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Forum: "Flohmarkt?"
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 | ich hab post zum "flohmarkt" bekommen |  | von: rolf_robischon

erstellt: 13.09.2005 12:19:05 |
von: heidehansi am: 13.09.2005 um: 11:34:34
Nachricht:
Hallo Rolf,
ich maile dir, weil ich denke, das ist für das, was ich zu dem Thread sagen will, der richtige Weg.
Du fühlst dich durch manche Beiträge im oben erwähnten Thread angegriffen, "uns" geht es umgekehrt auch so
mit deinen Beiträgen.
Ich hab nachgedacht, warum du so wirkst. (Du hast es ja selber in einer Antwort geschrieben, dass man dir das
öfter vorwirft.)
Du hast für dich einen Weg gefunden, auf dem du dich wohl gefühlt hast und den du deshalb konsequent
gegangen bist.
Und du stehst - wie sollte es anders sein? - mit ganzer Überzeugung und Einsatz dahinter und du möchtest gern
andere auf diesen deinen für so schön und richtig empfundenen Weg führen.
Und dabei greifst du den herkömmlichen Unterricht an.
Aber damit greifst du auch, ohne es zu wollen (wie ich vermute), auch all die LehrerInnen an, die herkömmlichen
Unterricht halten, ja sogar solche, die sich - ähnlich wie du - auf die Suche nach IHREM Weg gemacht haben.
Und ich habe das Gefühl, gerade solche LehrerInnen findest du hier bei 4teachers viele.
Auch ich habe mich, gerade hier in den Foren über deine als besserwisserisch empfundenen Entgegnungen
geärgert.
Ich denke, das kommt vor allem daher, weil du - so hat es zumindest den Anschein - ALLES ablehnst, was
herkömmlichen Unterricht ausmacht. Und da kommt man sich schnell als "Klein-Doofi" vor, weil man
"herkömmlich" unterrichtet (hat) und das hat niemand gern.
Und dabei hab ich über das, was du gemacht hast, früher gern gelesen, hab auch manches ausprobiert, deine
Cartoons und Zeichnungen haben mir gefallen, deine Gedanken waren mir immer ein Nachdenken wert und sie
haben auch mein Denken verändert,...
Was ich mir wünschen würde:
* Dass du anerkennst, dass auch Lehrer, die herkömmlichen Unterricht machen, gute Lehrer sein können (ich
denke da an eine Kollegin, die viel "führender" ist als ich es je war, deren Kinder aber gern und mit großem
Erfolg lernen und die ihre Lehrerin sehr mögen).
* Dass du deutlich machst, was für dich das Beste war, dass du aber auch den anderen zugestehst, dass sie
IHREN Weg suchen und finden sollen, der dann vielleicht eben ein ganz anderer Weg ist.
Du bist doch dafür, dass Kinder selbständig lernen - warum vertraust du dann nicht darauf, dass es auch Lehrer
tun können?
Liebe Grüße!
Heide
und meine Antwort darauf:
denken verändert?
na das ist doch was.
vielen dank, heidehansi, für deine mail.
viele lehrerinnen und lehrer sind enorm empfindlich und mögen es überhaupt nicht wenn man etwas von ihrem schulalltag in frage stellt. dazu hab ich jede menge geschichten aus meinem schulalltag.
eine kollegin fragte mich, wieso die viertklässler bei mir völlig anders seien als bei ihr. ich sagte: vielleicht rede ich
anders.
darauf sie: "aber ich bin doch auch freundlich".
schließlich hatte ich ihr als beispiel gesagt, dass ich das wort "wir" in der schule nicht verwende.
da ist sie ausgerastet.
so leicht geht das.
ich nehms inzwischen in kauf.
veränderung in der schule dauert jahrzehnte bis jahrhunderte.
der umstieg von der buchstabier- zur lautiermethode ist seit 500 jahren im gange.
herzliche grüße und alles gute.
schade dass das hier jetzt nicht zum mitlesen für andere ist.
Heidehansi hat nichts dagegen wenn diese "Abrechnung" öffentlich ist.
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 | Veränderungen |  | von: ankajo

erstellt: 13.09.2005 15:36:34 geändert: 13.09.2005 15:37:23 |
Um noch mal auf den Ausgangspunkt zurückzukommen:
Fertige Unterrichtsentwürfe interessieren mich gar nicht, dafür bin ich auch nicht auf diese Seite gegangen. Mich interessiert der Austausch. Ich möchte erfahren, wie KollegInnen ihren Unterricht gestalten. Was mir gefällt, probiere ich aus. So habe ich z.B. hier den Tipp für den Film "Treibhäuser der Zukunft" bekommen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass es in Bezug auf Unterricht und Schüler auf dieser Seite immer weniger wirklichen Austausch gibt. Ich bin jetzt seit 27 Jahren im Schuldienst und häufig geschockt, wenn ich sehe, wiewenig sich verändert hat. Festmachen kann ich das immer gut, wenn Referendare Unterrichtsbesuche bekommen. Es hat sich nichts geändert.Die Ziele müssen erreicht werden. Es soll zwar kreativ gearbeitet werden, aber im Rahmen des Seminars. Referendare müssen taktieren, dürfen nicht ehrlich in Nachbesprechungen sein... Zum Glück habe ich KollegInnen an meiner Schule, die wie ich neugierig sind und ausprobieren, ihre Ideen weitergeben und auch akzeptieren können, dass ich sage: "Das ist nicht mein Ding." Aber von einer wirklichen Veränderung der Schule in Deutschland kann nicht gesprochen werden. Das findet alles vereinzelt, an einzelnen Schulen, bei einzelnen Lehrern statt. Aber das ist ja auch schon ein Fortschritt. |
 | Leider... |  | von: rhauda

erstellt: 13.09.2005 16:32:27 |
...ist es so, dass diese Veränderungen immer nur an einzelnen oder an einzelnen Gruppen in den Schulen festzumachen sind, die es ungleublich viel Kraft kostet.
Ein Wunschtraum wäre es, einer Schule 6 Monate lang ein Trainerteam an die Seite zu stellen. Leute, die nicht nur auf der Durchreise sind, sodern eine ganze Weile lang die offenen und verdeckten Probleme und Vorzüge der Schule beobachten, beratend und steuernd eingreifen und mit ganz praktischen Tips und Übungen den Veränderungsprozess in Schwung bringen.
Der Prophet im eigenen Lande gilt eben nur in Ausnahmefällen etwas, deshalb werden Steuergruppen häufig nicht für voll genommen oder sogar als "Schulleitungsgehilfen" betrachtet (selbst wenn diese Kollegen von der GK einstimmig gewählt wurden und es eindeutige Beschlüsse in punkto Schulprogrammentwicklung gibt).
Ich denke da an die etwa einstündige(!) Diskussion in einer Gesamtkonferenz, ob man denn nun eine "Steuergruppe" auch als Steuergruppe bezeichnen dürfe, immerhin habe das doch schon vom Wort her einen negativen Beigeschmack. Diese Paranoia war einfach beschämend, vor allem vor den Eltern in der Konferenz.
All das kostet unglaublich viel Zeit und Kraft.
Manchmal bin ich so weit, dass ich mir wünsche, dass mich alle in Ruhe lassen und ich einfach nur meinen Unterricht "durchziehen" kann. Aber dann hätten die mich geschafft. Kann ich irgendwie auch nicht akzeptieren.
Gruß von einer heute gefrusteten und ausgelaugten
rh.
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 | Aber von einer wirklichen Veränderung der Schule in Deutschland kann nicht gesprochen werden. |  | von: kfmaas

erstellt: 13.09.2005 23:34:20 |
Also meine lieben Kollegen, ich schlage vor mal wieder auf den Teppich zu kommen. Ich habe einmal an einem Intersystemvergleich teilgenommen, bei dem wir Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien besucht, Unterricht beobachtet, Fachkonferenzen abgehalten und Klassenarbeiten begutachtet haben mit dem Ergebnis,dass wir von unseren Beobachtungen her gesehen nie wußten, in welcher Schulart wir waren.
Leistungsniveau, Anforderungen, Verhalten und Einstellungen differierten so sehr, dass man ebenso hätte sagen können, dass diese Klasse in der Hauptschule eine Gymnasialklasse und jene im Gymnasium eine Hauptschulklasse auf unterstem Niveau war. Es gab natürlich auch die Übereinstimmung von Erwartung und Beobachtung.
Ich reise seit über 32 Jahren von Schule zu Schule um Unterricht zu planen, zu beobachten und zu besprechen/Alternativen aufzuzeigen. Viele der Ausbildungslehrer oder Schulleiter sind ehemalige Referendare von mir. Wenn da einer sagt, "von einer wirklichen Veränderung der Schule in Deutschland kann nicht gesprochen werden", dann setzt er entweder den Focus zu klein (eigene Schule) oder zu groß (die Schule in Deutschland) an. Ich finde, die Schüler, die wir heute vorfinden, sind meist ziemlich verschieden von denen, die ich noch in der Vor-Handy- und Vor-Computer-Zeit oder Vor-Tageslichtprojektor-Zeit erlebte. Ebenso sind die Verhaltensweisen von Schülern und Lehrern in der Mehrzahl ziemlich verschieden von der Zeit, als ich in die Schule ging. Die Filmserie über den Unterricht der 50er Jahre hat dies eindeutig gezeigt. Wenn sich einzelne Ereignisse in der heutigen Schulszenerie im Vergleich zu früher wiederholen, so ist dies nur natürlich wie der Wechsel der Mode. Viele Lehrer und Lehrerinnen - besonders die, die auf 4teacher's zu finden sind - sind mit Lehrern früherer Zeiten kaum noch zu vergleichen. Ihr Bemühen und ihre Arbeit in einen Topf mit Gefängniswärtern und Clowns zu werfen finde ich schlicht und ergreifend unsensibel - um es etwas euphemistisch auszudrücken. Will sich hier jemand durch Abwertung der Kollegen selbst erhöhen?
Na ja, wenn er es nötig hat - bitte. Wir verkraften nicht nur die Angriffe von Eltern, von Schülern, von Politikern, von Presseleuten, nein wir verkraften auch noch die Angriffe der eigenen Kollegen. Es ist doch viel leichter die Arbeit anderer abzuwerten als die eigenen Ideen so darzustellen, dass sie Anreize bieten und Mut machen es nachzumachen. Das aber habe ich bisher bei Rolfs Forenbeiträgen selten gefunden - leider.
LG kfmaas
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 | veränderung? |  | von: rolf_robischon

erstellt: 14.09.2005 06:30:00 |
lieber kfmaas
dein beitrag klingt, als sei ich nicht da.
du schreibst
Na ja, wenn er es nötig hat - bitte. Wir verkraften nicht nur die Angriffe von Eltern, von Schülern, von Politikern, von Presseleuten, nein wir verkraften auch noch die Angriffe der eigenen Kollegen.
Na ja, wenn er es nötig hat - bitte.
einer von den klassischen kommunikationskillern.
und: wir verkraften...
wenn "schüler", eltern, politiker, presseleute "uns" mit schmutz bewerfen...?
warum sollte es angriffe geben, wenn da nichts anzugreifen wäre?
und jetzt noch ich mit redeweisen die irritieren. ich nenne "unterricht" inszenierung und "erziehung" manipulation.
wenn du nicht inszenierst und manipulierst, was stört dich meine redeweise dann.
wenn du es tust und dahinter stehst, warum ärgerst du dich darüber?
wenn jemand sagt dass es unter autofahrer irre gibt, fühle ich mich nicht angesprochen obwohl ich autofahrer bin. |
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