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Forum: "Superhirn kriecht im Schneckentempo"
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| Superhirn kriecht im Schneckentempo | | von: termico
erstellt: 19.07.2006 16:36:51 |
hallo,
ich habe einen wirklich schlauen schüler (1.klasse), der im mündlichen superschnell ist, sobald aber irgendetwas schriftlich fixiert werden soll, ist er der langsamste aus der ganzen klasse. auch bei freien oder differenzierten aufgaben.
es gab auch im ganzen ersten schuljahr keine verbesserung, er wird eher immer langsamer und die mutter stöhnt, dass er keine hausaufgaben machen will und oft 2-3 stunden daran sitzt !!!! (obwohl er sie in max 20 minuten erledigen könnte)
ist er evtl unterfordert? sogar hochbegabt? aber wieso ist er bei freien oder differenzierten aufgaben dann nicht deutlich schneller? ist er "einfach" ein träumer?
oder ein "stiller ads"-typ (obwohl ich auch nicht genau weiß, was das heißt...)
interessant ist auch, dass er super ordentlich ist und auch eine sehr gute handschrift hat, bastelt und malt wie eine eins, aber durch diese gründlichkeit auch immer dreimal so lange braucht wie alle anderen.
was soll ich nur machen?
die mutter ist ganz verzweifelt und liegt mir in den ohren, aber ich weiß leider auch keinen rat.
wer hat eine idee? einen tipp?
woran könnte man einen evtl hochbeganten erkennen?
suche DRINGEND rat!
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| mein Sonnenschein | | von: kla1234
erstellt: 20.07.2006 12:41:36 |
@steffchen: das ist wirklich sehr verständnisvoll. Das würde ich mich gar nicht trauen die Lehrerin zu fragen.
@termico
du meinst mit langsam sowas wie: zwei Minus-Aufgaben abschreiben in einer Stunde ohne zur Lösung zu kommen?
Eine Ferndiagnose geht ja nicht. Ich berichte dir mal von meinem Sonnenschein:
Meine Kleine w i l l einfach auch oft so lange an den Hausaufgaben rumdoktern. Sie verbessert, radiert, schreibt eine neue Variante. Diskutiert den Sinn von Schönschrift, von Sternchenbewertung. Fragt, warum man so und nicht anders die Schreibschrift schreibt, macht Vorschläge dazu.....
Und fängt erst gar nicht an mit Mathe, weil sie denkt, sie müsste es ohne Nachdenken können, oder will keinen Fehler machen...
Und sie hat viele Vorschläge, was sie alles m e h r machen möchte...und zu Hause auch schon längst macht.
Und das hat die Wende gebracht. Die Lehrerin hat auch! erlaubt, dass sie im Stoff voraus arbeitet. In Parallelmaterial.
Einfach die Anerkennung, dass sie schon mehr kann und will.
Das hat die Wertigkeit von schnell, schön und korrekt auf ein normales Mass korrigiert.Sie will ihre Neugier anerkannt bekommen, ihr Interesse. Der Stoff an sich ist ihr wichtig, nicht die Parameter der Bewertungsebene. Dafür hat sie ein feines Gespür und reagiert empfindlich.
Plötzlich, wirklich nach einem Wochenende war das Schneckentum beendet und sie ist jetzt meist bei "den Guten" dabei, manchmal sogar "Erster". Es gibt halt das laufende Pflichtprogramm, woran man auch immer was finden kann zum Üben, und das, was wirklich herausfordert und interessiert.
Ob hochbegabt oder nicht finde ich völlig unwichtig. Es geht darum, dass jedes Kind anders lernt. Bei manchen fällt es auf.
Freie und differenzierte Aufgaben sind auch von der Lehrerin gestellt. Du solltest meine Kleine mal erleben, wenn s i e was wissen will und selbst aussucht und sich ohne Druck fühlt, schön, schnell und richtig vergisst.
Überhaupt, ich freue mich schon wieder auf die Ferien. Ich brauch nur zuschauen und Lieferant sein für alles, was sie fragt und wissen will. Einen Tag ohne was-wissen-wollen oder lernen-wollen gibt es fast gar nicht. Auch nicht im Schwimmbad...
liebe Grüße
kla
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| Fragen, Fragen | | von: heidehansi
erstellt: 20.07.2006 16:50:34 |
Ist er vielleicht ein "Schieber", also ein Mensch, der alles auf die letzte Minute verschiebt?
Das sind oft Supergewissenhafte (und das könnte doch für deinen Schüler auch zutreffen), die sich mit dem Verschieben dazu bringen, auch mit einer minder perfekten Arbeit zufrieden zu sein, weil es nicht anders geht.
Oder ist er eben so ein Perfektionist, der durch diese langsame Arbeit versucht, wirklich perfekt zu sein? Einiges deutet darauf hin.
Ist es ein Kind - wie oben von jemand beschrieben - das viel zu viele Interessen hat und deshalb nicht bei einer Sache bleiben kann?
Hast du das Kind selber schon mal gefragt, wie es zu dieser Sache steht? Kinder können zuweilen genau sagen, warum sie etwas so und nicht anders machen.
Abhilfe natürlich je nachdem, welches Problem dahinter steckt.
Für "Verschieber" könnte man das Ganze "verschärfen", indem man sagt: In der und der Zeit musst du fertig sein damit. Später darfst du nicht mehr weiterarbeiten. (Für die Kritiker: Das ist wirklich nur für solche Fälle ein gutes Mittel. Ansonsten bin ich sehr dafür, den Kindern die nötige Zeit zu geben.)
Den Superperfekten sollte man zeigen, dass man auch mit "hinreichend guten" Arbeiten zufrieden ist und sie dahingehend ermutigen.
Kinder mit vielen Interessen hilft oft schon ein Block auf dem Schreibtisch, auf dem notiert wird, was "nach der Aufgabe" dann an interessanten Fragestellungen "abgearbeitet" werden soll/kann.
Und generell hilft oft ein Kurzzeitwecker. Man bespricht mit dem Kind, wie lange es zu einer Teilaufgabe wohl braucht (und das großzügig bemessen), dann stellt man einen Küchenwecker auf die ausgemachte Zeit. Schafft es das Kind, in dieser Zeitspanne fertig zu werden? Wenn ja, dann freut man sich mit dem Kind. Bei besonders schwierigen Fällen wie dem geschilderten kann man das durch Gutpunkte und eine Belohnung, die "erarbeitet" werden muss, noch verstärken. Allmählich (!) kann man dann die Zeitspannen verkleinern bis eine erträgliche Geschwindigkeit erreicht ist.
Heide |
| Liebe Heide | | von: kla1234
erstellt: 20.07.2006 19:10:14 |
deine Liste gefällt mir wirklich sehr gut.
Meistens ist es wohl eine Mischung und wechselt leider...
Besonders gefällt mir
Hast du das Kind selber schon mal gefragt, wie es zu dieser Sache steht? Kinder können zuweilen genau sagen, warum sie etwas so und nicht anders machen.
Meine Kleine hat dann oft eine Fragestellung, die viele nicht ernst nehmen würden und mit einer schnellen Antwort wegwischen wollen.
Aber bevor solche Dinge eben nicht geklärt sind und in allen Varianten durchdacht wurden kann es für sie nicht weiter gehen. Das nächste Mal ist die selbe Sache dann aber ja geklärt.....
Fragen, die Kleinigkeiten betreffen und Fragen, die unreif wirken, "warum muss ich Hausaufgaben machen", die sie aber, wie unter Erwachsenen diskutieren will. Einfach diskutieren...
Und das dauert halt.
Liebe Grüße
kla
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