|
Forum: "Ist es noch möglich, Disziplinschwierigkeiten nach Fehlstart abzubiegen? "
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
 | Eltern, die nix kapieren |  | von: wishfulthinking

erstellt: 17.11.2008 12:27:12 |
Wenn Eltern abstreiten, dass ihr Kind stört, Theater macht, unruhig ist, können folgende Dinge vielleicht helfen.
- Fragen, ob sich das Kind sich ruhig und unauffällig verhält. Kinder die in der Schule terrorisieren, machen das zuhause auch.
- Nur noch gut vorbereitet in Elterngespräche gehen. Vorher die einzelnen Kollegen zu diesem Kind befragen nach dem Verhalten in den anderen Fächern, den Eltern mit Namensnennung sagen, dass es woanders auch so ist.
- Ab sofort alle "Verstöße" des Kindes protokollieren, mit Datum und Stunde und was es war. Dann kann man in Kürze die Eltern mit einer konkreten Liste konfrontieren, die sie nicht mehr ableugenen können. Ich erinnere mich an eine Mutter, die erblasste, als ich ihr sagte, ihr kostbarer Sohn (Kl. 8 Gym) sei am soundsovielten mitten in der Mathestunde mit seiner Bank und seinem Stuhl schrittweise quer durch das Klassenzimmer von der Fensterseite zur Türseite und zurückgehoppelt und sei am soundsovielten in der Mathestunde 5 x aufgestanden und zum Waschbecken gegangen, sich die Hände zu waschen. (Der Mathe-Kollege hatte auch ein Durchsetzungsproblem, ich war Klassenlehrerin)
- diese Protokolle können auch zwischen Elterngesprächen per Post nach Hause geschickt werden. Briefkopf der Schule, Unterschrift des Schulleiters plus die eigene natürlich.
- In heftigen Fällen würde ich über einige Wochen das Fehlverhalten von Kindern mit uneinsichtigen Eltern im Klassenbuch festhalten, das ist noch massiver als ein bloßes Protokollieren.
- Wenn das nicht hilft ist ein Sprechen mit den Eltern nicht mehr sinnvoll, also knicken - dann muss man halt den disziplinarischen Maßnahmenkatalog hochkraxeln und schriftliche Meldungen nach Hause machen bis das Kind es kapiert. Die Eltern werden es vielleicht nicht kapieren. |
 | 9er GK Englisch |  | von: galadriel

erstellt: 17.11.2008 17:50:37 |
Ich habe auch so eine Chaotentruppe in Englisch. 9. Klasse Grundkurs Gesamtschule.
Menschlich sind die SuS eigentlich wirklich sehr nett und ich mag die Truppe auch, aber ich habe das Gefühl, dass ich im Unterricht überhaupt keinen Fortschritt bewirken kann, weil sie mich und sich selbst andauernd selbst unterbrechen. Hausaufgaben und Lernmaterialien haben nur wenige von ihnen regelmäßig dabei.
Ich bin noch im Referendariat und habe vermutlich am Anfang viel zu viel durchgehen lassen, da ich letztes Jahr nur im Ausbildungsunterricht (also mit entsprechender Fachlehrerin) im Kurs war und somit immer etwas Rückendeckung hatte. Jetzt ist es mein eigener Kurs und ich möchte einfach nicht jede Stunde ermahnen oder mich die Hälfte der Zeit mit der Neuorganisation meiner Stunden befassen, weil zu wenige Bücher usw. vorhanden sind.
Ich denke, ich werde Indidis vorschlag mit einem Regel/Sanktionskatalog ausprobieren, habe allerdings so meine Zweifel, ob sie das jetzt noch ernst nehmen. Es scheint gerade so eine ganz extreme Null-Bock-Phase zu sein, in der sie sich befinden.
Vielleicht hat sonst noch jemand Ideen?
Liebe Grüße,
Gala |
 | bei mir |  | von: reliente

erstellt: 20.11.2008 21:19:39 |
läuft es nach diesem "Regelbrief" wesentlich besser. Heute hatte ich eine Stunde in der ZWEI !!!! Schüler nicht gearbeitet haben. Ich hatte wie in der letzten Stunde ein Suchsel zum Thema und das kommt bei den Schülern total gut an. (Wann kommen einem Schüler die Rätsel zu den Ohren raus?)
Aber ich fordere am Beginn der Stunde immer die Materialien ein und schreibe auf, ebenso protokolliere ich die Mitarbeit.
Was ich eher toleriere, wenn einer noch mal in sein Pausenbrot beißt oder auf sein Handy schaut. Normalerweise müsste ich z. B. ein Handy wegnehmen, ich habe es auch gemacht, als ein Schüler telefoniert hat. Aber muss ich mich wirklich, wenn der Schüler ein Handy in der Hand hält, mit dem Schüler anlegen, damit er es rausgibt? (Das passiert ja auch nicht oft und nach einem kurzen Blick oder dem Hinweis, dass ich wieder ein neues Handy gebrauchen könnte, ist es sofort verschwunden)
Vor einigen Tagen hatte ich ein kurzes Gespräch mit der Schulleiterin, der ich davon erzählt habe. Sie fand die Durchführung mit meinem Regelbrief gut.
Allerdings meinte sie, dass ich den Schülern noch klarmachen müsste, dass ich nicht gegen sie arbeite, sondern ihnen ja eigentlich was Gutes will. Ich soll sie in einer Unterrichtsstunde noch mal in eine neue Regelvereinbarung bringen.
Einerseits verstehe ich, was sie will, aber andererseits habe ich Angst, dass ich für die Schüler unglaubwürdig werde, wenn ich jetzt wieder zurück rudere?
Was meint ihr?
Ich bin so froh, dass jetzt endlich mal -in gewissen Maßen- tatsächlich mal gearbeitet wird und Ruhe herrscht.
Zeige ich nicht auch mit Lob und Hilfe (und Belohnung, z.B. mal ein Film oder Computerraum) , dass ich nicht gegen sie arbeite? |
 | @galadriel |  | von: reliente

erstellt: 20.11.2008 21:30:53 |
wenn du dir genau überlegst, was du im Regelkatalog haben willst und was du kontrollieren kannst und willst, wird es funktionieren.
Genau diese Angst hatte ich auch. Seit Sommer machten diese Schüler mit mir was sie wollten, ich bekam keinen Fuss auf den Boden.
Mein Regelbrief hat nur Dinge, die mir wirklich wichtig sind und die mir im Unterricht richtig störend auffallen. (z.B. fällt mir oft nicht auf, dass einer noch seine Mütze aufhat. Warum sollte ich mich dann damit belasten, wenn es mir gar nicht auffällt? Ob es sich gehört oder nicht, lassen wir mal außen vor....)
Ich gebe zu, als ich den Brief ausgeteilt habe, war mir echt mulmig zumute. Auch am nächsten Tag war mir fast schlecht, als die Stunde anfing.
Aber ich habe vorher noch zufällig in einem Buch gelesen, wie man vor einer Klasse stehen soll, damit man ernst genommen wird.
Mit dieser inneren Einstellung und der Haltung kam wahrscheinlich auch bei den Schülern rüber, dass es mir reicht und ich es jetzt ernst meine.
Also, ich möchte dich nur ermutigen, es ist noch nichts verloren. Versuch es! (Außerdem kann es doch nicht schlimmer werden, oder?)
Liebe Grüße und viel Glück! |
 | @reliente |  | von: bger

erstellt: 20.11.2008 23:52:21 |
Es freut mich, dass du jetzt einen Weg gefunden hast, mit den Schülern zurechtzukommen. In puncto Mützen und Handys bin ich jedoch anderer Meinung als du. Wenn die bei euch nach den Schulregeln verboten sind, solltest du das auch entsprechend ahnden. Es geht nicht darum, ob dich das persönlich stört, sondern es sollten sich alle an entsprechende Absprachen/Konferenzbeschlüsse etc. halten. Dann kann kein Schüler sagen: "Warum darf ich bei Ihnen nicht, was ich bei XY darf?" Im Übrigen erleichtert es ungemein das Leben, wenn (so ziemlich) alle Kollegen an einem Strang ziehen!
Bei uns an der Schule gibt es so gut wie keine Diskussionen zu Themen wie Mützen, Kaugummis, Handys, MP3-Player, Essen und Trinken im Unterricht oder vorzeitigen Unterrichtsschluss, weil der Chef hart durchgreift und es unter den Kollegen eigentlich kaum jemanden gibt, der da sehr nachsichtig ist. Meist reicht ein Blick oder ein Handzeichen. (Was übrigens nicht heißen soll, dass es bei uns keine schwierigen Klassen gibt!) |
 | @reliente |  | von: bger

erstellt: 21.11.2008 20:17:19 |
Dann habe ich das falsch verstanden! Natürlich reicht nicht immer ein Blick oder ein Handzeichen, vor allem beim Handy versuchen schon einige zu diskutieren... Die Schulordnung ist schon wichtig, aber wichtiger ist natürlich, dass man relativ ungestört seinen Unterricht machen kann!
Nun etwas anderes, ein Erfolgserlebnis. Mehrere Kollegen (und ich) ärgerten sich ständig über eine 6. Klasse, in der immer eine gewisse Unruhe herrschte. Drei Schüler nervten besonders. Wir sammelten Einträge im Klassenbuch, schließlich gab es einen Vorfall, der die KL'in veranlasste, eine Klassenkonferenz einzuberufen. Außer einem schriftlichen Verweis bekamen die Jungen die Auflage, auf einem Zettel jede Stunde ihr Verhalten mit einem Symbol (+ / 0 / -) darzustellen und vom Lehrer gegenzeichnen zu lassen. Seitdem sind zwei Wochen vergangen und die Jungs benehmen sich wie die Lämmer, was auch Auswirkungen auf die gesamte Arbeitsatmosphäre in der Klasse hat. Stolz wetteifern sie miteinander, wer die meisten "+" hat oder freuen sich riesig über ein "++". |
 Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|