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Forum: "Anstrengungsbereitschaft und Frustrationstoleranz bei Schülern"
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| Japanisches System als Vorbild | | von: balou46
erstellt: 09.02.2007 09:48:02 |
Interessant, 50 in der Klasse wie in Japan?
Ist das die einzige Alternative des Herrn Prof. Schleicher?
Dann bitte aber auch die andere Seite zeigen. Nur eine von vielen Seiten:
http://www.japanlink.de/ll/ll_bildung_schule.shtml
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| Zur Rede von Herrn Schleicher: | | von: clausine
erstellt: 09.02.2007 18:14:06 |
Ich war am letzten WE beim Bildungssymposium "Individuelle Förderung", auf der Herr Schleicher eine Rede gehalten hat. Es ging dabei übrigens nicht hauptsächlich um Klassengrößen und dass wir deutschen Lehrer zu blöd seien, damit umzugehen....Eher um folgendes: Schleicher plädiert für eine Erneuerung des Schulsystems, weil es s.E. nach ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert ist, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts nicht mehr gewachsen ist. Wir bräuchten heute nicht mehr die reine Wissenvermittlung, sondern es gehe darum, die Techniken und Möglichkeiten, sich neues Wissen selbstständig anzueignen, zu erlernen. Jeder Schüler bringe dazu ein eigenes Konzept mit, jeder KANN etwas. Jeder geht auf seine eigene WEise an ein Thema heran, und diese Vielfalt sollten wir in der Schule nutzen. Deshalb sei es EGAL, ob 20 oder 50 Schüler in einer Klasse wären! Diese Vielfalt zu erhalten und auszuweiten sei das, was unsere Berufswelt heutzutage brauche, nicht abgeschlossene Berufsausbildungen mit Spezialwissen alleine reiche aus.
So habe ich die Rede verstanden, und ich muss sagen: ich gebe Herrn Schleicher Recht! Wir bewerten Schüler oft danach, ob er etwas "weiß", ob er etwas "behalten hat", ob er angepasst ist, schlicht, ob er "passt". Wir wissen oft nicht, welche Talente in unseren Schülern schlummern, wir fragen auch nicht wirklich nach oder haben auch kein "Instrumentarium" gelernt, diese Talente zu entdecken. Ich würde mir in diesem Sinne eine Lehrertätigkeit wünschen, in der ich Schüler in ihrem Können bestärken kann, ihre Fähigkeiten ausbauen helfe und ihnen Methoden an die Hand geben könnte, die sie in ihrem lebenslangen Lernen weiterbringen. |
| Kirche im Dorf lassen | | von: meike
erstellt: 09.02.2007 18:22:54 |
Mensch,
es geht doch hier nicht um eine Grundsatzdiskussion mit dem Thema "von der Schule ausgeübter Zwang"!
Unbestritten ist, dass wir alle an einen Lehrplan gebunden sind. Innerhalb dieser Grenzen versuchen doch alle, möglichst viele Freiräume für selbstentdeckendes Lernen zu schaffen, oder? Das kann doch bei so einem Thema nicht schon wieder um die Thematisierung einer besonderen Pädagogik gehen - denn das hört sich für mich schon wieder nach dem klassischen "der Lehrer ist schuld" an - und das aus den eigenen Reihen.
Es kann nicht immer nur an uns liegen.
Neulich hatte ich das Vergnügen, mit einem verirrten Schüler im Refi-Raum zu chatten...
Der hat mir von einer sehr geringen Frustrationstoleranz seitens der SuS berichtet.
Die heutige Schülergeneration hat gelernt, dass das Wissen in kleinen Häppchen durch die Gegend fliegt, und man wie im Schlaraffenland einfach nur zugreifen muss.
Es "reicht" den meisten Kollegen, wenn die Hausaufgaben vorliegen. Häufig hat man kaum Zeit, jede Hausaufgabe entsprechend zu würdigen - in Kl. 12 Deutsch in 45 min kaum machbar. Es geht schneller, im Internet zu googeln, als einen entsprechenden Artikel im Lexikon zu suchen.
Wir sind mit einer Schülergeneration konfrontiert, die gelernt hat, mit minimalem Aufwand das maximale Ergebnis zu erhalten.
Sie haben eben nicht gelernt, dass man sich manchmal auch in ein fieses Thema verbeißen muss, bevor es Spaß machen kann. Viele geben einfach auf, der nächste Kick wartet ja um die Ecke.
Außerdem habe ich festgestellt, dass viele SuS nicht mehr in der Lage sind, Arbeitszettel durchzulesen, Arbeitsaufgaben wahrzunehmen etc...
Selbst wenn SuS ein Projekt machen wollen, erlahmt nach kurzer Zeit das Interesse, da man zum selbstgewählten Thema bei google nichts finden würde.
Besagter Schüler aus dem Refichat hat es nicht geschafft, beim ersten google Treffer die Seite mal ganz nach unten zu scrollen - denn da stand die gewünschte Info. Kommentar: Wenn das nicht in den ersten fünf Sätzen steht, gebe ich auf.
Vielleicht hört sich das jetzt hart an, aber in meinem Alltag kristallisiert sich heraus, dass das auch ein schichtspezifisches Problem oder Bildungsproblem sein könnte. In meinen Oberstufen sehe ich das Phänomen weitaus weniger als zb im Berufsgrundschuljahr.
Ich diskriminiere hier niemanden, möchte also auch nicht totgeschlagen werden...
Für eine Lösung des Phänomens, dass sich in den normalen Alltag eines Berufskollegs integrieren lässt, wäre ich durchaus dankbar.
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| Nochmal: | | von: clausine
erstellt: 09.02.2007 18:30:46 |
es geht nicht um eine bestimmte Pädagogik, sondern um das gesamte System. Unser Schulsystem ist auf Wissensvermittlung ausgerichtet, auf Sortieren und Aussondern. Die Lehrpläne sind starr und auf dieses Wissen zugeschnitten.
Anstrebenswert wäre, nach Ansicht von Herrn Schleicher, individuelle, auf das Talent und Können jeden einzelnen Schülers zugeschnittene Lehrpläne zu entwickeln, die fortlaufend fortgeschrieben werden. Statt Wissenvermittlung geht es um die Vermittlung von Methoden und Quellen, WIE Schüler ihr Wissen beständig erweitern können.
Es geht nicht um Schuld oder Abwälzen auf den Lehrer, es geht darum, das Schulsystem endlich den neuen Bedürfnisssen der Arbeitswelt (Globalität, Flexibilität, Teamfähigkeit, lebenslanges Lernen....) anzupassen und die Schüler fit zu machen für moderne Zeiten, die sich nicht decken mit den Bedürfnissen des 19. Jahrhunderts, in dem unser bestehendes Schulsystem seine Wurzeln und seine Berechtigung hatte.
Das nochmal zur REDE von ANDREAS SCHLEICHER. |
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