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Forum: "Blick zurück im Zorn?"
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| Blick zurück im Zorn? | | von: kfmaas
erstellt: 26.04.2005 18:37:24 |
Wir haben es hinter uns gebracht - mit Ängsten (Schaffe ich das - mit 1?), Hoffnungen (Ob die 10 a auch mitzieht?), Glücksgefühlen (Es ist vollbracht!) oder mit Verletzungen (Ungerecht! - Der Blödmann!) und vielleicht auch im Zorn. Oft sind Jahre vergangen, aber man weiß noch genau das Thema der Lehrprobe oder die Frage, auf die man keine Antwort wußte, oder auch das Hochgefühl, als es richtig rund lief.
Die Rede ist vom 2. Staatsexamen, dem Referendariat bzw. der Anwärterzeit im Studienseminar.
Es interessiert mich, wie ihr darüber denkt, obwohl oder gerade weil euch niemand mehr danach fragt.
Hat die Ausbildung geholfen, war sie eine Zeit, die man notgedrungen über sich ergehen ließ, oder hat sie euch für euer gesamtes Lehrerdasein geprägt - positiv oder negativ?
Ich bin gespannt, ob ihr die Zeit lieber verdrängt oder in diesem Forum aufarbeitet
Liebe Grüße
kfmaas
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| Wie in einem anderen Land | | von: ishaa
erstellt: 26.04.2005 22:18:58 |
kommt sie mir vor, diese Zeit. Hauptsächlich Gymnasium, Oberstufe, Stadt, gehobene Mittelschicht... Was mir immer dazu einfällt
die Frage, wie die SchülerInnen es nur schafften morgens frisch und wie aus dem Ei gepellt dort zu sitzen (zum 18. Geburtstag gab's dann öfter das Cabrio...), während ich unausgeschlafen im doch eher legeren Look (ist halt 'ne Weile her...) schon mal in der Pause damit beschäftigt war, an meinem Uralt-Kadett den Auspuff notdürftig an der Stoßstange festzubinden, zur allgemeinen Erheiterung.
Hauptseminar und ein Fachseminar bei menschlich und fachlich hervorragenden Leitern, von denen ich sehr viel gelernt habe. Das andere Fachseminar, naja... Ganz ganz tolle KollegInnen, ein toller Zusammenhalt, wirkliche Unterstützung.
Gleichzeitig immer das Bewusstsein, dass wir uns eine Welt angucken, die uns nicht wirklich offensteht. Im Seminar wurde ganz offen ständig angesprochen, dass wir keine Chancen im Schuldienst haben. Wir bekamen reichlich Veranstaltungen des Arbeitsamtes serviert, haben sogar die Firma Henkel besichtigt (ein ehemaliger Absolvent des Seminars arbeitete dort in führender Position...).
Die ganze spannende Welt der Sekundarstufe I haben sich die KollegInnen mit Doppelqualifikation in der Praxis selbst erschlossen, aber nie wirklich erarbeitet und reflektiert, im Seminar (für die Sekundarstufe II) war das nur eine Randerscheinung.
Danach lange Jahre der (Halb-)Arbeitslosigkeit, Sprachkurse, Förderunterricht, Aplpabetisierung..
Heute: Hauptschule, 7 Fächer (wenn's sein muss), Dorf...
Als Sohnemann ins Gymnasium kam, blitzten Erinnerungen auf... wirklich ein anderes Land, eine andere Zeit.
ishaa |
| Oh ich erinnere mich... | | von: anna7473
erstellt: 27.04.2005 22:22:12 |
mit Schrecken an die erste Hosptation meiner Schulleiterin im Referendariat. Was hab ich mir den Kopf zerbrochen, tausend *gg* Arbeitsmaterialien ausgedacht, super Motivationen mir einfallen lassen. Und meines Erachtens lief die Stunde recht gut. Die Auswertung war eine Katastrophe... sie hat mir erst mal den Kopf gehörig gewaschen. Was sie mir alles vorwarf, weiß ich nach den 7 Jahren schon gar nicht mehr. Aber der Tag war für mich gelaufen, ich brach in ihrem Zimmer in Tränen aus, bin nachher raus aus der Schule und am benachbarten Parkplatz im Auto erstmal eine rauchen gegangen, um mich zu beruhigen. Ich wollte von ihr und der Schule nix mehr wissen und alles hinschmeißen. Aber seit dieser Hospi lief es immer besser. Sie kam immer wieder mal zur Hospitation und hat meine Anstrengungen wahrnehmen können und anerkannt. Das erste Jahr wurde phantastisch beendet, als ich mein selbst erdachtes und geplantes Projekt für die Schule erfolgreich durchführte. Das zweite Jahr wurde auch immer besser, ich wurde selbständiger, so dass ich bis zum 2. Staatsexamen meine Klasse alleine führte, Unterricht ohne Mentorin hielt und die Hospitationen vom Lehrerseminar für mich keine Panik, sondern Ansporn auslösten. So absolvierte ich meine Prüfungen auch richtig gut. Nach einer meiner Meinung nach verpatzten Deutsch-Prüfungslehrprobe, die dennoch in der Bewertung zu meinem Gunsten ausfiel, bin ich meiner Schulleiterin vor Glück (und wieder in Tränen) um den Hals gefallen. Heute empfinde ich tiefe Dankbarkeit, eine bessere Schule und Schulleiterin hätte ich nicht bekommen können für die Ausbildung. Ihre Kompetenz, ihre Konsequenz, ihre hohen Anforderungen, ihre harsche Kritik aber auch ihre Anerkennung haben mir sehr sehr geholfen, auch heute noch jeden Tag mein Bestes zu geben (ich versuch es jedenfalls ). Falls sie das lesen sollte.... DANKE für alles |
| lang ist es her | | von: bernstein
erstellt: 28.04.2005 07:19:43 geändert: 28.04.2005 07:28:11 |
ich habe meine Refzeit eigentlich aus meinem Gedächtnis gestrichen, weil sie für mich ein einziges dunkles Loch war.
Heute nach ca. 30 Jahren kann ich sie mir wieder angucken und alles ganz sachlich sortieren.
Ich habe viel lernen müssen und gelernt, was die fachliche und methodische Umsetzung betrifft. An mir war gewiss auch vieles auszusetzen.
Was ich jedoch einem meiner Fachleiter, sollte er noch leben, ins Stammbuch schreiben würde: verurteilen sie die fachliche Qualifikation ihrer Referendare nicht, bloß weil sie an der Hochschule X (und nicht an den anderen Hochschulen) studiert haben. (Er sagte nämlich in der ersten Fachseminarstunde zu uns: Aha, ihr kommt alle aus XXX. Naja, man weiß ja, was man von diesem Institut zu halten hat. Ich zeige euch jetzt erstmal, wie das Fach richtig geht) Das Referendariat ist kein zweites Fachstudium, in dem das Rad noch mal neu erfunden werden muss, sondern eine Unterweisung in der Vermittlung und ein Vertrautmachen mit vielen anderen Dingen mehr, die das Leben und Arbeiten in der Schule mit Schülern, Kollegen, Direktoren, Schulbehörden etc. betrifft.
Mich befielen in dieser Zeit massive existenzielle Ängste. Ich sah die vergangenen sieben Jahre als sinnlos vergeudet an, da die Botschaft zunächst lautete: Was willst du hier? Ein Weg der beruflichen Umorientierung sah ich damals nicht. Ich hätte nicht gewusst, was ich stattdessen hätte studieren oder arbeiten können.
Irgendwie rappelte ich mich dann auf und tunnelte mich durch diese Zeit hindurch.
Was ich vor allem auch lernte (mehr noch als während meines Studiums) : die Lehrmeister waren so fixiert auf die Terminologie ihres Tuns, dass man sie durch die Verwendung aller notwendigen Termini technici in halbwegs sinnvollen Kontexten so einlullen konnte, dass sie meinten, man habe ja wohl inzwischen den Durchblick. In Wirklichkeit waren diese Worte für uns Refs nur hohles Geklingel, aber das behielten wir für uns, denn wir wollten ja diese Zeit so unbeschadet wie möglich überstehen. |
| Gute Leute | | von: poni
erstellt: 28.04.2005 08:32:32 |
in der Ausbildung - wo auch immer - sind das A und O, sodass lernen Spaß machen kann. Ich bin an gute Leute geraten, gerade in der ersten Ausbildungsschule hat man mich so akzeptiert, wie ich bin, die Mentoren haben die von ihnen unterschiedlichen Herangehensweisen zunächst registriert, Gutes auch gut gefunden, und dann erst alles andere auseinander genommen. Mit einer bin ich heute noch befreundet, auch wenn man sich nur sehr sporadisch im Netz austauscht.
Vom Fachleiter eines Faches habe ich sehr viel gelernt, was sehr nützlich war und mir lange Zeit gute Ideengrundlagen geliefert hat. Trotzdem mache ich heute vieles ganz anders.
Stress ist einfach die Arbeitsbelastung, am besten noch als Alleinerziehende, und das erste selbstständige Unterrichten, möglichst noch in Randstunden mit schwierigen Klassen und das mit zwei "Kurzfächern".
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