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Forum: "Pegida im Unterricht?!"
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 | Irrtum |  | von: amann

erstellt: 03.02.2015 19:49:08 geändert: 03.02.2015 20:03:46 |
@ rojiblanco,
ich glaube nicht, dass du mit
Erstaunlich das ALLE, ausnahmslos ALLE, die Dein Posting in Bezug der Hauptschüler hier kommentiert haben, es eindeutig und "deckungsgleich" wahrgenommen haben.
Recht hast.
Erstens haben nur ca. 9 Leute auf den letzten 4 Seiten etwas geschrieben, davon waren drei eher skeptisch zu deinen Thesen. Zweitens ist denkbar, dass vielleicht weitere Mitleser da sind, die nur keine Lust haben, selber Zielscheibe von Argumenten wie mimimimimimimimimimimimi zu werden. Vielleicht bin ich als Naturwissenschaftler etwas streng, was Allaussagen angeht, aber Logik sollte doch jedem Akademiker zugänglich sein. Aus einer so kleinen Gruppe ein "ausnahmslos alle" zu machen, ist nicht logisch korrekt.
Der gesamte Gang der "Hauptschüler"-Teildiskussion ähnelt übrigens sehr dem Muster, das in der Politik und Promi-Öffentlichkeit immer häufiger wird. Die Liste an Wörtern, die "man" nicht sagen darf, wird immer länger; und sobald jemand ein solches Stichwort ausspricht, wird er (sehr selten: sie) als moralisch disqualifiziert angesehen, was er sagen wollte und gemeint hat, ist fortan völlig irrelevant. Das ist natürlich für die Empörten sehr bequem, falls der Urheber des bösen Wortes vielleicht einen Gedankengang äußerte, der sehr schwer zu widerlegen wäre, wenn man denn das böse Wort ignorieren und sich mit dem Gedankengang befassen wollte.
Ein ähnliches Muster gab es im 19. Jahrhundert schon mal, damals war es die bürgerliche Gesellschaft, die sehr enge Regeln des "das tut / sagt man nicht" aufstellte und damit ihre herrschende Klasse gegen Aufsteiger abgrenzte. Im 20. Jh. gab es dann zwischendurch mal die Hoffnung, wir seien darüber hinaus und fähig, jenseits von Konventionen den Sinn und Geist von Menschen gleich welcher Herkunft und Weltanschauung zu würdigen. Ich finde, dass euer reflexartiger Aufschrei, wenn ein älterer Kollege mal etwas so formuliert, wie euer Sprachkodex es verbietet, einen sehr engen Horizont und einen tiefen Mangel an Interkulturalität befürchten lässt. |
 | Frage an Rojiblanco |  | von: amann

erstellt: 03.02.2015 22:41:46 geändert: 03.02.2015 22:54:49 |
stimmst du mir eigentlich zu, dass es dieses Muster in der Gesellschaft gibt, Leute verstärkt anhand schlechter/ falscher Wortwahl zu disqualifizieren und auf ihren Gedankengang nicht weiter einzugehen?
Ich könnte deinen Beitrag so verstehen, dass du das auch wahrnimmst und für richtig hältst, aber ich bin mir nicht sicher.
Übrigens stimme ich dir völlig zu, dass das Stigmatisieren und Ausgrenzen von Hauptschülern und ihren Potentialen eine böse und schädliche Sache ist. Im Abschaffen der Hauptschulen, wie es in RP, BW und Saarland läuft, scheint mir genau das stattzufinden. Der gegenwärtige Trend, dass alle nur auf dem Gymnasium lernen wollen, gehört auch dazu. Aus der begrenzten Sicht der Eltern verständlich, aber für viele Kinder fatal. Ich sehe es so, dass ein Gymnasium eine bestimmte Art von Schwerpunkt anbietet, nämlich eine intellektuell und abstrakt orientierte Art zu lernen, für einen Teil der Kinder (vermutlich ca. 1/3) gut, für andere dagegen eine Quälerei. Ich halte uns deshalb nicht für besser. Es ist normal, verschieden zu sein, und man soll nicht alle in die gleiche Klasse pferchen. Meine volle Bewunderung den Gesamtschullehrer__Innen, die das wohl besser hinkriegen. Aber nu sprenge ich vollends das Forumsthema, verzeiht!! |
 | Antwort |  | von: rojiblanco

erstellt: 04.02.2015 08:44:42 |
stimmst du mir eigentlich zu, dass es dieses Muster in der Gesellschaft gibt, Leute verstärkt anhand schlechter/ falscher Wortwahl zu disqualifizieren und auf ihren Gedankengang nicht weiter einzugehen?
Nein! Ich glaube aber, dass Leute sensibler und reflektierter Äußerungen bewerten und nicht mehr unkritisch jeden "Mist" hinnehmen.
Insb. in unserer politischen Debattenkultur ist das deutlich zu sehen. Das auf Grund der Medien und der Druck durch eben diese der Eindruck entsteht, man dürfe sich weniger Fehler erlauben, kann ich nachvollziehen aber das finde ich ebenfalls unproblematisch.
Alles in allem erlebe ich eine qualitative Verbesserung der politischen Klasse, durch genau diesen Mechanismus.
Ich brauche keine Volksvertreter die "schlecht" sind in Wort und Rede. Nicht Kommunal, nicht Regional, nicht National.
Achja und "no-go" Aussagen wie sie "ohneschule" mMn brachte, wurden von mir schon immer schonungslos offenbart.
Ich bin eher der Typ der auf Konfrontation aus ist.
Ich muss nicht von allen geliebt werden und reite gerne auf (meinen) Prinzipien rum.
Kein schöne Charakterzug, aber ein für mich wichtiger und prägender! :)
(Insb. kommt der bei der Spezis Lehrer zur Gattung, bei denen es (zu) viele gibt, die den guten Wein verwässern!) |
 | Konkretes Beispiel... |  | von: rojiblanco

erstellt: 04.02.2015 16:53:02 |
...
Heute rief mir ein Schüler (ich habe Keine Ahnung warum, es hatte keinen Bezug zu mir oder meinem Unterricht) auf dem Pausenhof zu:
"Jude"
Daraufhin korrigierte ihn ein Mitschüler
"langer Jude" (wohl weil ich rund 200cm groß bin)
Ich drehte daraufhin um, ging zu den Schüler und sagte:
"Boah Denis ... ehrlich ... Hast Du in meinem Unterricht nicht aufgepasst?"
Daraufhin stammelte Denis: "Ja öhhhm also ja, tut ihm leid, das mit dem Juden meinte er nicht so."
Daraufhin sagte ich: "Das Du mich Jude genannt hast, stört mich nicht, aber Du solltest doch wissen, dass ich Agnostiker bin, denn das haben wir im Unterricht (letztes Jahr) besprochen".
Daraufhin ging er mit mir rein und versuchte mir zu bewiesen wie gut er aufgepasst hat, in dem er mir erklärte was ein Atheist ist, was ein Agnostiker, etc.
Was will ich damit sagen...
Gegen den Begriff Jude habe ich nichts, dennoch ist es ein Reizwort. Das wissen wir, das wissen aber auch die SuS. Doch wie gehen wir nun damit um.
In diesem Fall, hoffe ich eine gute Wende bekommen zu haben, mit der alle leben können.
Fiel aber der Begriff Du "Scheiß-Jude", hätte ich anders reagiert. Bei Du "Scheiß-Doofkopf" oder Du "Scheiß-Bayer", ... hätte ich das als weniger problematisch aufgenommen.
Ich finde schon, das Tradition, Geschichte und eben auch Sprache mit Respekt genutzt werden muss. Manche Begriffe, Witze oder Äußerungen verbieten sich halt bei uns, sind aber z.B. in Spanien voll Ok.
Ich finde man muss da abwägen.
Neger, Zigeuner und Asylant sind bei mir abgewogen wurden und "durchgefallen"! |
 | ??? |  | von: pta74

erstellt: 04.02.2015 21:05:46 geändert: 04.02.2015 21:06:51 |
Die Antwort auf meinen Beitrag auf Seite 8 (26.01.) hat eine heftige Diskussion über den Blick auf Hauptschüler ausgelöst.
Ehrlich gesagt, finde ich es richtig gruselig, wie aggressiv hier "gekämpft" wird. Das nur, weil geglaubt wird, die eigene Meinung sei die einzig richtige.
Es geht sogar soweit, dass "rfalio" auf Seite 13 gebeten wird, seinen Eintrag zu löschen (01.02.) und "ohneschule" auf Seite 10 mit diesem Nazi-Verbrecher "von Schirach" auf eine Stufe gestellt wird. Nein, noch schlimmer: So "kultuviert-gebildet" wie der Nazi sei "ohneschule" nicht. Lediglich die Gesinnung sei bei beiden gleich. Dass so eine Ungeheuerlichkeit hier unkommentiert bleibt, ist schon mehr als skandalös!! Dass examinierte Lehrer versuchen, Gegenstimmen mit solchen Mitteln mundtot zu machen, ist unglaublich respektlos!
Vielleicht lese ich nicht richtig! In dem Beitrag von "ohneschule" steht doch gar nichts von Kompetenzlosigkeit der Hauptschüler! Es geht doch darum, dass die Art und Weise, die "Zubereitung" des Stoffes, nicht gleich sein kann.
Deshalb halte ich die Instruierung in der von "rojiblanco" skizzierten Weise bei dieser Schülergruppe für ziemlich problematisch.
Es ist doch klar, ich verstehe auch keine wissenschaftliche Vorlesung an der Uni oder eine Doktorarbeit über xy. Warum ist es schlimm zu sagen, ein Schüler bekommt den Unterrichtsstoff passend aufgearbeitet? Ist es nicht auch die Aufgabe von Lehrern, komplizierte Dinge einfach und schülergerecht darzustellen? Wenn das gemacht wird, hat weder ein Hauptschüler, noch ein Realschüler oder ein Gymnasiast Probleme mit einer differenzierten Darstellung.
Ich wünschte mir in unserem Unterricht mehr Lehrer wie "ohneschule", "amann" oder "rfalio", die eben jenes Schwarz-Weiß- Denken nicht haben! |
 Beitrag (nur Mitglieder) |
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