Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

in meiner Schule gibt es ein sehr akutes Mobbing-Problem. Die Schülerinnen und Schüler werden gemobbt auf Grund familiärer Hintergründe, Hautfarbe oder Klamotten-Stil. 

Es ist so akut, dass für mich schon längst ein Schultherapeut angebracht wäre, aber die Schulleitung hat nicht genügend Mittel einen externen Mitarbeiter anzustellen. 

Wie sieht das bei euch aus? Was habt ihr für Mobbing-Präventionen? Wie geht ihr damit um wenn ihr es mitbekommen habt? 

Die Schulsozialarbeit fragen...

Einen Schulsozialarbeiter haben längst nicht alle Schulen.

Ich würde mich innerhalb der Schule bei KollegInnen informieren, welche Möglichkeiten es gibt.

Zudem kann man bei der Polizei um Hilfe bitten, häufig gibt es auch dort Programme oder zumindest Beratung, wie man innerhalb der Schule vorgehen kann.

Sinnvoll ist es, es nicht alleine anzugehen, sondern gemeinsam zu überlegen, was möglich ist, wer es organisiert und wer mit ins Boot gehört.

Informationen findet man natürlich im Internet, z.B. unter https://mobbing-in-schulen.de/

Bei 4teachers gibt es eine Linkliste von 2009 zu Cyber-Mobbing, eingestellt von docman, da könnte man gucken, was davon noch aktuell ist.

Inzwischen gibt es auch viele weitere Initiativen, sicherlich sind einige davon ohne Kosten. Aber auch dann gilt, dass es ein Problem ist, das man gemeinsam lösen muss.

...auch bei uns. Habe auch den Eindruck, dass sich das in letzten Jahren nochmal verschärft hat. Nicht einmal was die Quantität angeht, sondern in der Qualität. Durch die ganzen technischen Möglichkeiten tritt da teilweise eine Boshaftigkeit zutage... Bei uns an der Schule gibt es auch einen Schulsozialarbeiter, der auch alle Hände voll zu tun hat. Auf der einen Seite ist es schön, wenn die Kids eine Anlaufstelle haben, auf der anderen Seite kann es nicht angehen, dass überhaupt so viel Redebedarf herrscht.

Jedenfalls gibt es auch Möglichkeiten sich selbst weiterzubilden. Entsprechende Kurse gibt es hier im Fernstudium: https://www.sgd.de/kursseite/psychologischer-beraterin-personal-coach.html Sicherlich eine Möglichkeit auch ohne Sozialarbeiter, Hilfestellung zu leisten.

Bei uns gibt es zwar Schulsozialarbeiter, Streitschlichter (das sind ältere Schüler, die eine Ausbildung gemacht haben) und Beratungslehrer. Das hält aber manchmal ganze Klassen nicht davon ab, einander oder andere Klasen zu mobben.

Während einige Kollegen/-innen das entweder gar nicht bemerken oder ganz normal finden (wie vielleicht auch unter ihren eigenen Kindern zu Hause), haben viele andere längst aufgegeben oder beschweren sich nur, aber tun nichts.

Ich ahnde Mobbing umgehend mit allem, was mir zur Verfügung steht: Klassenbucheinträge, Zusatzarbeiten, Arrest, Einzelgespräche... Auf die Art kommt man zwangsläufig mal an einen Punkt, an dem die Klassenkonferenz auch einen Schulausschluss in Erwägung ziehen muss - jedenfalls am Gymnasium.

Ich finde es wichtig, dass wir als LuL auf Mobbing jeglicher Art reagieren, aber was bitte ist Arrest für eine Maßnahme?

... muss sich der Schüler zu seinem Fehlverhalten äußern. Er muss beispielsweise einen zweiseitigen Aufsatz zum Thema "Respekt gegenüber anderen" schreiben. Dafür bekommt er 45 Minuten Zeit.

Nach dieser Zeit wird der Aufsatz eingesammelt, und der Schüler erhält eine von mir in recht kleiner Computerschrift verfassten, ebenfalls zweiseitigen Aufsatz zum geichen Thema vorgelegt, so, wie ich ihn eigentlich von ihm erwartet hätte. In diesem soll er in den verbleibenden 45 Minuten alle wichtigen Aussagen markieren, die mir dann zeigen, dass er seine Lektion gelernt hat.

Beides, Aufsatz und Markierung, wird korrigiert und ihm zeitnah zurückgegeben. Hier fließen auch knallhart Rechtschreibung, Zeichensetzung und Satzbau in die Note ein, und die hier erreichte Zensur wird mit der mündlichen 6 für das Fehlverhalten verrechnet.

eine mündliche 6 für Fehlverhalten und zu welchem Fach gehört das? Hast Du nie Probleme mit Eltern bekommen?

Das sind ja Maßnahmen wie im Mittelalter.

Ich kann sie ja teilweise nachvollziehen, aber so etwas hätte ich bei uns nie durchsetzen können.
1) Wären mir die Eltern sofort aufs Dach gestiegen
2) Hätte der Schüler sich mit Rückendeckung der Eltern geweigert, eine solche 'Strafarbeit' anzufertigen
3) Gibt es keine mündliche Benotung für Fehlverhalten
4) Hätte ich bei solchen Maßnahmen auch keine Unterstützung der SL bekommen.

Wir haben SuS bei Fehlverhalten in den Trainingsraum geschickt. Dort mussten sie ihr Verhalten reflektieren und sich in schriftlicher Form über ihr Verhalten auslassen.
Das Wort Arrest habe ich seit 100 Jahren nicht mehr im Zusammenhang mit  Schule gehört. Und benotet wurde solch eine schriftliche Einlassung selbstverständlich auch nicht. 

Ich kann da nur den Kopf schütteln...

... fällt dein Kopf dabei nicht runter... Bei 100+jährigen sind die Gelenke und Ligamente ja nicht mehr so frisch...

Vielleicht liegt es an Formulierungsvarianten in einzelnen Ländern/Bezirken/Schulen... Aber bei uns ist das Wort "Arrest" sehr geläufig. Bis zu zwei Stunden durch die Lehrkraft, eine dritte Stunde kann die SL verordnen (§90 SchG BaWü).

Das Wort "Strafarbeit" hingegen ist nicht mehr üblich... Deshalb sagen wir "Zusatzarbeit", und wenn sich die Eltern hinter das unangemessene Verhalten ihres Kindes stellen, dann wird ihnen im Gespräch nahegelegt, mit ihrem Kind an eine andere Schule zu gehen oder die Maßnahmen der Schule mitzutragen, denn bei nicht gemachten Zusatzarbeiten bleibt die 6 stehen, denn dann ist es Arbeitsverweigerung. Dass zwangsläufig darunter auch die Kopfnoten leiden, wird den Eltern auch klar gemacht, und was das für spätere Bewerbungen bedeuten kann.

Wenn die Eltern bis dahin uneinsichtig waren, sind sie nach dem Gespräch mit der Schulleitung, in der der Schulausschluss angedroht wird, meistens klein genug (mit oder ohne Hut), dass sie ihr Kind spätestens dann anhalten, den Arrest abzusitzen oder die Zusatzarbeit zu erledigen.

Durchgesetzte Schulausschlüsse hatten wir die letzten fünf Jahre, wenn ich mich nicht verzählt habe, genau einen. Da wir eigentlich ländlich sind, obwohl wir verwatungstechnisch zum städtischen Bereich zählen, haben wir eigentlich nicht allzu rebellische Eltern. Im Gegenteil haben wir eher die Sorge des Verstoßes seitens der Eltern gegen §1631 Abs. 2 BGB. Da melden wir jährlich im Schnitt fünf Verdachtsfälle ans Jugendamt. Die Eltern, die ihre Rechte wider alle Vernunft trotzdem nutzen, tun ihrem Kind halt nichts Gutes, wenn sie sie aus den Maßnahmen herausholen, aber das müssen sie dann tragen.

Auch andersrum respektiere ich die Entscheidung der Kolleginnen: Wenn meine Stieftochter (3. Klasse) Nachsitzen bekommt, und die Mutter fragt mich, was ich dazu meine, dann schicke ich meine Stieftochter zum Nachsitzen. Sie hat auch schon Strafarbeiten (heißt bei denen wirklich noch so) aufbekommen, die sie dann entsprechend konsequent zu erledigen hatte. Das ist natürlich ganz besonders hart, wenn ich den dreien versprochen habe, dass wir irgendetwas machen (z. B. ins Schwimmbad gehen), und weil sie eine Strafarbeit zu machen hat, bleibe ich mit ihr zu Hause und Mama geht mit den beiden anderen ins Schwimmbad oder umgekehrt: ich gehe mit zweien ins Schwimmbad und sie bleibt mit der Mutter zu Hause. Das Schwimmbad wäre fürs Nachkommen zu weit weg...

Ich bin wirklich weit weg von der Idee, die Prügelstrafe wieder einzuführen (und wenn, dann nur für Elternabende und -sprechtage/-zeiten), aber Pädagogik ist für mich Erziehung, und "Erziehung" kommt von "ziehen"... Also einem aktiven Ändern einer Entwicklungsrichtung! Und da wird meiner Meinung nach zu wenig gemacht. Gerade beim Thema "Respekt und Rücksicht" herrscht ein ziemlicher Schlendrian. Und den gehe ich nicht mit. Denn wer den anderen respektiert und Rücksicht auf ihn nimmt, der mobbt nicht. Punkt.