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Forum: "Unterrichtsgarantie Plus (Hessen)"
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| @rhauda | | von: ishaa
erstellt: 01.06.2006 21:11:19 |
Recht hast du, absolut! Und wie immer ganz toll und prägnant formuliert.
Wir sind für die Politiker zu wenige. Und wir sind immer die, bei denen man wunderbar verweisen kann auf den tollen sicheren Arbeitsplatz und die vielen Ferien und und und. Auf alles eben, was bei den vielen zieht. Viele sind z.B. die Eltern. Und die schreien ihre Unzufriedenheit lieber in die Lehrerzimmer als in Politikerohren. Und berufen sich dabei, wenn sie gut informiert sind, zunehmend auf das, was uns von oben aufgedrückt wird. "Sie müssen....", "Sie sind aber verpflichtet...", "Warum gibt es bei Ihnen eigentlich nicht...".
Hinzu kommt, dass wir uns mit unserer Unkündbarkeit zugleich einen Maulkorb eingehandelt haben. Mir wurde in Bezug auf einen nichtveröffentlichten harschen Leserbrief an eine Zeitung schon mal seitens der Gewerkschaft mitgeteilt, ich könne heilfroh sein, dass es nicht zur Veröffentlichung gekommen sei, denn es habe wegen solcher Meinungsäußerungen schon Disziplinarverfahren gegeben. Missstände hat man auf dem Dienstweg zu melden!!!
Noch eim Umstand, der die Selbstausbeutung forciert und viele von uns (mich jedenfalls), immer mehr in ein Dilemma bringt: Wer richtig gute Arbeit leistet, bekommt immer mehr davon. Das hat eine gewisse Logik und ist sicherlich an vielen Arbeitsplätzen so. Der Unterschied zu anderen Arbeitsplätzen ist nur, dass bei uns letztlich keine Anerkennung dafür erfolgt, keine Aufstiegschancen, kein höherer Verdienst, kein Fortfall "niedrigerer" Tätigkeiten. Wer seine Arbeit mit weniger Einsatz und einfach insgesamt "weniger gut" macht, eignet sich nicht so als Fachvorsitzender, wird eher nicht in schwierigen Klassen eingesetzt, kann nicht mit fachfremdem Unterricht betraut werden, lässt die Kinder in Vertretungsstunden am Computer chatten, ermuntert Eltern nicht zu Gesprächen über ihre Sprößlinge (schon gar nicht außerhalb der Dienstzeit am Telefon).
Andere machen restlos alles und kümmern sich um den einen Zögling von der Förderschule so supergut, dass direkt die nächsten drei geschickt werden, um's mal zu probieren, so dass man auch als Hauptschullehrer in den Genuss kommt, an Hilfeplangesprächen teilzunehmen, Gutachten zu schreiben und jede Woche Gesprächsrunden mit Erziehern und Psychologen abzuhalten. Es fällt mir gerade hier tatsächlich wahnsinnig schwer, zu sagen, ich schaffe das nicht mehr, geht nicht, können wir nicht leisten.
Ich stelle mit anderen Müttern im Kollegium gerade mal wieder wie jedes Jahr um diese Zeit fest, dass unsere eigenen, sich kurz vor oder mitten in der Pubertät befindenden Kinder dazu neigen, die letzten Arbeiten und Tests des Schuljahres in den Sand zu setzen, da wir praktisch in der Schule wohnen und auch zu Hause zwischen Korekturen und Elterntelefonaten kaum noch ein offenes Ohr für den eigenen Nachwuchs finden. Dies nur als Randbetrachtung. |
| bei uns in NRW | | von: sfstoeckchen
erstellt: 02.06.2006 00:31:04 |
gibt's natürlich auch reichlich Beispiele für Qualitätsabbau in Schulen. Einerseits tönen Landesregierung und natürlich auch die Ministerin laut in der Öffentlichkeit, dass Vermeidung von Unterrichtsausfall für sie höchste Priorität besitze, andererseits sagen sie nicht, zu welchem Preis sie ihr Postulat durchzusetzen gedenken. Schulinterne LehrerInnenfortbildung darf z.B. nicht mehr während der Unterrichtszeit stattfinden; ja wann sind denn all die tollen Schulprogramme entwickelt worden? Wir haben uns schon daran gewöhnt, dass Fortbildung auch unter Einschluss von Unterrichtszeit nur genehmigt werden darf, wenn die Vertretung sichergestellt ist.
Gerade heute erfuhr ich, dass KollegInnen an langfristigen Qualifizierungsmaßnahmen der Bezirksregierung (etwa in Mangelfächern HW oder TW, aber auch Englisch)) nur noch teilnehmen dürfen, wenn die Schule den Unterrichtsausfall von wöchentlich 5 Std. "übernimmt" (zur Erläuterung: bislang erhielt die Schule dafür bedarfserhöhend eine anteilige Stellenzuweisung)!
Ja wo leben wir denn? Wo sind da die mutigen Schulleitungen, die in hoher pädagogischer Verantwortung demonstrativ die 5 Std. im Stundenplan als nicht erteilbar ausweisen? Und wo bleibt unsere Zivilcourage, durchaus laut und öffentlich nein zu sagen, wo wir den Schwachsinn einfach nicht mehr mittragen wollen? |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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