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Forum: "Polarisation"
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| Polarisation | | von: poni
erstellt: 19.01.2006 08:44:02 geändert: 19.01.2006 08:54:42 |
Auch wenn ich manchen damit keine Denkanstöße gebe, mal eine Beobachtung im realen Leben zu diesem Oberbegriff.
Es gibt Menschen/Kollegen, die ich persönlich gern mag, sympatisch finde, mit denen ich freundlich und locker und (fast) ehrlich umgehen kann. Dann aber kriege ich von Schüler- und Elternseite über diese Menschen das genau gegenteilige Bild vermittelt. Das ergibt mindestens zwei Probleme:
erstens - sag ich das dem betreffenden Kollegen, und wenn ja, wie? Bin ich unehrlich (daher fast), wenn ich nichts sage? Ich persönlich weiß nämlich lieber um die Meinungen anderer über mich, damit ich mich selbstkritisch damit auseinandersetzen kann, vielleicht was ändern kann, zumindest nicht unwissend in irgend ein offenes Messer laufen muss.
zweitens - wie kann ich denn diesen Menschen jetzt überhaupt sehen, was von ihm ist er denn nun wirklich, täusche ich mich denn so? ich bin immer wieder fasziniert, dass Menschen in der Lage sind, sich so zu verstellen oder eine zweite Natur haben, eine Rolle spielen. Erstaunter Schülerkommentar in dem Zusammenhang: Der Kollege.. ist ja privat echt nett!!
Sind wir als Lehrer nicht schon gezwungen durch das gegebene System, eine Rolle zu spielen, die unser Arbeitgeber von uns verlangt? Und polarisieren sich hier die Kollegen dadurch, dass etliche mit dieser Rolle ganz gut leben können, weil sie auch ihrer Überzeugung entspricht, gegenüber denen, die gegen die Rolle aufbegehren, weil sie für sich in ihrem Umfeld und bei den ihnen anvertrauten Kindern sehen, dass sie damit nichts erreichen?
Das ist eine echte Frage.
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| Liebe poni, | | von: clausine
erstellt: 19.01.2006 15:36:56 |
ich kann misteini nur entschieden zustimmen. Da ich im eigenen Schulbezirk wohne, bekomme ich sehr viel mit, was über KollegInnen und auch über mich geredet wird. (Meine eigenen Kinder gehen in meine Schule und ich bin mit Müttern aus den Klassen meiner Kinder befreundet...). Es ist teilweise haarsträubend, was erzählt wird. Die "Informationen" stammen oft auch schon aus dritter und vierter Hand. Oft sind es Banalitäten, wie z.B. das Nichtgrüßen einer Mutter auf dem Schulhof durch den aufsichtführenden Kollegen, die zu verheerenden Gesamturteilen führen. Ich würde niemals einer Kollegin / einem Kollegen diese Tratscherei mitteilen, das hat überhaupt keinen Informationswert. Du allein kennst deine Kollegen in vielen verschiedenen Zusammenhängen: im Umgang mit Schülern, mit Kollegen, in der Konferenz, privat usw. und darüber allein lohnt es sich ein Urteil zu bilden.
Clausine |
| Ich würde jetzt auch nicht hergehen | | von: keinelehrerin
erstellt: 19.01.2006 17:43:01 |
und dem Betreffenden sagen, was xyz über ihn geredet hat.
Aber vielleicht kannst du mal beobachten, wie der Betreffende sich gegenüber dieser Person verhält. Es ist ja möglich dass dein Kollege unbewusst bestimmte Verhaltensweisen demjenigen ggb. an den Tag legt, seis aus welchen Gründen auch immer.
Wenn dir sowas auffällt, würde ich dann schon mit dem Kollegen sprechen, aber über deine Beobachtung.
Deinem Kollegen dient es dann zur Reflektion, und er kann - wenn er will - sein Verhalten seinem Gesprächspartner ggb. ändern.
Auf jeden Fall muss man nicht auf jedes Gerede etwas geben, das allermeiste ist tagesformabhängig. Heute schlecht geschlafen, und dann hat der andere komisch geguckt oder seltsam gegrüßt, was einen an einem anderen Tag überhaupt nicht jucken würde.
In einer Speisekarte las ich mal den schönen Satz:
"Wenn es Ihnen geschmeckt hat, empfehlen Sie uns weiter.
Wenn es Ihnen nicht geschmeckt hat, sagen Sie es uns." |
| Erstmal danke | | von: poni
erstellt: 20.01.2006 08:21:59 geändert: 20.01.2006 08:22:36 |
für eure Antworten, hauptsächlich zum ersten teil meiner Frage. ich meinte auch nicht so Getratsche, sondern wirklich ernst zu nehmende Kritik, die sich die Eltern oder Schüler nicht trauen, dem Lehrer zu sagen.
Wenn ich über eine Kollegin höre, mehrfach, dass Schüler vor ihr und ihrer Art Angst haben, ich sie selber aber als total liebenswerten Menschen kenne, dann bin ich wirklich ratlos. Ich fühle in der Zwickmühle und schlecht dabei, es ihr nicht zu sagen, aber irgendwie bringe ich das nicht.
Mich interessiert aber auch noch Eure Meinung zu dem zweiten Teil der Frage, liegt Polarisation am Verständnis jedes einzelnen, ob er fast ganz oder ziemlich überhaupt nicht mit der zu spielenden Rolle einverstanden ist? |
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