und mir dabei natürlich redliche Mühe gegeben, alle fremden Gedanken auch als solche zu kennzeichnen. Mein Doktorvater hat mich damals so gut wie gar nicht betreut, sondern diese Aufgabe an einen Assistenten delegiert - der war zu meinem Glück sehr kompetent.
Das eigentliche Problem mit den Doktorarbeiten liegt meiner Meinung nach auch nicht unbedingt darin, dass häufig plagiiert wird, sondern dass in Deutschland ein wahrer Doktor-Wahn herrscht, der beinahe schon das Ausmaß des oft belächelten österreichischen Titelwahns annimmt. Das führt dazu, dass der Titel zur Massenware wird, das Niveau der Arbeiten sinkt entsprechend.
Was wäre in Deutschland ein Arzt ohne Doktortitel? Ich habe selbst in der Medizin promoviert (als Naturwissenschaftler) und vielen medizinischen Doktorarbeiten bei der Entstehung zugesehen. Das Niveau der meisten dieser Arbeiten würde in den Naturwissenschaften vielleicht noch für einen Seminarvortrag reichen... Da wird neben dem Studium her promoviert, Arbeitsansatz bei experimentellen Arbeiten (das sind die besseren) liegt so zwischen 2 und 10 Stunden pro Woche. Nach 1-2 Jahren ist dann die Arbeit fertig und wird im Massenverfahren abgenickt. Bei reinen Literaturarbeiten geht es noch schneller, in der Klinik kursierten damals glaubhafte Geschichten vom "Doktor in 6 Wochen".
Trotzdem gilt der "Herr Doktor" in der Bevölkerung mehr als ein engagierter und kompetenter Arzt ohne den Titel. Wen wunderts also, dass jeder den Titel haben will? Noch schlimmer ist es in der freien Wirtschaft und in der Politik. Der Doktortiel reicht dort oft schon nicht mehr aus, um an begehrte Posten zu kommen, da brauchts dann schon einen Professor. Also wird auf Doktor komm raus promoviert, Niveau egal, das "rite" steht ja nicht auf dem Namensschild... Befördert wird das Ganze von Doktorvätern und -müttern, denen das Niveau ebenfalls egal ist, solang sie sich nur mit illustren Namen unter ihrer Heerschar an Doktoranden schmücken können.