Hallo,
als ich die neueste Idee unserer Bundesfamilienministerin las, dachte ich tatsächlich an einen Aprilscherz. Da hat sie doch ernsthaft erwogen, Jugendliche zwischen 14 und 18 in Supermärkte und Tankstellen zu schicken, um die (Jugend-)Gesetzestreue der Ladenbesitzer zu testen!
Ich finde dieses Ansinnen unglaublich: Teenager sollen für den Staat als undercover-Agenten die Sünder unter den Geschäftsinhabern in einer Art Lockvogel-Mentalität hervorzukitzeln.
Was steckt denn dahinter für ein Menschenbild?
Was bekommen unsere Jugendlichen für ein Bild der Erwachsenenwelt vermittelt?
Werden sie für dieses Denunzieren (etwas anderes ist das nicht in meinen Augen) bezahlt, in welcher Form auch immer?
Mich wundert, dass sich die anderen Parteien anscheinend ernsthaft mit diesem Vorhaben auseinandersetzen.
Auch wenn Frau v. d. Leyen ihren Vorstoß inzwischen wieder zurückgezogen hat.
Wohlgemerkt: ich habe eine Menge dagegen, dass die Teenies in den einschlägigen Geschäften ohne Probleme an Alkoholika und Nikotin-Erzeugnisse kommen. Aber man kann sie doch nicht derart instrumentalisieren!
Auf eure Meinung ist sehr gespannt
angel
ich hätte jede Menge Namen von Kiddis, die auf meine Schule gehen, die ich sofort als Spitzel melden könnte, KAUFEN tun sie das Zeug nämlich eh und gehindert hat sie bisher auch niemand dran.
Schülern bereits vor 10 Jahren praktiziert. Unser Thema lautete: Alkohol und Freizeitverhalten von Jugendlichen. Meine Schüler kamen auf die Idee, einen Test durchzuführen. Fünf Lebensmittelketten wurden "getestet" und als meine Schüler den Alkohol bekamen, outeten sie sich als Textkäufer. (übrigens, nur bei Aldi gab es keinen Alkohol für meine Schüler, da sie unter das Jugendschutzgesetz fielen)
Resultat: zumindest hatte sich die Aktion herumgesprochen und die Geschäfte wurden "vorsichtiger"(zumindest für eine Weile!)
Eine Schülerin erzählte mir, dass ihre Mutter bei einer Betriebsversammlung auf das neue Jugendschutzgesetz hingewiesen wurde. Strafe: bis zu 50 000 Euro! Interessant ist, dass die Entscheidung und Kontrolle bei den Kassierern liegt und diese dann auch die Verantwortung haben.
ich finde es besser, wenn es im Unterricht eingebunden wird. Aber von "oben" aufdiktiert? Nein, dagegen wehre ich ich entschieden. Dabei geht es mir nicht um die Sache, sondern um´s Prinzip. Diese ständige Staatsüberwachung geht mir auf den Geist. Auch ich bin absolut dagegen Jugendlichen Alkohol und Zigaretten zu verkaufen aber ich mag nicht ständig und überall überprüft und überwacht werden. Wo führt das wohl noch hin! Außerdem kann es doch noch nicht wahr sein, dass man Jugendliche zum denunzieren anhält.
stand, daß der Vorschlag erst mal vom Tisch sei, aber "besser vorbereitet" wieder erscheinen sollte.
Es soll erst mal Lobby aufgebaut werden. Und mit Lobbies, seien sie noch zu klein, läßt sich in Deutschland alles durchdrücken.
Den Einsatz von "Kinderspitzeln" halte ich moralisch für verwerflich. Der Zweck heiligt nicht die Mittel.
Gerade bei uns soll dieser Mißbrauch vermieden werden, sind doch in unserer Geschichte genug Kinder ausgefragt worden, wenngleich diese politischen Ziele verwerflicher waren als der Verkauf von Alkohol, Zigaretten und Videospielen. Man verzeihe mir diesen Vergleich.
Nicht auszudenken sind die moralischen Auswirkungen.
Soll denn hier eine Generation heranwachsen, für die das Denunziantentum etwas normales ist? Für was sollen die Kinder als nächstes eingesetzt werden?
Mir kommt das Grausen
1) Wieso kommen unterschiedliche Jugendverbände zu unterschiedlichen Bewertungen dieses Vorstoßes? Es sind doch die selben Jugendlichen, deren Interessen diese Verbände angeblich vertreten...
2) Wozu brauche ich ein Gesetz, was seit längerer Zeit private Fernsehanstalten ungestraft praktizieren? Ich habe schon vor einem halben Jahr einen entsprechenden Dokumentarbeitrag von RTL gesehen, wo 16jährige Schüler losgeschickt wurden und überwiegend "erfolgreich" mit Alkohol aus den Geschäften kamen.