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Forum: "Elitär?"
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 | Auch ich |  | von: bger

erstellt: 01.11.2009 15:54:31 |
arbeite an einer Schule nördlich der B1 (A40) und kann clausines Aussagen nur bestätigen. Missmarple wollte wohl provozieren und hat so getan, als gäbe es dort nur Brennpunktschulen (wobei auch da die Situation nicht wie beschrieben ist)!
Für die nicht Ortskundigen: mit "nördlich der B1 (A40)" ist gemeint, dass in den Ruhrgebietsstädten Dortmund, Essen, Duisburg usw. die "besseren" Wohnlagen eher im Süden und die sozial schwachen Bereiche eher im Norden liegen. Die B 1 (A 40) ist dabei tatsächlich fast eine Trennlinie.
Warum ich die neue Schule als "elitär" bezeichne: bisher sind dort ein Dutzend Kinder, verteilt auf zwei Klassenstufen. Die Räume sind modernst ausgestattet, die Tische lassen sich zu Stehpulten umbauen, in jedem Raum sind interaktive Whiteboards mit Beamern installiert usw. In wenigen Wochen wird das neue Gebäude fertig sein, so lange sind sie in einem Bürokomplex. Und wer kann "mal eben" über 500 Euro Schulgeld zahlen? Die von missmarpel aufgelisteten Posten auf öffentlichen Schulen summieren sich beileibe nicht auf diesen Betrag - und möglicherweise fallen neben diesen 500 Euro auch noch andere Beträge an!
Irgendwann bekommen wir hier auch noch englische bzw. amerikanische Verhältnisse: Wer es bezahlen kann, schickt sein Kind nicht auf eine staatliche Schule, sondern gönnt ihm eine bessere Ausbildung auf einer Privatschule! |
 | Haben wir schon |  | von: missmarpel93

erstellt: 01.11.2009 17:45:56 |
Wer in NRW in den Grundschulbereich hinein sieht nach der Aufhebung der Schulbezirke, der weiß doch, dass die beschriebene Segragation im vollen Gange ist. Auf dem "platten Land" wird eine konfessionsgebundene GS nach der nächsten neu eröffnet und das alles nur weil die Eltern von inhomogenen Lerngruppen voll überzeugt sind. Nur leider liegt die 7 km entfernte GS fast an der Strecke zum Arbeitsplatz und der Reitverein, die Musikschule , der Tennisplatz etc. sind auch in erreichbarer Nähe
Wer glaubt dieses Klientel für weiterführende Schulen, die nicht öffentlich sind, zu gewinnen, der träumt. Dieses Klientel hat schon den nächstgelegenen Kindergarten gemieden, ebenso die GS und wird seine Kinder auch nicht mit dem gemeinen Volke in einen Klassenraum zwängen lassen. Warum auch, wenn eh beabsichtigt ist sich später an einer privaten Hochschule einzuschreiben. Die Oberschicht hat kein Interesse an einer guten Bildung für alle. Die Mittelschicht hat das Problem, dass sie erodiert und Bildung keine Aufstiegschancen mehr ermöglicht. Folglich wird sie alle Anstrengungen - auch finanzieller Natur - auf sich nehmen, um nicht abzurutschen. Der Rest kriegt Transferleistungen.
500 Euro Schulgeld sind nicht viel, wenn man bedenkt, was Haftplätze, Heimunterbringung etc. kosten. Nur diese Kosten fallen in anderen Ressorts an und stehen somit für eine bessere Ausstattung von Schulen nicht zur Verfügung. |
 | andere Länder |  | von: rhauda

erstellt: 01.11.2009 21:16:46 |
besonders in England oder in den USA ist es völlig normal, dass Eltern sich verschulden und Hyptheken aufnehmen, damit ihre Kinder in Private Bildungsinstitutionen kommen, sei es auch nur für eine begrnezte Zeit.
Meine Freundin hat eine Hypothek auf ihr Haus aufgenommen, damit die 20.000 Euro Schulgeld für ihren Sohn für 4 Jahre gesichert war.
Nun, da die Oberstufe angesagt ist, geht er wieder auf eine staatliche Schule.
Der Leistungsvorsprung für ihn ist allerdings enorm.
Kein Wunder, er hat Lerngruppen von 10-12 Schülern hinter sich, einen Tutor/Berater , der nur für die akademischen Entscheidungen zuständig war (einmal wöchentlich Beratung)und Unterricht von morgens 9 bis abends um 7 (inklusive AG und Förder und Neigungskurse).
Ich selbst finde den finanziellen Einsatz einfach zu hoch, aber man muss halt bedenken, dass es Eltern gibt, die den tragen wollen, obwohl es sie an den Rand des Ruins bringt. Da haben die Anglos einfach eine andere Einstellung
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 | nach-schlag |  | von: sopaed

erstellt: 04.11.2009 11:20:38 geändert: 04.11.2009 18:12:51 |
wer oder was sind denn unsere "eliten"?
seit je her verstehen sich die mitglieder der oberschicht, der
"erbdynastien" als solche. diese leben in einer parallelgesellschaft,
in eigenen vierteln, ja auch unter eigenen sicherheitssystemen. und
natürlich schicken sie ihre kinder aus standesdünkel nicht mit dem
rest auf eine schule, sondern leisten sich den luxus, mehrere
tausend euro für internate auszulegen.
dann folgt die mittelschicht, deren untere hälfte in folge der krise zu
recht
um ihren status fürchtet. bereitwillig sucht sie ihr heil in der
entsolidarisierung, der abgrenzung nach unten. ausdruck dessen ist der
privatiesierungswahn, der besonders deutlich in der gesundheits- und
bildungssparte zum ausdruck kommt.
ganz unten die letzte schicht. leute, die wir, (seien wir doch jetzt mal
ehrlich hier an unserem stammstisch) eigentlich überhaupt nicht
brauchen. sie haben doch nur noch konsumentenfunktion. jeder
almosen, der über das maß des nicht verhungern lassens hinaus geht,
ist doch unsinnig. ja, könnte gar kontraproduktiv sein, wenn man ihn
bsw in bildung investieren würde. stell dir vor, aufgrund von bildung
würde die unterschicht anfangen, kritische fragen zu stellen.
nene, las uns mal die ganze sache privatisieren. passt scho!
mfg
sopaed |
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