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Forum: "Ein interessanter Artikel"
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 | ursprünglich |  | von: missmarpel93

erstellt: 25.12.2013 12:34:46 |
Alles hängt mit allem zusammen.
Es geht letztendlich um die Frage, welches Verhalten denn "normal" ist. Ich kann für mich definieren, was wünschenwert ist, ich sehe auch, was umsetzbar ist.
Ich beklage ebenfalls, dass der gesellschaftliche Konsens bezüglich adäquaten Benehmens schwindet. Ebenfalls sehe ich die hohe Bereitschaft von Erziehungsberechtigten, individuelles Fehlverhalten ihrer Kinder zu relativieren und die Schuld für Unterichtsstörungen im Verhalten der anderen Kinder zu sehen. Soweit also alles normal - schwieriger wird es dann die Ursachen für bestimmte Verhaltensweisen zu erkennnen. In welchem Fall ist das Sozialtraining beim Schulsozialarbeiter die bessere Alternative und wann kann das Einschalten eines Beratungslehrers sinnvoller sein und in welchem Fall ist die individuelle Förderung durch einen Sonderpädagogen notwendig. Wenn ich als Klassenlehrer schon die Koordination übernehmen muss und auch den Kontakt zu den Eltern und evtl. dem Jugendamt bzw. den erziehungshelfern halten muss, weil es ja irgendwer erledigen muss, warum werde ich dann nicht auch von meinem Arbeitgeber für diese Tätigkeiten entlohnt? - Ich bekomme mein Gehalt nämlich nur für das Abhalten von Unterrichtsstunden.
In den Kernrichtlinien werden Kompetenzen beschrieben, die die SuS erreichen sollen, es werden aber keine Sozialkompetenzen für einzelne Fächer definiert. Wie soll ich aber einen allgemeinen Erziehungsauftrag in meinem Fachunterricht umsetzen, ohne die individuelle fachliche Förderung zu vernachlässigen? Wie weit kann Binnendifferenzierung gehen? Ist das Optimum erst dann erreicht, wenn für jeden ein individueller Unterricht im Klassenverband erteilt wird? Wie viel "verhaltensoriginalität" verträgt so ein binnendifferenzierter Unterricht, der darauf angelegt sein muss, dass die Schüler Verantwortung für ihren individuellen Lernprozess übernehmen müssen?
Mit welchen Konsequenzen kann ich ernsthaften, dauerhaften Störungen begegnen, um den lernprozess des größeren teiles einer lerngruppe sicherstellen zu können? Welche Aufgaben müssen die Sonderpädagogen übernehmen, um mich in zu entlasten, damit ich meinem Kerngeschäft nachkommen kann? |
 | Tenor |  | von: missmarpel93

erstellt: 26.12.2013 08:57:18 geändert: 26.12.2013 09:19:17 |
"Erziehen ist nun einmal Ihr Job, Frau Lehrerin."
Soweit der Tenor des Artikels. - Aber mehr als dieser Vorwurf kommt dann auch nicht. Nicht vom Redakteur der Welt und nicht aus der Gesellschaft. Und wenn etwas aus der Mitte der Gesellschaft käme, das als verbindliche Werte der Erziehung anerkannt werden sollte, dann müssten noch die individuellen Absprachen mit einzelnen Eltern oder Gruppen von Eltern berücksichtigt werden, die bestimmte Normen eben nicht auf ihr eigenes Kind angewandt wissen möchten bzw. Verstöße gegen solche Regelungen als nicht angebracht empfinden, wenn sie ihr eigenes Kind betreffen.
Das eigene Kind wehrt sich allenfalls gegen körperliche Übergriffe, während die anderen brutale Schläger sind. Das eigene Kind ist den anderen eben intelektuell überlegen und wortgewaltiger und hat einen feinen Sinn für Ironie, den die anderen nicht verstehen können, während die anderen auf das Übelste mobben. Und zuhause sind die Kinder sowieso gaaaanz anders; es ist folglich der üble Einfluss der Gruppe, der die eigenen Kinder zu anderem Verhalten bewegt - sozusagen geradezu nötigt. Und dass die Gruppe sich so wenig sozialverträglich verhält bzw. die Interaktionen innerhalb der Gruppe so entsetzlich schief und aus dem Ruder laufen, liegt natürlich an den Lehrkräften, die viel zu inkonsequent sind und Fehlverhalten bei den anderen Kindern nicht ahnden und sich nur auf das eigene Kind eingeschossen haben.
Die "Welt" ist aber auch so was von ungerecht ...
Den Redakteuren der Welt empfehle ich ein weihnachtliches Studium des GG, der Länderverfassungen und einen kurzen Blick in die Landesschulgesetze. Die werden dann ganz schnell merken, dass die Schule zwar einen allgeminen Bildungs- und Erziehungsauftrag hat, dass der Erziehungsauftrag aber nachrangig ist. Denn die Erziehungspflicht obliegt nach Maßgabe des GG in erster Linie den Eltern. In Erziehungsdingen ist die Schule auf die Mitarbeit und die Zustimmung der Eltern angewiesen, ohne deren Mitwirkung bzw. die Verständigung aller Eltern einer Klassen- oder Schulpflegschaft auf gemeinsame Erziehungsziele wird das eben nichts und die Verhältnisse bleiben wie sie sind.
Die Vermittlung basaler Sozialkompetenzen ist ausschließliche Pflicht der Eltern. Das Erlernen von sozialen Kompetenzen die zu Interaktionen innerhalb einer Gruppe/Klassengemeinschaft befähigen, das ist dan Aufgabe von Kita und Schule. Die Erziehungsziele einer Schule müssen sich also in erster Linie auf die Ermöglichung eines störungsfreien oder weniger gestörten Unterrichtsablauf und Schulalltags beschränken.
Wenn es aber Aufgabe von Schule ist, die Schülerschaft zu erziehen, dann müssen Land und Schulträger sich eben über eine Aufgaben- und Kostenverteilung zwischen Lehr- und Erziehungskräften einigen. Warum wohl werden die Berufsfelder von Sozialpädagogen/Erziehern und Lehrern unterschiedlich beschrieben? Wer das anders sieht, der kann ja auch Pathologiepfleger als Kinderkrankenpfleger beschäftigen oder Tiefbauer als Bestatter.
Grundsätzlich ist Eltern zu raten, sich einmal über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Respekt" mit ihren Kindern zu verständigen. Die Kinder und Jugendlichen haben nämlich eine vollkommen andere Definition dieses Wortes vor Augen als ihre Altvorderen. Wenn es mit der Begriffklärung klappt, dann klappt auch der Rest - so nach und nach |
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