Hallo,
ich sehe Rolfs Beiträge nicht als Appelle und auch nicht als Belehrungen und fühle mich dadurch auch nicht herabgesetzt. Ich sehe sie als Anregungen.
Ich bin Klassenlehrerin in einer 6.Klasse (Hauptschule). Bei mir gelingt "Schule" mit Sicherheit auch nicht immer perfekt, ich gehe auch manchmal völlig fertig nach Hause und denke ich habe meinen Beruf verfehlt, weil es wahnsinnig laut war, ein Gespräch in die Hose ging oder irgendetwas nicht geklappt hat. Aber ich bin bereit zu reflektieren, zu lernen und vom vorgegebenen Weg abzuweichen. Ich weiß, dass das in unserem Schulsystem nicht immer einfach ist. Ich stecke auch manchmal in der Klemme zwischen Bildungsplan und Anforderungen des Schulalltags. Aber man kann kleine Schritte gehen.
Meine Schüler machen z.B. mit großer Begeisterung selbst Unterricht (ca. 2-3h pro Woche). Das hat eine Menge verändert. Wir haben jede Woche einen Klassenrat, in dem anstehende Probleme (von den Schülern selbständig) besprochen werden. Sie arbeiten viel in Projektgruppen. Seit kurzem gibt es Wochenhausaufgaben, die sich sich selbst einteilen können. Je mehr ich ihnen zutraue, um so mehr können sie.
Ich führe immer wieder sehr viele kleine Einzelgespräche und ich denke, sie vertrauen mir. Ich setze sehr wohl auch Grenzen, versuche aber hauptsächlich ein gutes Vorbild zu sein. Meine Schüler säubern ohne Murren "ihr" Klassenzimmer. Auch ich hebe immer wieder mal Müll im Klassenzimmer auf und greife auch mal zum Besen. Warum auch nicht? Ich breche mir dabei keinen Zacken aus der Krone. Meine 17h/Woche in meiner Klasse mit 18 Schülern machen es natürlich sehr viel leichter.
Wir lachen viel miteinander und sprechen aber auch oft ernsthaft über die Dinge, die sie bewegen. Sie wissen, dass ich sie mag.
Vielleicht habe ich auch Glück, eine besonders tolle Klasse zu haben, aber ich denke, wenn man möchte, kann man in jedem Kind etwas Liebeswertes entdecken. Und das ist die Grundlage unseres Miteinanders.
Ich weiß, man kann im Kleinen etwas verändern und die Verantwortung und Freude an der Arbeit fördern und darauf achten, dass wir ihnen nicht schaden, so wie bei allen anderen Mitmenschen auch. Kinder aus kaputten Familien kann die Schule allerdings meiner Meinung nach nicht therapieren.
Entschuldigt bitte die Länge des Beitrags, das Thema hat mich gefangen.
Grüße
lebensformen