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Forum: "Neu und unerfahren"
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| Ausbildung | | von: cyrano
erstellt: 07.04.2005 01:02:56 geändert: 07.04.2005 01:22:43 |
Ich zucke schon gar nicht mehr zusammen ob all der händchenhaltenden Community (früher hätte man "Gemeinschaft" gesagt). Das ist ja auch positiv, wenn ich mir eine Wertung erlauben darf. Zusammenhalt eben. Die da draußen, und wir hier drinnen, geschart um die gemeinsam gekochte Suppe.
Während alle Welt, landauf, landab, quer durch die Parteien und Lehrer- und Elternverbände nachdenkt über die Qualitätssicherung der Lehrerausbildung, wird in diesem Forum nur geweint über Abweichler wie mich, die sich erlauben, ein klein wenig abseits vom "Mainstream" (Entschuldigung für den Anglizismus) zu denken, sich aber damit in bester Gesellschaft befinden mit üblichem Reformdenken.
Im Positionspapier der SPD-Landtagsfraktion Niedersachsen heißt es beispielsweise:
Seit der Veröffentlichung der PISA-Studie stehen die Leistungsfähigkeit unserer Schulen, die Qualität des Unterrichts, Fragen der Methodik und Didaktik verstärkt auf dem Prüfstand. Bei den notwendigen Anstrengungen, die Qualität von Schule zu verbessern, wird der Lehreraus- und -fortbildung eine Schlüsselrolle zukommen.
Quelle: http://www.spd-landtag-nds.de/web/content.jsp?nodeId=4451〈=de
Meine Beiträge sind wahrlich nicht wichtig, aber es muß - bitteschön - erlaubt sein, seine Meinung nun auch mal prononciert vorzutragen. Sonst bewegt sich nämlich nichts, Herrschaften. Und unser Verein (Schule) ist bekannt dafür, sich nicht vom Fleck zu bewegen. Der Beamtenstatus mit seiner verbürgten Lifetime-Arbeitsplatzsicherung bei gleichzeitig autonomem, unangreifbarem Tun sorgt für ein Selbstbewußtsein, das durch nichts gerechtfertigt ist, das erst einmal seine Berechtigung zeigen müßte. Eine Junglehrerin, die offen (und ehrlich) zugibt, daß sie sehr wenig didaktische Ausbildung aufzuweisen hat, und sich nur auf ein paar obskure Arbeitsblätter verlassen kann, offenbart die Armseligkeit der Schulszene und der Ausbildung. Leidtragende sind die Schüler, die einmal mehr zugeschüttet werden mit vermutlich überflüssigen, unprofessionell aufbereiteten Inhalten.
Die Teilnehmerin esmeraldag hat also den Mut, in diesem Form nach Arbeitsblättern zu fragen, ohne im einzelnen anzugeben, wofür. Weder die Jahrgangsstufe wird genannt, noch das Thema, noch das bisher verfolgte didaktische Konzept. Wo sind wir hier?
Ich hatte neulich einen Heizungstechniker im Hause, der im Auftrag des Vermieters routinemäßig die Therme warten sollte. Er fragte mich, ob ich einen 12er Maulschlüssel hätte, und ich möge bitte mal den Entlüftungsschlauch unter der Spüle lösen, ich hätte doch sicher eine Wasserpumpenzange. Auf dem Weg zur Gasuhr (oder zurück, ich weiß es nicht) verlor er mein Schlüsselbund, das seither unauffindbar war. Leute, die ohne Ausbildung nach Arbeitsblättern fragen, erinnern mich so ein bißchen an diesen Heizungstechniker.
Mit hartnäckig freundlichem Gruß und in Erwartung einer weiteren Massenhysterie
jp
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| Keine Hysterie | | von: rfalio
erstellt: 07.04.2005 06:41:10 |
nur eine Klarstellung:
Die Kollegin wurde als Diplomtheologin ausgebildet und da bleiben pädagogische Ansätze wirklich auf der Strecke, denn das Unterrichten ist nur ein kleiner Teil im Berufsbild. Du hättest dir also einen Schreiner zum Richten deiner Rohrleitungen ins Haus geholt, cyrano.
Nur, lieber ein Schreiner, der sich bemüht zu lernen und Rat und Hilfe sucht, als ein ausgebildeter Klempner, der nur über die vorhandenen Rohrleitungen schimpft und sie alle rausreißen will ( obwohl sie ganz gut funktionieren) und das Haus damit erst einmal unbewohnbar macht!
Dazu ist doch 4tea auch da: Voneinander lernen, sich austauschen, offen bleiben oder werden für die vielen Anforderungen, die unser Beruf nun einmal stellt. Und da wir mit Menschen umgehen, gibt es kein gottgegebenes Patentrezept. Vor Ort, bei jedem einzelnen, müssen wir mit kleinen Schritten innovativ werden; von oben aufgesetzt bleibts nur eine Maske, die zwar gut ausschaut, aber nichts bewirkt.
Und wenn sich jemand um Rat und Hilfe an die Gemeinschaft wendet, dann soll er sie auch erfahren. Zynische Kommentare helfen sicher nicht! |
| Behinderte unter sich | | von: cyrano
erstellt: 07.04.2005 09:02:43 geändert: 07.04.2005 09:03:21 |
Damit es klar ist auch für jene, die nur gelernt haben, kursorisch zu lesen: mit meinem Beitrag waren nicht körperlich oder seelisch Behinderte gemeint, wie von ankajo vermutet. Es tut mir leid, zu hören, daß Sie bzw. Ihre Familie von diesem Los betroffen sind. Aber ich halte es nicht für gut, diesen Begriff dann für sich zu monopolisieren. Wäre ich so dünnhäutig und kratzbürstig wie einige andere in dieser famosen Gemeinde, könnte ich Demagogie argwöhnen, tue ich aber nicht. Es sollte klar sein, daß nicht die Rede von schicksalhafter körperlicher oder geistiger Behinderung war. Es hätte auch keine Veranlassung vorgelegen.
Im übrigen habe ich mich ausdrücklich in den Kreis der von mir gemeinten Behinderten eingeschlossen. So, wie es auch aloevera verstanden hat. Ich zitiere: Da er [cyrano] sich in seinem Beitrag mit uns "Behinderten" auf gleiche Stufe stellt, sollte er sich doch besser in eine Einrichtung für geistig Schwerbehinderte zurückziehen, die sein "Gift und Galle spucken" hoffentlich nicht verstehen können. Der Beitrag selbst entbehrt allerdings der Logik, wie jeder leicht sehen kann. Und läßt auf ein kräftiges Vorurteil gegenüber dieser Minderheit schließen. Danke übrigens für die Breitseite, aloevera; steck ich weg wie nichts. Die Russen sagen: Der Hund kläfft, der Wind trägt es fort.
Nein, liebe Leidensgenossen, mit Behinderung war Obstruktion gemeint, der Umstand, daß jenen, die zum Wohle des Schülers tätig werden möchten, die Hände gebunden sind.
Mit Behinderung war gemeint:
- der Unterricht vor Schülerbatterien in muffigen, engen, unfreundlichen Klassenräumen
- die Konfrontation mit unzulänglichem, phantasielosem Unterrichtsmaterial
- die Fesselung durch wirklichkeitsfremde behördliche Vorgaben, wie Erlasse, Verfügungen und Richtlinien
- das Korsett der 45-Minuten-Taktung
- der Zwang zur periodischen Einforderung von Leistung und zur Notengebung
u.s.w., u.s.w. Ich höre schon im Geiste, wie diverse Systemkonformiker stöhnen, dann solle ich doch zu Hause bleiben, wenn mir das alles nicht paßte, wir lebten schließlich in einer Leistungsgesellschaft und man könne an den Realitäten nicht vorbeisehen, müsse irgendwie klarkommen und sich gegenseitig weiterhelfen (z. B. mit Arbeitsblättern) und ähnlicher Papperlapapp.
Ich bleibe bei meiner (im übrigen durchaus nicht zynischen) Meinung: eine Vikarin, die zwar ihr Diplom mitbringt (Glückwunsch!), aber im übrigen genauso mangelhaft ausgebildet ist wie das Gros der Lehrer und deren Ausbilder, muß sich um Fortbildung bemühen, nicht um Arbeitsblätter. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie und Kollegen ähnlicher Provenienz gleichwohl für den Schuldienst rekrutiert werden, läßt die historischen Wurzeln von Schule erkennen, die bedauerlicherweise klerikaler Natur sind, wie jeder weiß. Anfangs reichten sogar Küster als Unterrichtende, Pfarrer waren erst später gefragt. Dann kam der Soldatenkönig und forderte die Erziehung zum gottesfürchtigen Bürger und die Schulpflicht. Paßt, oder? Wer braucht da noch Arbeitsblätter? Predigen! Lieder singen (Strophe 2-45, danach 47-52)! Dann ist die Stunde schnell um. Wer zu laut hustet, oder sein Ritalin nicht genommen hat, singt eine Strophe mehr oder schreibt das Lied ab.
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| @robischon "Wasseruhr" | | von: cyrano
erstellt: 07.04.2005 13:15:55 |
Ein Engländer ist, soviel ich weiß, ein Rollgabelschlüssel. Was ich hier habe, ist eine Wasserpumpenzange.
Was die anderen Teile betrifft: keine Angst, das meiste im Hause mach ich selbst, nur von einer modernen Gasanlage lass ich inzwischen die Finger.
Danke auch für den Tip bez. der Gasuhr und Umgebung. Das waren die ersten Orte, die ich durchsucht habe. Der Monteur fährt wahrscheinlich noch heute mit meinem Schlüsselbund durch die Gegend. Wenn er zur nächsten Wartung hier auftaucht, kann er gleich wieder kehrtmachen. Und ich hol mir den Schreiner.
Ansonsten danke für die Moderation. In der Tat habe ich etwas gegen "Arbeitsblätter". Erinnert mich in fataler Weise an die Verordnung von Arbeit, läßt den Zwangscharakter von Schule sichtbar werden. Weiß allerdings immer noch nicht, was so schlimm gewesen sein soll an der Bemerkung: "Was soll das mit den "Arbeitsblättern"? Vielleicht ist es ja ein Positivum, daß es sowas in Ihrer bisherigen "Ausbildung" nicht gab."
War doch nett gemeint, ohne Scherz. Interessanterweise hat sich das neue Gemeindemitglied auch nicht zur Wehr gesetzt.
Das hier unterschreibe ich auch: "dabei sind sie gar nicht gemeint, sondern dieses total veraltete bildungswesen." Nichts anderes war auch gemeint mit meiner Bemerkung "...daß Sie sich im Klaren darüber werden, ob Sie etwas leisten können, was Schüler suchen." Himmel, was ist so schlimm daran, sich an Bedürfnissen des Schülers zu orientieren? Ist Didaktik ein Fremdwort geworden unter Lehrern?
Gruß
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