Neuer Coup der niedersächsischen Gold-Else:
Schulen sollen jährlich neue Klassen bilden Hannover.
Eltern von Erstklässlern konnten bislang sicher sein, dass ihre Kinder zumindest zwei Jahre lang dieselbe Klassenlehrerin haben. Ab diesem Sommer könnte das anders werden. Denn nach dem Willen von Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) sollen Schulen künftig nach jedem Schuljahr Klassen neu bilden können. Bislang war das nur nach jedem zweiten Schuljahr möglich. Dies ist ein Punkt des Maßnahmenpakets, mit dem das Land bis 2011 die Unterrichtsversorgung sicherstellen will, da die Schulen so die Klassenobergrenzen besser ausreizen können. 190 Vollzeitlehrerstellen sollten so erwirtschaftet werden, 150 sind es schon. Aber bei Elternvertretern und Lehrerverbänden stößt die geplante Änderung des Klassenbildungserlasses auf Widerstand. „Um die Unterrichtsversorgung zu sichern, soll das bewährte Prinzip der Unterrichtskontinuität aufgegeben werden“, kritisiert der Vorsitzende des Landeselternrats, Pascal Zimmer. Gerade Kinder in besonders sensiblen Phasen seien davon betroffen, beim Übergang von der 1. in die 2. Klasse, vor der Entscheidung über die Schullaufbahnempfehlung nach der 3. Klasse, nach dem Wechsel an eine weiterführende Schule von der 5. in die 6. Klasse und in der Hochphase der Pubertät zwischen Klasse 7 und 8. „Es zählt nur die Statistik, nicht die Pädagogik“, kritisiert auch Eberhard Brandt, Vorsitzender der Gewerkschaft Wissenschaft und Erziehung (GEW). „Schüler sind keine Schrauben, die man in verschiedene Kisten sortiert.“ Umbildungen brächten immer Unruhe, sagt der GEW-Chef: „Das kann eine Klasse unter Umständen um ein halbes Jahr zurückwerfen.“ Heidrun Korsch von der Direktorenvereinigung und Gitta Franke-Zöllmer vom Verband Bildung und Erziehung halten die Erlassänderung ebenfalls für problematisch. Auch bei den Schulleitern bringt der neue Erlass, der zwar bis zum 8. Juli noch in der Anhörung ist, aber dennoch schon zum neuen Schuljahr schon greifen soll, Unruhe: „Pädagogisch vernünftig ist das nicht“, sagt Enno Dargatz, Leiter der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule in Hannover. Und Wolfgang Weber, Leiter des Albert-Einsteins-Gymnasiums in Hameln, meint: „Jede Klassenneubildung bringt Veränderung, und Schüler und Eltern haben Angst vor Veränderung.“
18.06.2009 / HAZ Seite 6 Ressort: NIED