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Forum: "Ab wann ist es der Disziplin zuviel?"
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 | also... |  | von: pee1213

erstellt: 04.07.2008 15:05:44 |
Also ich glaube man muss unterscheiden zwischen "lebhaften" Kindern oder "normalen" Störungen und tatsächlichen Disziplin-Verweigerern...
Ich kann nur aus niedrigeren Klassenstufen berichten und stelle immer wieder fest, dass es lebhafte Klassen gibt und leise Klassen. Jede hat etwas für sich - wobei ich die lebhafteren bevorzuge. Da diese spritziger sind und viele Ideen bringen - sprich den Unterricht ganz anders mitgestalten. Ich habe zwar auch feste Regeln und Grenzen die nicht überschritten werden dürfen, aber es ist trotzdem in manchen Klassen "lauter" als in anderen.
Noch eine Anmerkung zu crusher - du sagst die Kinder werden ernst und betroffen, sobald sie Reglementierungen erfahren. Ist es aber nicht nur kurz ganz still und ernst, und eine halbe Unterrichtsstunde später denkt man schon nicht mehr dran...? Meine Kinder unterscheiden sehr wohl, wer den "Anschiss kassiert" und die anderen sind zwar in dem Moment still, mir aber keineswegs böse oder betroffen.
Was ein echtes Problem darstellt, sind die Kinder, die bewusst jede Gelegenheit suchen Regeln zu brechen, um zu stören und auf sich aufmerksam machen wollen. Und gegen die kommst du wahrscheinlich mit den üblichen Disziplinierungsmaßnahmen nicht an. Da muss man Hintergründfe klären, warum das so ist - vielleicht stecken persönliche Probleme, oder auch psychologische dahinter. Oder die Pupertät, in der man die Erwachsenen halt zur Weißglut treiben will.
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 | ein Zuviel an Disziplin gibt es nicht |  | von: ing_08

erstellt: 04.07.2008 16:18:47 |
Zumindest nicht, was das kompromißlose Durchdrücken gewisser Prinzipien den Schülern gegenüber angeht.
Das betrifft Dinge wie
- Ordnung auf der Schulbank
- Ordnung der Schulsachen (Vollständigkeit der Arbeitsmittel, Erledigung der Hausaufgaben, Vortragen des Hausaufgabenheftes, sofortiges Eintragen erteilter Hausaufgaben, Notieren von Terminen bekanntgegebener Klassenarbeiten, Spitzen der Bleistifte, usw. usf.)
- Wertschätzung (Nichtbeschädigung) des Schuleigentums bzw. der Gegenstände in der Schule
- Wertschätzung (Nichtbeschädigung) des Eigentums der anderen Schüler
- Zuhören (vom Lehrer Gesagtes wahrnehmen, Achtung und Respekt vor dem, was Mitschüler sagen)
- Sauberkeit beim Arbeiten
- Heftführung
- vernünftige Sitzhaltung (kein Gelümmel wie von Affen im Urwald)
- Abschalten und Verstauen von elektronischen Kommikationsgeräten (Mobiltelephon, PDA)
- Verzicht auf Kaugummikauen
- Umgangsformen (Aufstehen zu Stundenbeginn, Erwartung der Begrüßung durch den Lehrer, Grüßen von Lehrern und Erziehern im Schulgebäude, Danke, Bitte, das Siezen, das höfliche Fragen, ...)
- angemeßne, halbwegs kultivierte Sprache (kein Gossenjargon, Unterhaltung mit den Mitschülern bei Nennung des Vornamens statt des Rufens des Nachnamens)
- klare Hierarchiestrukturen (Melden, Sprechen nach Aufforderung, Respekt für die anderen und deren Anspruch auf leistungsorientiertes, ruhiges Lernklima)
- Pünktlichkeit
- Darlegung von Verfehlungen (Mitteilung zu Stundenbeginn nach der Begrüßung, daß Hausaufgaben nicht gemacht wurden bzw. welche Arbeitsmittel vergessen worden sind)
usw. usf.
Solche einfachsten und selbstverständlichen Verhaltensweisen betreffend, gibt es kein Zuviel an Disziplin, die der Lehrer durchzustezen hat.
Ein Zuviel ist allerdings dann gegeben, wenn der Lehrer zum Pedanten mutiert und Disziplin bzw. vernunftgeleitete Strenge auf irrelevante Details ausweitet, und daß dadurch schließlich eine Atmosphäre der ständigen Reglementierung und Drangsalierung entsteht.
Bspw. wenn die obengenannten, normalen Dinge übergenau und permanent bis aufs Messer korrigiert werden, statt sinnvollerweise die Prinzipien an sich konsequent umzusetzen.
Dieses Zeitalter der überautoritär-wilhelminischen Paukschule sollte Deutschland seit 1920 mit Aufkommen der reformpädagogischen Strömungen verlassen haben.
Ciao |
 | Und es gibt doch ein zuviel an Disziplin! |  | von: tinele78

erstellt: 04.07.2008 18:08:04 |
Hm, Ing_08 zählt also(allgemeingültige?)Grundprinzipien auf, die man kompromisslos durchführen sollte. Aber hier geht es doch schon los, hier hat doch jeder Lehrer seine eigenen Prinzipien: was ist Sauberkeit beim Arbeiten? Gestochen gleichmäßige Schrift oder lediglich Lesbarkeit? Wieviel Klechse sind noch tolerabel? Was ist Ordnung? Und ich zum Beispiel habe in Phasen von Frei- und Einzelarbeit gar nix gegen Kaugummis, wohl aber gegen Ohrstöpsel mit Musik...
wo ist nun das Übermaß?
missmarpel93 unterscheidet sehr richtig Disziplin von Regeln und Disziplinierungsmaßnahmen und sagt, dass es von letzerer schon zuviel geben könnte. ABER meiner Ansicht nach gibt es auch von Disziplin im Sinne einer notwendigen Unterwerfung unter Gruppenregeln ein ZUVIEL.
Ich denke da an die vielen, meist weiblichen schüler, welche aus lauter Bemühen, höflich und unauffällig zu sein, kaum ein Wort sagen,ihr Wissen für sich behalten, lieber nicht in der Gruppe agieren wollen. Die schüchternen aber unkomplizierten. Und ich denke an die meist älteren Schüler, die vor Klausuren lernen bis zum Verrücktwerden und sich keine Auszeit gönnen. Und an die, die in Tränen ausbrechen, wenn sie für ihre Unordnung oder ihr Vergessen vor der Klasse gerügt werden. Die Schüler, die ein nur allzu gutes Gespür für die gesagten und ungesagten Regeln in der Klassengemeinschaft haben und nur ja keine Fehler machen wollen. (Und im Privatleben ist eine solche Schülerin vielleicht so arg diszipliniert beim Essen, dass sie magersüchtig wird.) Das ist ein Zuviel an SELBSTdisziplin, was durch zu viele oder zu rigide Regeln NICHT NUR in der Schule mitbedingt sein kann. Das hat viel mit Angst zu tun. Das hemmt dann auch die Lebensfreude! Und die Entwicklung der Persönlichkeit. Das Zuviel an Disziplin geht dort los, wo es dem Schüler-Menschen damit schlecht geht. |
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