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Forum: "Supervision in Berlin??"
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| Hallo Olaf | | von: aloevera
erstellt: 20.10.2005 14:51:18 |
nun schmeiss mal nicht gleich die Flinte ins Korn, wenn nicht alles rund läuft! Mein spontaner Eindruck zu deinem Beitrag ist der, dass du dich selber völlig unter Druck setzt und dich damit selbst blockierst. Du stellst in Frage, ob der Beruf der richtige für dich ist. Du möchtest auch keine Kollegen einbeziehen, weil du dich vielleicht nicht offenbaren möchtest.
Ganz spontan möchte ich dir raten, vertraue dich einem Kollegen an, zu dem du eine gute Beziehung hast. Rede über deine Probleme. Wenn du meinst, zur Zeit geht gar nichts mehr, nimm dir eine Auszeit und komm ein wenig zur Ruhe,damit du wieder einen klaren Gedanken fassen kannst.
Wenn man beruflich an einem Punkt ist, an dem man völlig durchhängt, wirkt sich das natürlich auf eine Partnerschaft aus, denn keiner hat das berühmte Knöpfchen zum Abschalten.
Du musst diesen Teufelskreis an irgendeiner Stelle durchbrechen. Eine Adresse kann ich dir in Berlin leider nicht geben, aber vielleicht hast du Leute, mit denen du darüber reden kannst. Das bringt oft auch schon ein Stück weiter.
Ich wünsche dir alles Gute.
Kopf hoch
aloevera |
| @olaf | | von: silberfleck
erstellt: 20.10.2005 15:22:04 |
Nun schütt mal das Kind nicht mit dem Bade aus!
Tu dir erst einmal selbst was gutes. Tu etwas was dir Freude macht, es muss ja nicht gerade ein Kurzurlaub auf den Malediven sein.
Dann versuch mal realistisch an die Sache ranzugehen. Du kannst nicht unbedingt jedes Fach mit jedem anderen vergleichen, genausowenig kannst du dich mit jedem anderen Kollegen vergleichen. Physik bitte nicht mit Bio und Mathe nicht mit Deutsch.
Desweitern: woher glaubst du zu wissen, dass die Schüler (nur) bei dir schlechter abschneiden und bei anderen angeblich besser sind? Das wäre doch nur in einem Gespräch mit den Kollegen zu klären.
Außerdem geht es jedem mal so, dass er nicht weiß, was er unterichten soll oder keine zündende Idee hat.
Damit will ich deinen Frust oder deine Probleme nicht schön oder kleinreden.
Doch du hast jetzt und hier doch einen Schritt getan, der dir helfen wird, deine Probleme zu lösen (hoffe ich auf jeden Fall).
Mir persönlich hilft der Austausch hier bei 4t enorm, weil hier nicht nur fachlicher Austausch stattfinder, sondern alle Alltagsprobleme von allen Seiten beleuchtet werden. Desweiteren habe ich auch einige Kollegen in meiner Schule, mit denen ich mich regelmäßig austausche. Einige Dinge kann ich gut mit meinem Mann besprechen, er unterrichtet Religion und arbeitet in einer Pfarrei.
Ich denke Physik in einer Berliner Gesamtschule wird nicht gravierend anders sein, als in meiner Schule.
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| So oder so!? | | von: nyjets
erstellt: 21.10.2005 15:54:39 |
Hallo Olaf,
ich kenne deinen Gedankengang sehr gut und kann dir nur aus eigener Erfahrung schreiben, dass es keinen anderen Ansatz zur Lösung deines Problemes gibt, als von den drei Kollegen vorher schon geschildert. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Schlüssel zum beruflichen Wohlbefinden zu einem ganz großen Teil in der Kommunikation mit den Kollegen liegt. Dies ist dann schwierig, wenn man über eigene "Probleme" sprechen muss (will), weil man schnell denkt, dass die Blöße, die man sich gibt, einen angreifbar macht.
So komisch es klingt, ich habe mich mit der Beratungslehrerin unserer Schule zusammengesetzt und die Erfahrung gemacht, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht, aber einer der wenigen, die darüber reden und nach Lösungen suchen und mich nicht in mein Unterrichtsschneckenhaus zurück ziehe.
Lass den Kopf nicht hängen! |
| echte Verzweiflung | | von: edlerverein
erstellt: 22.10.2005 09:49:03 |
hi olaf,
Viele hier haben dir Durchhalteparolen à la "das wird schon" oder "andere Lehrer kochen auch nur mit Wasser" geschrieben.
Ich wage mal den Vorstoß in eine andere Richtung.
Ich spüre aus deinen Zeilen eine echte Verzweiflung, von der ich das Gefühl habe, dass sie nicht auf der Durchhalte-Ebene weggedrückt werden kann. Sie klingt wie mehr als ein Einsteiger-Problem und hat sich in drei Jahren anscheinend eher gesteigert. Sie hat dein ganzes Leben erfasst und kann schnell zum sich verselbstständigenden Problem werden.
Du stellst deinen Beruf grundsätzlich infrage, deine Eignung für den Beruf, - und von Spaß am Beruf kann anscheinend schon lang nicht mehr die Rede sein.
Ich denke, das schreit wirklich danach, sich nicht die nächste Zeit durchzuwursteln und sich von Kollegen Tipps zum überleben zu holen, sondern dich grundsätzlich damit auseinander zu sezten, ob du den falschen Beruf gewählt hast.
Wenn es der richtige beruf ist, ist es ein wunderbarer, spannender, abwechselungsreicher Beruf. Wenn es der falsche ist, kann es die Hölle werden im laufe der Zeit.
Zwei meiner Kollegen, beide jenseits der 50, haben in diesem sinne (falsche Entscheidung damals...) vor kurzem in einem Gespräch eine bittere Bilanz ihres Lehrerlebens und der Sinnhaftigkeit ihres Tuns gezogen. das hat mich einigermaßen erschüttert.
Deshalb möchte ich dich, im Gegensatz zu meinen Vorrednern, eigentlich darin bestärken, den grundsätzlichen Weg zu gehen und mit Hilfe von außen und gründlicher Reflexion zu überlegen, ob eine berufliche Umorientierung nötig wäre.
Dein Referendariat liegt noch nicht so lange zurück. Lass die Bemerkungen deiner Ausbilder einmal in Gedanken Revue passieren und hör nach, ob sie Dir Signale gesendet haben, was grundsätzlich falsch läuft oder was deine Eignung für den beruf betrifft. Sie sind nicht allwissend, aber vielleicht doch recht erfahren.
Wenn du einen erfahrenen Kollegen des Vertrauens hast (muss ja nicht von deiner schule sein), nimm ihn mit in deinen unterricht und bitte ihn darum, Dir seine Beobachtungen mitzuteilen, das kann sehr hilfreich sein.
Wenn dabei nichts herauskommt, hol Dir Hilfe von außen. Leider kann ich Dir keine stelle nennen, aber über deine örtliche Schulbehörde müsste so etwas herauszubekommen sein (Supervision). Auch eine gute Beratungsstelle kann Dir da sicher weiter helfen (psychologische Beratung). Die Blockade, von der du schreibst, ist ja auch ein psychologisches Problem.
Vielleicht hilft es auch einfach, Methoden des Stress-Abbaus zu lernen. Hier werden in meinem Raum Fortbildungsmöglichkeiten angeboten.
Ich finde deinen ruf nach Hilfe und den weg, den du damit einschlagen willst, sehr respektabel, und wünsch Dir alles Gute.
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| Hallo Olaf, | | von: uschelz
erstellt: 22.10.2005 20:07:14 |
ich denke "edlerverein" hat Recht. Mir ging es auch mal so. Da hatte ich einen Vertretungsvertrag im tiefsten Brandenburg (ich kam aus dem liberalen Frankfurt/ Main). Irgendwann habe ich das hnadtuch geschmissen und danach habe ich mich erst bescheiden gefühlt, weil ich etwas nicht zuende gebracht habe, dann ging es mir immer besser.
Ich habe auch erkannt (aber erst mit dem nötigen Abstand, dass ich da einfach nicht hingepasst habe, an die Schule nicht, in die Stadt nicht, zu den Leuten nicht ...)
Danach habe ich drei Jahre was ganz anderes gemacht, bin jetzt an einer Schule in der Nähe von Frankfurt und weiß jetzt 100%ig, dass es nicht wirklich am Beruf lag. Es macht mir Spaß, ich komme mit den Leuten klar, mit den Kindern, es macht einfach nur Spaß (gut, Streß gibt es auch genug). Ich wollte es dann doch noch einmal wissen, ob es vielleicht der falsche Beruf für mich war. Deshalb habe ich bei der neuen Stelle auch zugesagt. Und mit dem Abstand kann ich sagen, dass es sich alles zum besten gefügt hat. Aber ich denke, du solltest eine Entscheidung treffen. "Das wird schon wieder" erscheint auch mir als falscher Rat.
Viele Grüße und eine richtige Entscheidung
uschelz
PS: Meine Mutter pflegte immer zu sagen: "So wie du dich entscheidest, ist es richtig." |
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