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Forum: "Geschichte zum Weiterschreiben - Teil 3"

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Geschichte zum Weiterschreiben - Teil 3neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: feul Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 03.09.2006 11:15:48 geändert: 03.09.2006 11:17:26

3.Teil:

30.1.(oblong)
Rasch schloss Abt Gregor die Türe seines Empfangszimmers hinter sich; nun konnte er, wie er es gerne tat, wenn er von Sorgen geplagt wurde, auf dem dickflusigen Teppich auf und ab gehen, ohne sich durch Schrittgeräusche zu verraten.
Seinen Mitbrüdern, die ihn schon vor einigen Jahren zum Abt von Georgenberg-Fiecht gewählt hatten, versuchte er stets ein Vorbild an Ruhe und Gelassenheit vorzuleben, weil er wusste, dass dies von ihm erwartet wurde; doch die vielen Ereignisse um Marion hatten seine ansonsten ruhige Seelenlage erheblich aus dem Gleichgewicht gebracht.
Nicht dass es Marion nicht gut ginge! Nein, In einer Woche sollte erst die nächste Untersuchung erfolgen, und bis dahin sollen sogar, wie Marion ihm gegenüber am Telefon behauptet hatte, die Hormonschwankungen bei ihr gemäßigter auftreten und auch ihre Stimmungen nicht mehr so häufig schwanken, wie sie scherzend über sich selbst sich ausgelassen hatte.
Auch sein Kloster bereitete ihm im Moment keine große Sorge; die letzte Nachtwallfahrt im August war trotz des sehr durchwachsenen Wetters ein Erfolg gewesen; die Pilger hatten nach der Messe mit strahlenden Gesichtern von ihm und dem Wallfahrtspater Abschied genommen. Die NMesse zur nächsten Nachtwallfahrt wurde sogar vom Franziskanerprovinzial aus Innsbruck zelebriert - ein deutliches Zeichen, dass auch die anderen Ordensgemeinschaften sein Kloster und seine Arbeit schätzten.
Nein, etwas anderes machte ihm große Sorgen. Es hing indirekt nur mit Marion zusammen:

30.2. (aloevera)
…in ihm tobte ein Gefühlschaos, wie er es seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hatte.
Als er sich damals für den Priesterberuf und den Eintritt in den Orden entschieden hatte, konnte er nur erahnen, auf was er verzichten würde, eine eigene Familie. Als er Renate kennenlernte, geriet sein Entschluss zum ersten Mal ins Wanken. Damals hatte er seine erste Gemeinde, der er sich verpflichtet fühlte. Er dachte an die Albträume, die ihn damals monatelang verfolgt hatten, gepaart mit Schuldegefühlen, gegen den Zölibat verstoßen zu haben. Als er von Renates Schwangerschaft erfahren hatte, brach er innerlich fast zusammen.
Es kostete ihn alle Kraft, auf das Glück einer eigene Familie zu verzichten. Noch schlimmer waren die Schuldgefühle Renate gegenüber, sie in dieser Situation alleine zu lassen, zu wissen, dass sein Kind ohne Vater aufwachsen würde. War er zu selbstsüchtig gewesen? Hätte er nicht damals die Konsequenzen aus seinem Verhalten ziehen müssen, anstatt sich hinter Klostermauern zu flüchten und zu tun, als sei nichts passiert? Seine Gefühle für Renate waren tief und, er musste es sich heute eingestehen, er liebte sie auf eine andere Art immer noch.
Es hatte Jahre gedauert, bis er sein inneres Gleichgewicht wieder gefunden hatte, bis zu dem Punkt, als Helen verunglückte und Max für einige Zeit bei ihm im Kloster lebte. Gregor kümmerte sich um Max, wie um einen eigenen Sohn. Nach dem Unfalltod von Max Eltern war die Bindung zu Max noch enger geworden und Gregor beobachtete seine Entwicklung aus der Ferne wie ein liebender Vater. Und nun hatte er seine eigene Tochter kennen gelernt, die ein Kind unter dem Herzen trug. Obwohl er sehr froh war, dass Marion in einer richtigen Familie aufgewachsen war und einen Vater hatte, der sie von Herzen liebte, nagte der Stachel der Eifersucht in ihm. Karl hatte seinen Platz eingenommen.
Hatte er überhaupt ein Recht, so zu denken und zu empfinden?
Seine Schritte auf dem dickflusigen Teppich wurden immer schneller, als jage ihn eine unsichtbare Kraft durch den Raum…

30.3. (ines)
...als plötzlich die schwere Türe aufflog. Bruder Stefanius stand kreidebleich im Eingang und klammerte sich mit seinen knochigen Fingern verkrampft an der Türklinke fest. Gregor hielt inne, "Ja Bruder?", fragte er ruhig.
"Der, ...der.." Stefanius stotterte und rang nach Atem. Gregor trat einen weiten Schritt auf ihn zu, legte seine Hand auf die Schultern seines Mitbruders und beruhigte ihn. "So mein lieber, jetzt atmen wir einmal ganz fest durch!, Ja genau so ist es richtig."
Stefanius, ein kleiner schmächtiger blasser Mann rutschte seine runden Brillen zurecht und dann entkamen ihm endlich etwas verständlichere Worte.
"Telefon, Abt Gregor. In ihrer Kanzlei.", er machte eine denkschwere Pause, dann fuhr er fort. "Es ist der Vatikan!"
Gregor blieb das Herz stehen. Das konnte nicht sein. Nervös blickte er sich um, dann eilte er an Stefanius vorbei zum Sekretariat.

30.4.(aloevera)
„Hochwürdigster Abt Gregor…“ vernahm er eine sonore Stimme am Ende der Leitung. Gregor hörte zu und machte sich auf einem kleinen Block einige Notizen. „Danke, ich melde mich…“ beendete er das Gespräch, legte den Hörer auf, den Stift zur Seite und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Sein Blick fiel auf die gegenüberliegenden Wand und fixierte das Gemälde des Hl. Benedikt. So blieb er eine Weile in sich versunken sitzen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er musste mit jemanden reden, sich jemandem anvertrauen. Mühsam stand er auf und lenkte seine Schritte in Richtung Krankenstation. Er musste mit Pater Ambrosius reden. Seit seinem Zusammenbruch damals, als er Marion zum ersten Mal gesehen hatte, war Pater Ambrosius sein enger Vertrauter und ein wahrer Freund geworden.
„Gregor, geht es dir nicht gut? Du bist ja ganz blass“ empfing Ambrosius den Bruder. „Hast du etwas Zeit für mich? Ich hatte gerade einen Anruf vom Vatikan und brauche deinen geschätzten Rat“…


30.5.(ines)
"Na, dann setz dich mal her und hilf mir die Bandagen aufrollen!", zwinkerte ihm Ambrosius zu.
Er schob ihm den Wäschekorb mit den zerknitterten Stützbandagen hin und Gregor fischte sich die erste heraus.
"Na, dann schieß los!"
Gregor zögerte einen Augenblick, dann atmete er tief durch - Wo sollte er anfangen? Ambrosius beobachtete ihn gespannt, sein gezwirbelter Bart wippte aufgeregte auf und ab.
"Also gut. Ich hatte gerade einen interessanten Anruf. Es war Georg Gänswein."
"Nein!", entkam es Ambrosius, "der Georg Gänswein?". Gregor nickte stumm und wickelte weiter seine helle Bandage zu einer festen Rolle.
"Na, was wollte er? Mein Gott welch hoher Gesprächspartner! Na, wieso ruft der gerade bei uns an, wo wir doch im Hinterwald der Hintwerwälder leben. So klein und unwichtig, ein winziges Rad im Kreislauf der....", Ambrosius war in Fahrt geraten.
Gregor musste schmunzeln, dann unterbrach er ihn sanft.
"Sein Arbeitgeber sucht nach einem ruhigen Urlaubsort und hat dabei an unser Stift gedacht...", Ambrosius fiel die aufgewickelte Verbandsrolle aus den Händen, sein Mund blieb offen stehen und er merkte nicht, dass sich seine eben erfolgreich erledigte Aufgabe den Fliesenboden entalngrollend wieder auswickelte.
"...weil wir im Hinterwald der Hinterwälder leben!"
"Na und was hast du geantwortet?" Ambrosius platzte vor Spannung.
Gregor sah ihn unverwandt an und antwortete:


30.6.(keinelehrerin)
"Dass wir dieser Ehre und Aufmerksamkeit nicht würdig sind."
"Das ist doch nicht dein Ernst," entfuhr es Ambrosius. "Du kannst doch nicht ..... Du kannst doch dem Papst nicht ..... Also wirklich!" Ambrosius schüttelte so heftig seinen Kopf, dass Gregor fürchtet, er könne gar nicht mehr aufhören. "Wenn du weiter so heftig schüttelst, hast du nachher Kopfschmerzen," wies er seinen Bruder hin. "Überleg doch mal: Die ganzen Sicherheitsbestimmungen, die ganzen Body-Guards, die Presse, der Rummel, die Gläubigen,.... Mit unserer Ruhe wäre es vorbei. Wir müssten in den Fluren über Kabel steigen, im Prioriat wären Scheinwerfer aufgestellt, in der Kapelle tummelten sich Reporter mit ihren klickenden Apparaten. Der Zugang zum Kloster wäre mit Kastenwagen und Autos zugeparkt. Vor lauter Logos großer Fernsehanstalten könntest du keine Blumen mehr erkennen. Nein, nein, so ist es besser." Amborsius hatte die horizontale Kopfbewegung während des Monologes von Gregor in die Vertikale gewechselt. "Du hast ja Recht. Stimmt ja alles, was du sagst. Aber hast du auch bedacht, dass das Dach der Bibliothek nur noch einen Winter lang hält. Die Heizungsrohre in der Halle können nur noch einmal repariert werden und der Durchlauferhitzer im Bad hat auch schon 30 Jahre auf dem Buckel. Sicherlich kann der Klempner die Wasserleitung in der Küche wieder mit Hanf dicht bekommen. Und die Brüstung im oberen Kapitelgang sperren wir mit einem rot-weißen Band ab. Das Eingangsportal öffnen wir ja sowieso nur an hohen Feiertagen, und für die drei Tage im Jahr gehen wir halt durch die eine Hälfte." Gregor musste immer mehr schmunzeln, als er den Ausführungen - oder sollte man besser sagen: der Mängelliste? - seines Mitbruders lauschte. "Hast du schon mal den diplomatischen Dienst als Betätigungsfeld ins Auge gefasst?" fragte er ihn dann. Mit einem unschuldigen Augenaufschlag sah Ambrosius seinen Abt fragend an, so als wüsste er nicht, was gemeint sei. "Ich habe mir einen Tag Bedenkzeit erbeten, um die Sicherheitsbedürfnisse und -erfordernisse zu prüfen und mit meinen Brüdern Rücksprache zu halten. Du scheinst ja schon mal dafür zu sein. Mal sehen, was nachher beim Essen entschieden wird." Beide Männer saßen nun schweigend in Gedanken versunken über der eintönigen Arbeit, die in ihrer Einfachheit dazu beitrug, innere Ruhe zu finden.

Die Glocke schlug zum Abendbrot und .....


30.7.(aloevera)
Gregor und Ambrosius machten sich schweigend auf den Weg zum Refektorium.
Bereits auf dem Gang konnte Gregor ein aufgeregtes Stimmengewirr vernehmen. Der Anruf aus dem Vatikan hatte sich unter den Brüdern scheinbar wie ein Lauffeuer verbreitet. Als Gregor den Saal betrat, verstummte das Gerede und zweiundsiebzig Augenpaare richteten sich erwartungsvoll auf ihn. Gregor ging an seinen Platz und sprach laut das Tischgebet.
„Brüder,“ setzte er nach dem AMEN hinzu „der Heilige Vater möchte in unserer Abtei zwei Wochen lang Urlaub machen. Das ist eine unermessliche Ehre für uns, aber es wird unser Haus für zwei Wochen in einen Ausnahmezustand versetzen. Bitte überlegt euch während des Essens, welche Vorbereitungen zu treffen sind, um den Heiligen Vater würdevoll empfangen zu können. Seine Ankunft ist für den 3. September vorgesehen, wenn ich Rom morgen unser telefonisches Einverständnis gebe. Nach der Komplet bitte ich euch in den Konferenzraum, um die genaue Aufgabenverteilung mit euch zu besprechen. Nun wünsche ich einen guten Appetit“
Gregor las in den Gesichtern seiner Mitbrüder alle Gefühlsregungen, ehrfürchtige Überraschung, freudiges Entsetzen, ungläubiges Staunen und Freude. Das fassungslose Schweigen machte einer Geräuschkulisse Platz, die er noch nie innerhalb dieser Gemeinschaft erlebt hatte. Auch in seinem Kopf arbeitete es unaufhörlich…

30.8.(aloevera)
In den folgenden Tagen glichen Teile des Abtei einer Großbaustelle. Die klösterliche Ruhe hatte eine Auszeit genommen. Im Inneren wurde gehämmert, gesägt und gebohrt. Die schönsten Gästezimmer wurden renoviert und neu eingerichtet, Gardinen gewaschen, Teppiche gereinigt, Fußböden geschrubbt und gebohnert. Selbst der Klostergarten musste einige Veränderungen und Neubepflanzungen in Kauf nehmen. Nach mehreren Telefonaten bei Georg Ratzinger konnte sich auch Bruder Gottfried in der Küche auf die Lieblingsspeisen des Papstes einstellen. Jeder war hinreichend damit beschäftigt, für die Ankunft und den Aufenthalt des Heiligen Vaters bestmöglich vorbereitet zu sein.
Abt Gregor hatte keine Zeit, über seine emotionalen Achterbahnfahrten nachzudenken. Der bevorstehende Besuch würde seine ganze Aufmerksamkeit und Konzentration beanspruchen.


31..1.(keinelehrerin)
Marion hatte nun die anstrengendste Zeit ihrer Schwangerschaft überstanden und hätte sich bequem zurücklehnen können, wenn sie es noch könnte.
Die wenigen Tage im Juli, die den Namen „Sommer“ wirklich verdient hatten, waren schon eine Qual gewesen. Jeder Nicht-Schwangere hatte schon unter diesen Temperaturen gestöhnt, Marion wusste schon gar nicht mehr aus welchen Poren sie noch schwitzen sollte und auf welchem Quadratzentimeter sie nachts liegen sollte. Die Eiswürfel mit Pfefferminzaroma schmolzen schneller auf ihrem Busen, als der Gefrierschrank neue herstellen konnte.
Seit allerdings die Regenwolken die Luft so nachhaltig abgekühlt hatten, fühlte sich Marion mit ihrem Bauch schon wesentlich wohler. Die turnusgemäße Untersuchung beim Gynäkologen verlief zufriedenstellend. Mutter und Kind ginge es gut, den Umständen entsprechend halt, Ha ha. Max wunderte sich immer wieder, mit welchen läppischen Scherzchen dieser Mann seine sonst so geistreiche Frau zum Schmunzeln brachte. Solch lahme Witze lagen sonst unter ihrem Niveau. In einer ruhigen Stunde befragte er seinen Schatz danach und die Antwort erstaunte ihn doch sehr: Solch ein einfach gestrickter Arzt würde niemals das Leben ihres Kindes gefährden. Ja, diese Aussage hatte doch was für sich!

Mit der Namenswahl tat sich das junge Paar immer noch recht schwer. Beide wollten keine kuriosen, zungenbrecherischen Varianten, darüber mussten sie sich im Berufsalltag oft genug ärgern. Max tendierte eher zu etwas moderneren Namen, während Marion die wieder häufiger zu hörenden älteren Namen bevorzugte. Wenn die Scheidung von Jack rechtskräftig ist, wollten die beiden heiraten und so musste der zu wählende Vornamen auch mit einen harmonischen Klang ergeben. Max fand, dass ein Name einen Zweck erfüllte: Er vermittelte seinem Träger, dass er angesprochen wurde, er sollte ohne Probleme auszusprechen sein und er sollte nicht allzu negativ belastet sein. Also ein kleiner Attila oder ein Pumuckl waren schon grenzwertig. Marion verband mit dem Namen aber noch mehr, er sollte so einzigartig wie ihr Kind sein, dem Träger eine individuelle Note geben und dazu noch eine Botschaft transportieren.
So entspannen sich manch abendlich folgende Dialoge: „Schatz, was hälst du von Salomon?“ “Salomon? Doch nicht wie dieser alte jüdische König.“ „Was hast du gegen diesen Namen?! Er hat einen herrschaftlichen Klang. Und weise war der König auch, steht schon in der Bibel.“ „Hast du auch noch eine Alternative?“ seufzte Max auf. „Wie findest du Johannes?“ „Johannes Wegener? Ja, gut.“ „Meinst du nicht, dass das zu lang ist und abgekürzt wird: Jo Wegener.“ „Mmmh,“ machte Max. „Hast du mir überhaupt zugehört?“, beschwerte sich nun Marion. „Sicher Schatz,“ beeilte sich nun Max zu versichern. Einen Streit wegen des Namens wollte er nun wirklich nicht riskieren, die letzte Auseinandersetzung aus Anlass des Rufnamens lag erst vier Tage zurück. Damals hatte er aus Scherz gesagt, man könne den Kleinen, falls er ein Junge wäre, doch Hasso nennen, das wäre auch ein alter klangvoller germanischer Männername. Daraufhin war Marion in Tränen ausgebrochen und hatte ihm vorgeworfen, ihr Kind wie den Dobermann des Metzgers nennen zu wollen. Seither war Max in seinen Äußerungen sehr sehr zurückhaltend und vorsichtig geworden. Was man als werdender Vater alles bedenken musste!
Marion blätterte immer noch hingebungsvoll in dem Namenbuch, als Max nach dem Fernsehprogramm griff und sein Blick an dem Namen des Filmschauspielers haften blieb. „Alexander. Alexander Wegnener. Das hört sich doch gut an, oder?“ fragend sah er Marion an. Diese horchte dem Klang noch etwas nach, sprach ihn auch zwei-, dreimal nach und strahlte nun über das ganze Gesicht. „Max, du bist ein Schatz. Alexander! Ja, so wollen wir ihn nennen. Alexander!“ Sie beugte sich zu Max hinüber und küsste ihn, dann streichelte sie über ihren Bauch und sagte ganz zärtlich: „Hast du gehört, kleiner Wurm? Wenn du ein Junge bist, heißt du Alexander. A- lex – an- der.“ Max legte sein Ohr auf den Bauch, und tatsächlich, es war ein schwaches Klopfen zu vernehmen, so als hätte der kleine Mensch genau verstanden, welche Entscheidung soeben getroffen worden war. „Und wie nennen wir ein Mädchen?“ mit großen Augen sah Marion Max fragend an.
„Liebling, morgen ist auch noch ein Tag“, antwortete Max und bevor Marion sich wieder dem Namensproblem hingab, lenkte er mit einem Kuss ihre Gedanken zu einem anderen Thema, dem sie sich nun mit aller Kraft leidenschaftlich hingeben konnte.

31.2.(janneke)
„Shit, shit, shit, shit!!!!!!!!!!!!“ Jack konnte sich kaum beruhigen. Da lief doch endlich alles einmal in eine Richtung, die gar nicht einmal so schlecht aussah - selbst wenn Hildegunde ihre Finger mit drin hatte - und dann sowas. Wie hatte er das vergessen können?
„...........erbitten wir Ihre Überweisung von 728 € (228 € Verwaltungsgebühr und Semesterticket, 500 € Studiengebühr) spätestens zum 15. September auf eines der unten angegeben Konten. Mit freundlichen Grüßen,......“ blablabla.
Was sollte daran denn bitte freundlich sein?!?! In all der Aufregung der letzten Monate hatte Jack sein „pro forma“-Studium total vergessen. In der Zeit seiner Arbeitslosigkeit hatte er sich wieder eingeschrieben, um sich zu spezialisieren, sich weiterzubilden, eben am Ball zu bleiben. War Marions Idee gewesen, also hatte er auch nicht wirklich viel Energie hineingesteckt und sich kaum an der Uni sehen lassen. Ihr Geld wollten die aber dennoch haben - das hatte er ja nun schwarz auf weiß.
Jack tigerte eine Weile mit dem Brief in der Hand ruhelos auf und ab. Dann griff er zum Telefon...


31.3.(aloevera)
Als die junge freundliche Stimme in der Universitätsverwaltung sich meldete, legte Jack alle Deutlichkeit und Schärfe in seine Stimme, zu der er fähig war. Da er das Geld absolut nicht zahlen konnte und nicht wollte, versuchte er die junge Dame am anderen Ende zu überzeugen, dass er bereits ein erfolgreiches Lehrerstudium absolviert hatte, zwei Examina vorweisen konnte und es sich bei der Immatrikulation auf seinen Namen um einen Irrtum handeln müsse. Das war ja alles auch nicht grundsätzlich verkehrt, nur hatte er den Irrtum in seiner Dusseligkeit begangen und nicht jemand anders. Es war eigentlich nicht Jacks Art, anderen Leuten Unwahrheiten aufzutischen, aber tief in seinem Inneren hatte er Marion immer um ihren Beruf, den sie problemlos ausüben konnte und den er durch widrige Umstände überwiegend nur auf dem Papier vorweisen konnte, immer beneidet. Er war mit seiner jetzigen Tätigkeit sehr zufrieden und froh, dass das Schicksal es endlich gut mit ihm meinte, aber der Lehrerberuf war immer noch sein Traum. Warum sollte er also für was bezahlen, was er sowieso nicht praktizieren konnte? Schließlich war es nicht seine Schuld, dass er keinen Fuß in die Schule bekam. Die junge Dame am anderen Ende der Leitung ließ sich jedoch nicht so einfach überzeugen und Jack beendete das Gespräche mit den Worten „Mein Anwalt wird sich dieses Irrtums annehmen und sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Auf Wiederhören.“ Puh! Wenn das mal gut ginge! Jack war nicht wohl bei dieser Angelegenheit, aber er hatte erst mal Zeit gewonnen.

31.4.(oblong)
Als Jack, noch voller Ärger, sein Telefonat fast originalgetreu (mit einigen Übertreibungen, aber wir kennen ja unseren Hans-Rüdiger)seinem Geschäftspartner mehr vorspielte als mitteilte, war Mike alles andere als begeistert.
"Mensch, Jack, wann wirst du endlich erwachsen?!? Denk doch einmal nach: Was brauchst du den formalen Status eines Studenten noch? Diese Lebensphase liegt doch jetzt eindeutig hinter dir! Wenn du den Kunden unseres Unternehmens begegnest, wollen die doch nicht einen dubiosen Uraltstudenten als Gesprächspartner! Dein Sportlehrer-Diplom reicht doch für unsere Belange mehr als aus. Außerdem: Wenn eine Uni eine Rechnung schickt, dann droht noch lange nicht der Gerichtsvollzieher!..."
Mike war noch ganz im Banne Hildegundes und ihrer Finanzierungspläne; und langsam dämmerte es auch Jack, dass er sich von seinem mehr als halbherzigen Studentendasein lösen muss. Mit Marion hatte er sich doch innerlich ausgesöhnt, so tröstete er sich selbst. Er war ihr nicht schuldig, etwas fortzusetzen, was sie unter ganz anderen Voraussetzungen an ihn herangetragen hatte.
Sicher, irgendwie hatte er das Gefühl, zusammen mit dem Studentenausweis seine Jugendzeit zu verlieren. Aber war die Partnerschaft mit Mike und die Beziehung zu Delia nicht etwas Richtungsweisendes zu einer selbstbestimmten Zukunft?
Nachdem er sich selbst also etwas Mut gemacht hatte, fiel es ihm nicht schwer, ...






31 - 5.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 03.09.2006 16:46:41 geändert: 03.09.2006 17:01:49

...den Brief in der untersten Schublade seines Schreibtisches verschwinden zu lassen. Langsam hatte er Routine in seiner Vogel-Strauss-Politik. Unbezahlte private Rechnungen ließ er grundsätzlich erst mal verschwinden. Der ersten Mahnung blickte er gelassen entgegen, bei der zweiten wurde er wach und zahlte dann meistens. Früher hatte Marion sich um all das gekümmert.
Wenn Delia und er erst einmal die passende Wohnung gefunden hätten, würde sich das auch alles wieder ändern. Sie hatte, genau wie Marion, das geschicktere Händchen für termingerechte Finanzangelegenheiten.


31.6neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ines Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 03.09.2006 16:57:23 geändert: 04.09.2006 14:56:48

Pater Burkhart und Bruder Benno klopften gerade das lose Pflaster im Innenhof fest, als Gregor an ihnen vorbeischritt. Die beiden Stufen hatten im letzten schneereichen Winter extrem gelitten. Frost war Gift für die altehrwürdige Bausubstanz und bei genauerem Betrachten fielen Gregor nun auch die Risse in der hübschen weißen Fassade auf. Langsam trat er ein, nickte Pater Engelmar in der Pforte zu und schritt dann die Äbtegalerie entlang zu seiner Zelle. Der geölte Holzboden knarrte ein wenig als er sich zu seinem PC setzte. Die Neuigkeiten von dem bevorstehenden Besuch musste er weiterleiten, aber wem? Sein nachdenklicher Blick wanderte zum Fenster hinaus, über die Hohe Brücke, die sich wieder im alten Glanz über den Stallenbach streckte, hinauf zur Wallfahrtskirche. Da stand sie, fest verankert an der Kante des knapp 100 m hohen steil abfallenden Felsvorsprungs und wachte über das weite Karwendelgebirge.
So viele Brände hatte diese Wallfahrtskirche schon erleben müssen, so viele Menschen hatten ihr Schicksal über diese Steine getragen um nach Erlösung zu suchen und nun war es dieses Gemäuer, das dem Papst Erholung bieten sollte. Gregor war stolz. Sein Programm, seine Linie war aufgegangen. Beschaulichkeit und Innere Einkehr im Einklang mit der hilfegebenden Arbeit waren seine Grundfesten gewesen und nun machte sich seine Beharrlichkeit bezahlt. „Herr gib mir Geduld, aber bitte beeil dich!“, prangte da an einem Kalenderblatt und Gregor schmunzelte. Langsam erhob er sich wieder. Die e-mails mussten warten. Die Sehnsucht nach der stillen Natur war größer und so machte er sich auf den Weg. Er führte ihn von der Abtei Fiecht aus, über die saftigen Sommerwiesen hinauf zur Kirche und noch ein Stückchen weiter zu einem seiner Lieblingsplätze.
Rasch flogen seine Schritte über den erdigen Waldboden und schon nach kurzer Zeit merkte er, dass seine Kondition nicht mehr die allerbeste war. Schwer atmend aber glücklich bog er die letzten Meter hinan. Vor ihm öffnete sich der Wald und gab den Blick frei auf die kleine Lindenkirche. Zufrieden setzte er sich auf den niedrigen Teil der Kirchenmauer und ließ seine Finger über die Rillen der 800 Jahre alten Mörtelfugen gleiten. Die Sonne erwärmte sein Gesicht und er seufzte an die vergangenen Wochen denkend, seinen Blick zum Himmel gerichtet. „Was hast du eigentlich sonst noch so auf Lager für mich?“


31 - 7.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 04.09.2006 10:36:48 geändert: 04.09.2006 19:36:59

Marion legte den letzten korrigierten Vokabeltest zur Seite. Endlich mal ein Ergebnis, das sich sehen lassen konnte. Sie erhob sich von ihrem Schreibtischstuhl und stemmte die Hände in die Seite. Ihr Rücken machte ihr zunehmend zu schaffen. Sie trat ans Fenster und schaute in den grau verhangenen Himmel. Seit Tagen Regen – nichts als Regen. Das Wetter passte haargenau zu ihrer Stimmung und ohne es direkt zu merken, rollten ihr ein paar Tränen die Wangen herunter. Zwischen ihr und Max gab es Unstimmigkeiten.
Max war immer noch in der Schule und Marion tat sich schwer damit zu akzeptieren, dass sein Arbeitspensum enorm angewachsen war. Nachdem Dr. Poltz in den vorzeitigen Ruhestand gegangen war, hatte sich Max für die ausgeschriebene Stelle des Schulleiters beworben. Als wäre das Schulamt ihm eine Art Rehabilitation schuldig, hatte er die Stelle bekommen. Es war nicht so, dass Marion sich nicht für ihn gefreut hätte, aber er hatte deutlich weniger Zeit für sie. Der Geburtstermin rückte näher und näher. Marions Freude auf das Kind wurde aber auch durch zunehmende Ängste begleitet. Es war ihr erstes Kind und sie hatte, trotz des Geburtsvorbereitungskurses und der vielen Bücher, die sie gelesen hatte, Angst irgend etwas falsch zu machen. Sie ging, wie so oft in diesen Tagen, in das Kinderzimmer, das hell und freundlich eingerichtet war und nur darauf wartete, dass der kleine Alexander oder die kleine Alexa endlich Einzug halten würde.
Je näher der Geburtstermin rückte, desto näher rückte auch Marions Abschied von der Schule. Und das war der tiefere Grund für die Missstimmung zwischen Marion und Max. Marion konnte es sich nicht vorstellen, länger als ein Jahr zu Hause zu bleiben. Sie liebte ihren Beruf und würde am liebsten nach dem Mutterschutz mit Baby, Windeln und Fläschchen wieder arbeiten gehen. Max hingegen war der Ansicht, dass das Kind erst mit drei Jahren in den Kindergarten gehen sollte und konnte nicht verstehen, dass Marion sich so dagegen sperrte, drei Jahre nur Mutter zu sein. Für Marion entwickelte sich Max´Vorstellung zu einem Albtraum. Der Gedanke, drei Jahre zu Hause zu sein, Austausch auf dem Kinderspielplatz über „Welche Windel ist die beste?“ , „Bekommt Ihr Kind auch schon Zähne?“, „Wie oft müssen Sie nachts raus?“ und so weiter, das war nicht ihr Ding.
Sabine war wieder voll im Berufsleben und der kleine Kaspar war in der Zeit bei Rebecca, die, inspiriert durch die Kinder, zu einer erfolgreichen Kinderbuchautorin geworden war. Babsi hatte ihr Atelier und konnte sich nebenbei ihrem Hobby widmen und neue Modelle für Schwangere entwerfen. Nebenbei hatte sie noch einen lukrativen Nebenverdienst.
Und sie? Worin konnte sie sich wieder finden und sich selbst bestätigen, ausser in ihrem Beruf?



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von: janneke Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 04.09.2006 20:59:22 geändert: 04.09.2006 21:14:33

Das Piepsen ihres Handys riss Marion aus den eher trüben Gedanken. „Bin exmatrikuliert. Jack“ Mehr nicht. Der Mann redete in Rätseln. Anders konnte Marion sich diese Nachricht nicht erklären. Doch langsam sickerte der Sinn der Nachricht tiefer, fand Anknüpfungspunkte und entlud sich in einem erleichterten Lächeln bei Marion. Sie hatte in letzter Zeit erfolgreich den Gedanken daran verdrängt, dass sie Jack nach der Scheidung aufgrund seines Studiums zu nicht unerheblichem Unterhalt verpflichtet wäre, wenn sie wieder arbeiten ginge. Zwar konnte sie sich nicht erklären, warum sich Jack gerade jetzt von der Universität trennte, doch der Grund war ihr gleich, solange er ein so positives Resultat für ihre Situation brachte. Ob sie ihn sofort um eine Bescheinigung bitten konnte? Nein, doch lieber noch ein wenig warten.

Jack hatte nach dem Gespräch mit Mike noch eine Nacht über dem Problem „Semesterbeitrag“ gebrütet und sich dann entschlossen, dem neuen Hans-Rüdiger Vortritt zu gewähren. So war er am nächsten Vormittag ins Immatrikulationsamt gegangen und hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes wort- und blumenreich bei seiner Sachbearbeiterin für die verbalen Entgleisungen während des letzten Telefonates entschuldigt. Noch leicht schnippisch erwiderte sie, bei einer Weigerung zu zahlen, wäre er ja auch schließlich zwangsexmatrikuliert worden und wurde dann zusehends freundlicher. Ihre Worte ließen Jack aufhorchen: „Wie, zwangsexmatrikuliert? Wenn ich nicht zahle, bin ich draußen?“ „Genau so handhaben wir das, ja“, bestätigte die Dame. Ein Grinsen übernahm die Kontrolle über Jacks Gesichtsmuskeln. Nichts anderes hatte er sich für heute zum Ziel gesetzt: das Ende seines Studiums. Noch einmal holte er tief Luft – und wenige Verhandlungsminuten und Unterlagen später hatte er das Formular in der Hand: Er war ab sofort kein Student mehr.


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von: keinelehrerin Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 04.09.2006 23:28:11 geändert: 01.10.2006 18:29:20

Es war ja schön, dass Max befördert worden war. Die Verwaltungsarbeit musste ja auch mal aufhören, die Statistiken konnten ja nicht das ganze Jahr dauern. Bald würde er wieder mehr Zeit haben für sie beide. Aaaaahhh, ein stechender Schmerz lies sie in die Knie sinken. Die Rechte klammerte sich ans Fensterbrett, die linke Hand fuhr reflexartig zum Bauch. Oh, nein! Schon wieder dieser Schmerz, dieser Schmerz der alles Denken aus dem Gehirn verbannte. Nur mit Mühe konnte sie Luft schnappen, es war als hätte diese Pein alles außer ihrer Hirnanhangdrüse lahmgelegt. Als die Welle über sie hinweggeschwappt war und eine gnädige Leere hinterlies, konnte Marion sich an die Worte der Hebamme erinnern, die den werdenden Müttern immer und immer wieder eingeschärft hatte in den Schmerz hinein zu atmen, nicht gegen ihn, sondern mit dem Schmerz. Oh, da war er schon wieder!!!! Warum hatte keiner gesagt, dass es SO weh tut! Huh,huh,huh. Marion versuchte kurz und flach in ihren harten Bauch zu atmen. Es war noch viel zu früh! Krümel war noch nicht an der Zeit! Es durfte noch nicht kommen! Neben dem Schmerz beherrschte nun die Angst ihr Denken. Diese allesverschlingende Angst, die nur Mütter um ihr Ungeborenes empfinden, diese Angst, dass der Körper falsch reagiert. Diese Angst, zu versagen. Zwischen zwei Wellen griff Marion mit zitternden Händen zum Telefon und drückte die Nummer der Schule. Viel zu lange dauerte es, bis Max sich meldete. „Max! Krümel...! Komm!" Nur diese Worte konnte Marion in den Höhrer pressen, als eine neue Welle sie in die Knie zwang. Mehr war auch nicht nötig, um Max in Alarmbereitschaft zu versetzen. Wie er es nach Hause schaffte, konnte er nachher nicht mehr sagen. Nur dass er einen Krankenwagen vom Handy aus angerufen hatte und zu sich heim geschickt hatte. Max und die Sanitäter kamen gleichzeitig an.
In der Küche stand Marion und hielt beide Hände auf ihren Bauch gepresst. Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Sie merkte es nicht einmal. Sie blickte auf, als Max laut ihren Namen rief. „Max. Ich will es nicht verlieren. Es muss noch bei mir bleiben. Es ist noch zu klein. Max. Es muss bleiben." Max war mit einem Schritt bei ihr und nahm sie in den Arm.
Die Sanitäter sprachen leise auf Marion ein und konnten sie auf die Trage betten. Max durfte mit in die Klinik fahren; Marion hielt seine Hand so fest wie im Schraubstock.

Im Klinikum stand ein Team aus Kinderarzt, Gynäkologe und Hebamme direkt bereit. Nach endlosen Minuten konnten sie Entwarnung geben, es waren nur extreme Übungswehen gewesen.
Max zitterte noch am ganzen Leib, und fragte sich zum so und sovielten Mal, wenn das nur Übungswehen gewesen sein sollen, wie dann die richtigen Geburtswehen zu ertragen seien. Marion war einfach nur glückselig, dass ihrem Krümelchen nichts geschehen war. Das CTG war unauffällig gewesen, die Untersuchung ergab einen für die 28. Woche normalen Befund.

Die Hebamme stand noch bei Marion, als sie sich das Gel vom Bauch abwischte. „Frau Schäfer. Haben Sie die letzte Zeit viel körperlich gearbeitet? Sich ein bisschen zuviel zugemutet? Oder hatten sie größere seelische Probleme zu verarbeiten? Diese starken Übungswehen sind ein Warnzeichen ihrer Gebärmutter. Sie lässt sie wissen, dass sie sich mehr Ruhe gönnen sollten." Die warmen Worte der älteren Frau trieben Marion die Tränen in die Augen. Sie blickte nach unten um sie zu verbergen. Mit großer Sorgfalt wischte sie den letzten Rest Gel weg. „Frau Schäfer, wenn Sie etwas bedrückt, sollten Sie darüber reden. Oftmals erleichtert das die Seele. Was ist denn so schlimm?" Und da sprudelte es aus Marion heraus. Diese Angst, dem Kind nicht gerecht werden zu können; der Wunsch, schnell wieder in den Beruf zu gehen; das Gefühl, zu einer Frau zu werden, deren Lebensinhalt darin bestehen würde, die Vorzüge teiladaptierter Milch
gegenüber dem Stillen zu diskutieren. Sich mit anderen Müttern über das Fassungsvermögen von Höschenwindeln midi auszutauschen. Von Max Unverständnis, dass sie ihren Beruf genauso liebte und brauchte wie er.

Die Hebamme war eine kluge und lebenserfahrene Frau, die Marion reden lies und ihr nur beruhigend die Schulter streichelte. Für den nun befreiten Tränenstrom hielt sie Papiertaschentücher bereit und für Marions wunde Seele einen Rat. „Frau Schäfer,......






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von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 05.09.2006 10:25:59

…konzentrieren Sie sich auf das Jetzt und genießen Sie die letzten Wochen Ihrer Schwangerschaft. Alles andere wird sich von alleine regeln. Sie werden staunen, wie sehr Sie sich über jede Minute freuen werden, die Sie mit Ihrem Krümel verbringen dürfen und dankbar dafür sein, dass Sie sich eine Weile nicht zwischen Muttersein und Arbeitsbelastung zerreissen müssen. Und glauben Sie mir, Sie werden alles richtig machen, ganz instinktiv.“

Marion war zwar noch nicht ganz von den Worten der Hebamme überzeugt, konnte aber schon wieder lächeln. Vielleicht hatte die Hebamme tatsächlich Recht, schließlich war Marion nicht ihre erste Patientin. Marion legte beschützend die Hände auf ihren Bauch und entschuldigte sich innerlich bei ihrem Kind, dass sie es so in Aufregung versetzt hatte.
Auch Max hatte sich beruhigt und schloss Marion behutsam in die Arme, mit dem Vorsatz, mehr zu Hause zu arbeiten. Marion brauchte ihn mehr denn je.


32 - 1.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 06.09.2006 08:56:15 geändert: 06.09.2006 16:40:51

Hildegunde stocherte nachdenklich und mit zwei tiefen Falten zwischen ihren Augenbrauen in ihrem Straciatellaeis herum. „Ich versteh dich nicht. Da bittet ein wohlhabender und attraktiver Mann dich darum, zu ihm zu ziehen und du windest dich wie ein Aal. Glaubst du, wir werden jünger und der Prinz auf dem weißen Pferd kommt eines Tages noch vorbei?“ Cäcilia, Hildegundes Chorschwester und gute Freundin schüttelte verständnislos den Kopf.
Hildegunde hatte ein wahres Problem. Ihre Beziehung zu Robert war noch immer eine Wochenendbeziehung und Hildegunde war, bis auf die Fahrerei, bisher sehr zufrieden damit.
Doch in letzter Zeit hatte Robert mehrfach den Wunsch geäußert, mit ihr fest zusammen zu leben. Zu Beginn des nächsten Jahres wollte er in den Ruhestand gehen und mit Hildegunde „die Welt entdecken“. Hildegunde musste zugeben, dass sie sich in der Villa Hegebrecht sehr wohl fühlte. Robert hatte eine Haushälterin, die die Villa in Ordnung hielt und sich um das leibliche Wohl kümmerte. Sie hätte dort ein Leben wie eine Grande Dame. Aber wollte sie das?
Sie hatte immer, bis auf die Zeit, als Hans-Rüdiger noch bei ihr lebte, alleine gewohnt, für sich selbst gesorgt, ihre Zeit frei einteilen können und hatte ihre eigenen Entscheidungen getroffen. War sie bereit, ihr Leben mit Anfang sechzig noch einmal völlig umzustellen, ihre Unabhängigkeit aufzugeben und Kompromisse zu schließen? Sie hatte eine gute Rente, die es ihr ermöglichte, gut zu leben, auf Reisen zu gehen und sich jeden bescheidenen Wunsch zu erfüllen. Sie war mit sich und ihrem Leben zufrieden….


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von: keinelehrerin Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 08.09.2006 09:10:09 geändert: 08.09.2006 09:27:01

nur dieser kleine Stachel 'Alter' sahs recht tief. Ja, Cäcilia hatte Recht, Prinzen auf weißen Pferden waren jenseits der 50 recht schwach gesät. Robert war darüberhinaus ein sehr aufmerksamer Begleiter. Mit seinem Witz konnte er sie jederzeit unterhalten. Kulturell versiert, gesellschaftlich geschliffen, unabhängig..... jede alleinstehende Frau würde sich nach diesem Leckerbissen die Fingerkuppen schlecken. Hildegunde wog hin und her, machte sich selbst etwas vor, wenn sie fadenscheinige Begründungen suchte. Cäcilia hatte sie erbarmungslos entlarvt.

Dabei wären diese Überlegungen gar nicht mehr notwendig gewesen.
Charlotte eröffnete ihrem Vater gerade am Abendbrottisch, dass sie ab dem nächsten Monat eine Stelle in Südwest-Deutschland antreten wolle. „Was willst du?“ fragte Robert nicht gerade sehr intelligent. „Papa, ich hab gesagt, dass ich in einem Krankenhaus im Saarland eine Stelle angeboten bekam. Der Chefarzt eröffnet eine Abteilung für Naturmedizin und alternative Heilmethoden. Dort kann ich anfangen.“ „Du bist aber keine Ärztin,“ gab er ihr zu bedenken. Charlotte holte tief Luft und begann erneut: „Es läuft ein Modellprojekt, wie man Schulmedizin und alternative Medizin zum Wohl des Patienten verbinden kann. Und Professor Klinker hat dazu eine Abteilung seines Krankenhauses komplett umgebaut und hätte mich gerne als Heilpraktikerin mit meiner Zusatzausbildung in Homöopathie und Aromen dazu.“ Robert nickte langsam. „Und wenn das Projekt scheitert?“ „Ich habe einen Zeitvertrag. Ich ziehe nur für zwei Jahre weg. Solange hälts du mir doch die Wohnung frei, gell Papa?“ Robert erhob sich und nahm seine Tochter in die Arme „Natürlich, mein Schatz. Dies Haus ist immer auch dein Haus. Das weist du doch.“
Charlotte hatte mit dem bevorstehenden Umzug noch einiges zu regeln und verschwand alsbald.
Robert blieb am Tisch sitzen und grübelte. Die Spannungen zwischen seiner Tochter und seiner Freundin wären nur einem emotionalen Krüppel verborgen geblieben, und selbst der hätte sich gewaltig dazu anstrengen müssen. Durch Charlottes Übersiedlung eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten.
Da Prof. Hegebrecht schon immer ein tatkräftiger Mann gewesen war, entwarf er sogleich einen Plan. Das Herz einer bestimmten Frau lies sich mit Romantik und Ehrlichkeit, einer Prise Eitelkeit und ganz viel Liebe erweichen. Und so ging er zum Telefontisch, kramte die „Gelben Seiten“ hervor und begann die Spalten durchzublättern. „Ach, hier,“ zufrieden blieb sein Zeigefinger an einem Eintrag haften. Gleich morgen wollte er ....


32 - 3.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 10.09.2006 00:00:33 geändert: 10.09.2006 00:02:46

einen Innenarchitekten bestellen. Mehrfach hatte Hildegunde ihm Ratschläge erteilen wollen, wie er einige Räume der Villa freundlicher und gemütlicher einrichten könnte. Robert gehörte jedoch zu den Männern, bei denen jedes Möbelstück, jeder Bilderrahmen, jeder Blumentopf seinen festen Platz bis in die Ewigkeit hatte. Er wollte sich bei Stromausfall und auch, falls er mal erblinden sollte, mühelos auf jedem Zentimeter zurecht finden können. Hildegunde war da anders. Er hatte sie mehrfach zum Wochenende abgeholt oder zurück gefahren und jedes Mal hatte sich etwas in ihrer Wohnung verändert, Möbel waren umgestellt, Bilderrahmen hatten ein neues Innenleben, sogar die Deckchen und Kissenbezüge waren auf die jeweilige Jahreszeit abgestimmt. Hildegunde brauchte die Abwechslung und fühlte sich damit wohl. „Meine Wohnung ist doch kein Museum " sagte sie einmal entrüstet zu Robert, als er sich über ihre Umräumaktionen lustig machte. „Wenn ich etwas verändern kann, fühle ich mich immer noch flexibel und lebendig.“
Roberts Villa war zwar mit kostbaren antiken Möbeln eingerichtet, aber das, was nur Frauen gelingt, die Räume mit Wärme und Gemütlichkeit zu erfüllen , war mit der Scheidung und Roberts Frau verloren gegangen. Im Gegensatz zu Hildegundes Wohnung, in der ein burgunderroter Farbton dominierte, waren eierschalenfarbene Übergardinen, Kissen und helle Teppiche der einzige Kontrast zu den dunklen Möbeln der Villa. Hin und wieder bildete das Grün einer einsamen Pflanze einen kleinen Farbtupfer, Hildegundes Wohnung dagegen glich teilweise einem kleinen botanischen Garten.
Während er die Nummer des Innenarchitekten notierte…


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