetzt, aber dafür sind diese Schulen alles andere als elitär.
Ich frag mich sowieso, warum etwas, das Geld kostet gleich schon elitär ist? Es wird so getan als ob die anderen Schulen kein Geld kosten würden. Die Frage ist doch nur aus welchen Quellen das Geld für den Schulhaushalt kommt. Letztendlich ist es für das Elternportemonaie egal, ob der Schulbesuch 500 Euro im Monat kostet oder die Nachhilfe, das Kopiergeld, die Elternbeiträge, die Spenden zum Förderverein, das zusätzliche Material, der Mediotheksbeitrag, die Kosten für die Übermittagbetreeung, das Essensgeld, die zusätzlichen Beiträge für Sport und Kultur etc.
Die öffentlichen/staatlichen Schulen sind nicht umsonst, aber vieles, das dort gemacht wird, ist vergeblich. |
 | Werte |  | von: rhauda

erstellt: 01.11.2009 13:47:06 |
Was häufig vergessen wird:
Viele der Ersatzschule und Privatschulen (einige sind so preiswert, dass sich fast jeder den Besuch der Kinder dort leisten kann), gründen sich auf einem bestimmte Wertekonzept. Diese Konzept kann pädagogischer, religiöser oder gesamtgesellschaftlicher Art sein.
Wer mit diesem Wertekonzept nicht einverstanden ist, der kann sich ja gerne eine andere Schule aussuchen.
So etwas diszipliniert ungemein und diese Gemeinsamkeiten schaffen eine heimelige Atmosphäre.
Man spricht sozusagen die gleiche Sprache. Dies habe ich persönlich erlebt an zwei Bistumsschulen, an denen ich unterrichtet habe.
Die Schüler kamen aus allen Schichten und Schulgeld wurde auch nicht erhoben. Grundregel war jedoch:
"Ihr habt Euch für unsere Schule entschieden, damit habt ihr Euch auch für unsere Werte entschieden. Wenn Euch die nicht mehr passen - es gibt genügend Alternativen."
Der Handlungsspielraum war klar definiert, sowohl für Schüler als auch für Eltern und Lehrkkräfte. Das erleichtert das Arbeiten ungemein.
Die Werte in unserem staatlichen Schulsystem mit seiner vielfältigen Schülerschaft haben sich doch eigentlich auf zwei Grunddinge reduziert:
1. Man ist tolerant um jeden Preis.
2. Man haut dem anderen nicht in die Fresse oder klaut ihm was.
( 3. ungeschriebene Norm: Wenn jemand doch einem anderen in die Fresse haut oder ihm was klaut, muss man versuchen, tolerant und verständnisvoll zu sein).
Unser Betreben, jedem Schüler individuell gerecht zu werden hat auch zur Folge, dass es Unmengen von verschiedenen Auslegungen von Regeln und Werten gibt. (Willi bekommt einen Rüffel, weil er die HA nur halb gemacht hat, Heinz bekommt ein Lob, weil er es endlich einmal geschafft hat, pünktlich zum Unterricht zu kommen). Diese verschiedene Bewertung von Verhalten erscheint uns gerecht, weil wir Leistung individualisiert behandeln.
Andere an Schule Beteiligte - Schüler, Eltern und Außenstehende - sind mit dieser Handhabung völlig überfordert und wissen nun nicht mehr, welche Regeln nun eigentlich gelten und für welche Verfehlungen es Konsequenzen gibt, und für welches Wohlverhalten ein Lob.
An Privatschule ist dieser Spielraum eingeschränkt. Das erleichtert Allen die Arbeit. |
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