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Forum: "Amoklauf in Winnenden"
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| Medien | | von: klexel
erstellt: 15.03.2009 12:39:55 geändert: 15.03.2009 12:47:06 |
Ein Kommentar (Auszug) aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zum Thema Amoklauf und zu Journalisten und „Experten“, die nicht schweigen können, wenn sie nichts zu sagen haben:
...So wurde in den vergangenen Tagen so manche Banalität zur Nachricht. Ein paar Beispiele: Der „Amokexperte“ Götz Eisenberg gab wenige Stunden nach der Bluttat von Winnenden ein Interview. Der wissenschaftlich über jeden Zweifel erhabene Kernsatz lautete: „Ich sehe Parallelen zu Erfurt.“ Ähnlich stilsicher wurde der Psychologe Georg Pieper mit folgendem Satz von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zitiert: „Die ganze Schulgemeinschaft wird geschockt sein.“ Es ging wortreich weiter. Wiederum die dpa verschickte die Nachricht in die Redaktionen, der Trierer Gewaltforscher Roland Eckert ziehe aus der Tat von Winnenden eine „wichtige Erkenntnis“: Sie zeige, dass ein Amokläufer kein Motiv haben müsse. „Wir müssen damit rechnen, dass so etwas auch passieren kann ohne spezielle Lebensbelastung.“ Und bei dem Sender Phoenix konnte man von der Berliner Psychologin Isabella Heuser erfahren, dass die Tat „schon etwas Pathologisches“ habe. Ach! Die WAZ zitierte den Psychologen Wolfgang Schmidbauer mit der Analyse, die Ursachen für die Störung des Amokläufers seien wohl „in früher Kindheit begründet“, eine Agentur konterte mit der Nachricht, der hannoversche Kriminologe Christian Pfeiffer sehe in der Tat von Tim K. einen „Rachefeldzug“ gegen seinen Vater. In der Schweiz hatten die Redaktionen offenbar nur eine Telefonnummer unter dem Eintrag Amokexperte: Und die gehört dem Notfallpsychologen Herbert Wyss. Gegenüber der „Neuen Luzerner Zeitung“ (NLZ) erklärte er, er gehe davon aus, dass sich bald in der Schweiz ein ähnliches Unglück ereigne. Die „Tagesschau“ des Schweizer Fernsehens berichtete wenig später, der Schweizer Amoklauf könnte in den „nächsten fünf Jahren“ passieren. Und der Gratiszeitung „News“ verriet er, noch am selben Tag: „Ein Amoklauf wird oft akribisch vorbereitet.“ Das „St. Galler Tagblatt“ berichtete, Wyss meine, dass potenzielle Amokläufer „meistens frustriert“ seien, wenn sie von ihrer Tat abgehalten würden. Johannes Rau war schon nach dem Amoklauf von Erfurt 2002 unwohl ob des Erklärungsnotstands in den Medien. „Wir sollten unsere Ratlosigkeit nicht zu überspielen versuchen mit scheinbar naheliegenden Erklärungen“, sagte der damalige Bundespräsident. „Wir sollten uns eingestehen: Wir verstehen diese Tat nicht.“ Dirk Schmaler
Wie wahr, wie wahr...
Und heute Abend bei Anne will geht das Geschwafel weiter: Thema: Was läuft falsch in unseren Kinderzimmern??? Dann folgen wieder die unergiebigen Diskussionen über Ballerspiele und Egoshooter und und und...
Und anschließend sind wir so schlau wie vorher. |
| Was etwas bringen würde? | | von: janne60
erstellt: 15.03.2009 19:56:28 |
Ich glaube, das ist das Schlimmste an dieser furchtbaren Tragödie: dass eben gar nichts was bringen würde. Weil man gegen so kranke Köpfe nichts unternehmen kann. Und das macht dies ganze o.g. Mediengelaber so unerträglich. Man bleibt im Prinzip stecken zwischen "versteh ich nicht" und "kann man doch nicht auf sich beruhen lassen". Es liegt in der Natur des Menschen, alles erklären zu wollen. Für solche Taten gibt es aber meiner Meinung nach keine Erklärung. Und auch keine Lösung. Klar, wenn die Konsequenz daraus wäre, kleinere Klassen, mehr Schulpsychologen, schärfere Waffengesetze und was noch alles herbeizuschaffen, nur zu, können wir alles gebrauchen.
Aber wir werden damit keinen einzigen weiteren Amoklauf verhindern.
Das auszusprechen, wird aber oft ausgelegt als Duldung einer solchen Tat oder Resignation oder was weiß ich. Lieber verfallen jetzt alle in sinnlosen Aktionismus, damit es nachher nicht heißt, man hätte nichts gemacht. |
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