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Forum: "Geschichte zum Weiterschreiben. Teil 2"

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20 - 18.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 13.06.2006 21:43:55 geändert: 19.06.2006 20:44:48

Sonntag morgen. Nach dem Mittagessen wollten Max und Marion nach Münster zurückfahren. Das Ende des Schuljahres stand an und Marion hatte noch alle Hände voll zu tun. Nach dem Frühstück stieg die Spannung zwischen Max und Abt Gregor, denn das Geheimnis war noch nicht gelüftet und die Zeit drängte. Bei herrlichstem Wetter spazierten sie durch den Klostergarten. Marion blieb bei Bruder Gottfried, dem Gärtner stehen und beobachtete ihn interessiert bei der Arbeit. Als hätte Bruder Gottfried die Situation instinktiv erahnt, verwickelte er Marion in ein Gespräch. „Geht ruhig schon weiter, ich komme nach“ sagte sie zu den beiden Männern. Das war die Gelegenheit. Gregor und Max nahmen eine Abkürzung, erreichten das Kloster und hofften, dass Marion ihre Zimmertür nicht abgeschlossen hatte. Wie zwei Einbrecher sahen sie sich vor der Zimmertür nach allen Seiten um. Max drückte die Klinke nieder und – die Tür ging auf. Marions Handtasche lag auf dem Bett. Mit einem letzten verschwörerischen Blick sahen die zwei sich an, nickten einander zu und Max nahm die Brieftasche aus Marions Handtasche. Wortlos reichte er Gregor das Bild. Gregor wurde aschfahl und ließ sich auf Marions Bett nieder. Unverwandt starrte er auf das Foto und sagte kein Wort. Max kannte die Antwort. Wortlos gab Gregor Max das Bild zurück, stand auf und ging aus dem Zimmer. „Ich werde Marion holen und einen Spaziergang mit ihr machen“ sagte er noch leise zu Max. Er eilte in den Garten, aber Marion war schon in Sichtweite. Atemlos kam sie lächelnd auf ihn zu, ihr Gesicht war gerötet, ihre Augen strahlten. „Wie herrlich es hier ist! Ich glaube, ich komme in den Sommerferien wieder her.“
Gregor sah sie ernst an, nahm ihren Arm und bat sie, noch ein Stück mit ihm zu laufen. Sie gingen schweigend nebeneinander her, bis sie eine kleine Bank erreichten, von der aus sie einen wunderbaren Blick ins Tal und auf die gegenüber liegenden Berghänge hatten. Irgendwie wirkte die Luft plötzlich, als würde ein Gewitter nahen. Gregor räusperte sich verlegen. Er hatte keine Probleme damit, seine Predigten spontan zu halten, er kannte keine Situation, in der es ihm je an Worten gefehlt hätte. Nun aber saß ihm ein dicker Kloß im Hals und in seinem Kopf schien eine absolute Leere zu sein. Als hörte er nicht sich, sondern jemand anders, vernahm er die ihm fremd klingenden Worte „Marion, für das, was ich dir jetzt zu sagen habe, erbitte ich deine Vergebung. Ich … ich bin dein Vater.“
Schweigen – ein schier endlos scheinendes Schweigen. Langsam drehte Marion den Kopf zu Gregor herum. In ihren Augen, die eben noch so gestrahlt haben, lagen Verwunderung, Schrecken, Entsetzen und ungläubiges Staunen gleichzeitig. „Das ist unmöglich. Das kann nicht sein“ mehr brachte sie nicht heraus. Gregor legte seine rechte Hand auf ihren Arm und begann zu erzählen…
Marion hörte ihm regungslos zu, er wusste gar nicht, ob seine Worte sie überhaupt erreichten. Als er geendet hatte, sah er, wie ihr lautlos die Tränen die Wangen herunter liefen. Plötzlich sprang sie auf. „Ich will jetzt alleine sein. Lasst mich alle in Ruhe.“ Ohne ein weiteres Wort lief sie los in Richtung des Tales. Sie ging so schnell, als sei der leibhaftige Teufel hinter ihr her. Gregor sah ihr so lange nach, bis sie seinem Blick entschwunden war und schleppte sich mit gebeugten Schultern zum Kloster zurück. Dort wartete Max auf ihn. Er stand da wie auf glühenden Kohlen. Als er erfuhr, dass Marion davongelaufen sei, wollte er ihr nach. „Lass sie, Max, gib ihr Zeit, darüber nachzudenken. Sie kommt zurück.“
Die Geduld der beiden wurde auf eine harte Probe gestellt. Bis zum Mittagessen war Marion nicht zurück und auch weit und breit nicht zu sehen. Sie warteten im Gregors Arbeitszimmer, Max lief unruhig hin und her, Gregor saß unbeweglich an seinem Schreibtisch, den Rosenkranz in der Hand. Plötzlich ging die Tür auf und Marion kam herein . Ihr Haar war völlig zerzaust, ihr Gesicht tränenüberströmt. Max ging sofort auf sie zu, aber sie beachtete ihn nicht, sondern näherte sich langsam Gregor . Schwerfällig erhob Gregor sich und betrachtete seine Tochter. Sie schauten sich lange gegenseitig prüfend in die Augen. Diese Stille war unerträglich. Dann machte Marion einen weiteren Schritt auf ihn zu, nahm ihn in den Arm und sagte leise „ Ich bin froh, dich endlich gefunden zu haben“.



21.1neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ricca Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 14.06.2006 12:03:49 geändert: 14.06.2006 12:04:51

Schwerfällig erhob sich Delia von ihrem Sitz im Bus. Sie hatte das Gefühl Sternchen zu sehen und ihre Umwelt wankte vor ihren Augen. Sie kannte die Zeichen der Übermüdung von unzähligen Nachtdiensten und sonstigen schlaflos durchwachten Nächten. Sie ließ die vergangene Nacht Revue passieren.
Ihr Vater war kurz aufgewacht und hatte sie zunächst verwundert betrachtet. Er hatte wohl viel erwartet, aber nicht, dass seine Tochter, die sich von ihm abgewandt hatte, neben seinem Bett sitzen würde, wenn er aufwachte. Er war auch viel zu erschöpft, um den Ärger zu spüren, den er so viele Jahre ihr gegenüber empfunden hatte. All dies hatte Delia in seinem Blick gesehen. Es war fremd und doch auch schön gewesen, seine Hand zu ergreifen und sanft über den Handrücken zu streichen. Es bedurfte keiner Worte. Beide waren in diesem Augenblick ganz dazu bereit einen Neuanfang zu wagen. Aber es waren in der vergangenen Zeit auch sehr viele Verletzungen geschehen, die erst verarbeitet werden mussten. Es würde Zeit brauchen, diese zu verarbeiten - und Kraft, die ihr Vater momentan noch nicht hatte. So hatten sie beide geschwiegen und sich nur in die Augen gesehen. Irgendwann war Vater wieder eingeschlafen, doch Delia brachte es nicht über ihr Herz nach Hause zu fahren. So blieb sie im Krankenhaus und hielt eine lange Nachtwache am Krankenbett ihres Vaters.
Erst nach einem gemeinsamen Frühstück - bei dem sie aber über nichts Wichtiges, also praktisch nichts gesprochen hatten - nahm sie den Bus nach Hause.
Aus der Ferne hörte sie die Glocken zur Sonntagsmesse läuten.


21.2neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ricca Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 14.06.2006 16:12:33 geändert: 15.06.2006 12:54:46

Dankenswerterweise hatte Josef Bridge immer verabscheut und blieb diesem gesellschaftlichen Ereignis fern. Hildegundes Bitte, für das Paarturnier ihr Partner zu sein konnte sich Dr. Hegebrecht nicht entziehen und er beherrschte das Spiel auch recht ordentlich. (wie die kluge Strategin Hildegunde schon bei der ersten Hand wohlwollend bemerkte). Bei der Reizung, die einer Reise ins Ungewisse gleicht und bei Turnieren mit unbekanntem Partner fast immer ein Harakiri-Abenteuer ist, stellte sie fest, dass sie sich – natürlich rein spieltechnisch gesehen! – fast blind verstanden. Sie schlugen sich ausgezeichnet und konnten am Ende einen Gutschein für einen Landausflug für zwei für sich verbuchen. Wenn das kein Erfolg war!
Nach dem Spiel versackten sie an der Bar und philosophierten bis in die Nacht hinein bei mehr als einem Glas Wein über Hildegundes Lieblingsopern und die erfolgreichsten Operationen von Robert. Mittlerweile waren sie beim vertraulichen „Du“ angelangt.

Hildegunde kam müde in ihre Kabine zurück. Sie schloss die Tür hinter sich und genoss ein paar Sekunden die Ruhe, die sie hier umgab. Keine hysterischen Lachsalven alternder Semester, dass die Aufmerksamkeit noch älterer männlicher Semster auf sich ziehen musste. Keine Luft, geschwängert mit 47 11 und Chanel NO.1. Keine Blitzlichtgewitter durch die sich in den echten und synthetischen Diamanten spiegelnden Deckenleuchten. Einfach Ruhe!!! Hildegunde schlüpfte aus ihren Schuhen, zog die Chiffonjacke aus und hängte sie über den Bügel.
Sie öffnete die Schublade des Nachttisches, um einen kurzen, zärtlichen Blick auf den Scheck zu werfen und einfach das gute Gefühl zu genießen, dass ihr erstes Enkelkind – dem hoffentlich weitere folgen würden – fürs erste gut versorgt sein würde.
Ihr blieb beinahe das Herz stehen: der Scheck lag definitiv nicht in der Schublade. Aber sie hatte ihn gestern da doch . hineingelegt? Oder etwa nicht? Sie wurde unruhig. Hektisch und mit immer fahriger werdenden Handbewegungen begann sie ihre Besitztümer zu durchsuchen. Die Brieftasche? Nichts! Die burgunderrote Mappe mit dem Montblanc-Federhalter und dem feinen Büttenpapier? Fehlanzeige! Panik stieg in Hildegunde auf. So ein Scheck konnte sich doch nicht einfach in Luft auflösen! Dieses Zimmer war doch sicher...oder? Wähnte sich mittlerweile eines der Zimmermädchen um 50.000 € reicher?
„Na warte! Dir werde ich die Suppe schon noch versalzen...“, knurrte Hildegunde erbost und machte sich schnaubend wie eine Dampfwalze auf den Weg zum Schiffsmanager, um den Diebstahl anzuzeigen.
Sie hatte schon einen Fuß in ihren burgunderroten Pumps als ihr einfiel, dass der Kapitän bestimmt wissen wollte, wieso sie einen Scheck in dieser Höhe in ihrer Kabine hatte, statt ihn eingelöst zu haben, bzw. im Safe des Schiffes hinterlegt zu haben. Was sollte sie ihm antworten? 'Das ist das Geld für meinen Enkel. Sein Großvater hat sich jahrelang nicht gemeldet und nun habe ich ihn gemolken.' Oder 'Der gewissenlose Vater meines Sohnes hat endlich Alimente gezahlt'? Das würde alles nur endlose Erklärungen und zahlreiche Formulare nach sich ziehen. Sie würde auf eigene Faust ermitteln, ja, genau, das würde sie tun. Sie hatte nicht umsonst alle Bände von Agathe Christie gelesen und schaute auch immer den Bullen von Tölz. Der Kriminelle konnte ja auch für die nächsten 30 Stunden nicht von Bord. Solange befand sich die Amore auf See. Ihre Kabine war abgeschlossen gewesen, also musste der Täter einen Schlüssel haben.
Das reduzierte ja schon den Kreis der Verdächtigen. In Gedanken klopte sie sich auf die Schulter, sie machte schon große Fortschritte. Jetzt brauchte sie noch einen Assistenten, der war bei der Ermittlungsarbeit so was von Nöten, ohne gings gar nicht. Aber wen konnte sie einweihen? Da fiel ihr nur einer ein, der vertrauenswürdig genug und über jeden Zweifel erhaben war. Darüber hinaus würden sie dann wieder mehr Zeit miteinander verbringen müssen, rein ermittlungstechnisch natürlich. Prof. Robert Hegebrecht war prädestiniert für die Rolle des "Stringer".
Der arme, unschuldige Scheck lag derweil geziert von einigen Staubflusen eingeklemmt im Spalt hinter dem Nachttisch und harrte seines Schicksals...


21.3.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: keinelehrerin Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 14.06.2006 16:27:55 geändert: 16.06.2006 20:47:32

Hildegunde ging nun durch die fast leeren Gängen zu der Kabine von Prof. Hegebrecht, die dieser gemeinsam mit seiner Tochter bewohnte. Zunächst zaghaft klopfte Hildegunde an die Tür. Eingedenk der Tatsache, dass sie einer Straftat auf der Spur war, packte sie jegliche Bedenken weg und klopfte nun etwas lauter. Und noch etwas lauter. Als sich immer noch nichts rührte, legte sie die Hand an ...... nein, so taff war denn selbst Hildegunde nicht, dass sie nachts einfach in das Zimmer eines Herrn eingedrungen wäre! Sie legte die Hand ans Türblatt und das Ohr gleich daneben, sodass sie besser lauschen konnte. Genau in dem Moment öffnete sich die Tür und Hildegunde konnte nur mit Mühe ihr Gleichgewicht halten. Prof. Hegebrecht, im rot-gelb gestreiften Pyjama, nachtzerzaust und barfuß hatte sich schon innerlich auf die Evakuierung des Luxusliners gefasst gemacht. Denn nur ein Notfall dieses Ausmaßes konnte als Rechtfertigung der Störung seiner Nachtruhe dienen. Doch statt einer Schwimmweste und einem Rettungsring fiel ihm fast Hildegunde in die Arme. Hatte man denn vor dieser Frau nicht einmal Nachts seine Ruhe! Seine Stirnfalten zogen sich schon bedrohlich zusammen und gleich wollte er lospoltern, als Hildegunde den ausgestreckten Zeigefinger auf die Lippen legte und "Psst. Es ist schon spät." flüsterte. Ja, bei allen Heiligen, als ob er das nicht wüsste! Er hatte ja auch schon geschlafen und das Verlangen, es gleich wieder zu tun. "Bei mir wurde eingebrochen. Du musst mir helfen! Der Scheck ist weg," wisperte Hildegunde. Diese Frau war eine lebende Zuwiderhandlung sämtlicher Naturgesetzte, sie schaffte es selbst im Flüsterton immer lauter und lauter zu werden, so dass sich Robert Hegebrecht genötigt sah, wollte er wenigstens die Nachtruhe seiner Tochter noch gewährleisten, Hildegunde in den Schiffsflur zu schieben. Mit einer Hand zog er die Tür spaltbreit zu und stand nun in seinem Schlafanzug auf dem Flur. Ganz schnell hatte Hildegunde ihm von dem Verlust des Schecks und ihren kurzen Gedankengängen in Kenntnis gesetzt. Robert war nun klar, dass er die nächste Stunde keinen Schlaf mehr finden könne, dann konnte er sich auch genausogut anziehen. Er schickte Hildegunde auf ihre Kabine und versprach gleich nachzukommen.
Hildegunde ging schon vor und Robert zog sich leise, so weit dass in einer dunklen Kabine möglich war, an und folgte ihr. Charlotte, die sich die ganze Zeit schlafend gestellt hatte, sah die geschlossene Tür lange Zeit an.


21.4neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ines Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 16.06.2006 20:24:59 geändert: 16.06.2006 22:07:05

Sie war in ihrem Element. Verdächtigungen gegen jeden waren ihre Spezialität. „Ich habe schon immer gewusst, dass man dem Personal niemals trauen kann.“, schimpfte sie. Ihre Augenbrauen wissend hochgezogen schüttelte sie unterstützend ihren Kopf. Robert Hegebrecht sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch da war keine. All seine Beschwichtigungsversuche verpafften angesichts Hildegundes Sturheit. „Ach Papperlapapp – von wegen sie verdienen genug!“, ihre Augen rollten nach oben. Unschlüssig ließ er sich in den Kabinensessel fallen. „Und du hast wirklich schon überall nachgesehen?“ Ihr mahnender Gesichtsausdruck strafte ihn sogleich. Als sein Blick durch den Raum glitt merkte er es selbst. Laden waren offen und durchwühlt, der Koffer weit geöffnet und selbst die Matratze des Bettes war definitiv angehoben worden. Hildegunde schwafelte weiter und weiter. Er hörte ihr eigentlich gar nicht mehr richtig zu. Viel mehr interessierte ihn das schön bestickte Stück Stoff, das aus einer der Laden hervorlugte.
„Wir brauchen einen Plan!“, Hildegundes Einfallsreichtum war grenzenlos, „Wir stellen der dummen Gans eine Falle!“ Robert wandte sich der aufgebrachten Frau wieder zu. „Hm? Was?“, seine Gedanken waren an der burgunderroten Spitze hängen geblieben. „Robert, eine Falle!“, Hildegunde klang furchtbar aufgeregt. „Und was hast du dir da genau vorgestellt?“, Robert hatte keinen blassen Schimmer auf was er sich dabei einlassen würde, doch er ließ sich von der aparten Dame um den Finger wickeln. „Wir brauchen einen Lockvogel und jemand der unauffällig observiert!“, ihr schelmisches Grinsen breitete sich von einem Ohr zum anderen. Neckisch drehte sie eine Locke um den Finger, dann sprach sie locker weiter. „Als Lockvogel stellen wir noch einen Scheck aus. Eine ähnlich hohe Summe, mindestens. Leihst du mir einen?“, Roberts Kinnlade klappte nach unten. „Ich soll…was?“
Rehaugen, darauf war er schon immer hereingefallen, hilflos wirkende Frauen waren sein Untergang. Hildegunde brachte alle Mühe auf und setzte den unschuldigsten Blick ihres Lebens auf. Es wirkte, Robert nickte. Schockiert über sich selbst rieb er sodann seine heiße Stirn. Doch die robuste Frau legte noch ein Schäuflein nach, „Wir müssen sie beobachten. Wann das Kabinenmädchen das Zimmer betritt und wann sie es verlässt. Ich kann das nicht machen, das wäre ja auffällig. Aber du…!“ Er sah sich schon leichenblass von seiner Reise zurückkehren weil er in Zukunft die meiste Zeit in einem dunklen Gang Patrouille gehen würde. So genial er als Arzt auch war, komplizierte nächtliche Operationen waren kein Problem, so unfähig war er hier seinen klaren Verstand zu bewahren. Wieder nickte er.
Als er das Zimmer verließ schüttelte er den Kopf. "Verdammt ich bin Arzt und nicht Holmes!", diese Farbe brachte ihn um den Verstand. Wer hatte es bloß erfunden, diese Burgunderrot.


21 - 5.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 17.06.2006 10:11:12

Am späten Sonntag Abend trafen Max und Marion in Münster ein. Marion war auf der Rückfahrt sehr schweigsam gewesen und hing ihren Gedanken nach. Die Erlebnisse der letzten Wochen, ihre Schwangerschaft, die Trennung von Jack und Max hatten ihr Leben mächtig durcheinander gewürfelt. Und nun hatte sie einen Benediktinermönch als leiblichen Vater. Sie konnte es immer noch nicht fassen und während ihres einsamen Spazierganges, bei dem sie versucht hatte, ihre vielen unterschiedlichen Emotionen zusammen zu bringen, siegte letztendlich die Sympathie für Abt Gregor und ein Gefühl tiefster Verbundenheit mit ihm.
Ihr war auch klar geworden, dass sie kein Recht hatte, ihn zu verurteilen. Er hatte ihre Mutter geliebt, aber er war Priester und konnte sich nicht anders als für seinen Beruf entscheiden. Marion trug Jacks Kind unter dem Herzen. Auch sie hatte sich entschieden, Jack zu verlassen.
Ihre Mutter hatte damals sicher sehr gelitten, aber sie hatte jemanden gefunden, der Marion immer ein guter Vater war. Max würde ihrem Kind ein ebenso guter Vater sein, dessen war sie sich sicher. Jacks Einstellung zu Kindern war ein ewiger Zündstoff in ihrer Beziehung gewesen und hatte letztendlich mit dazu beigetragen, dass die Ehe scheiterte. Falls Jack unter der Trennung leiden würde, dann sicherlich wegen des bequemen Lebens, das Marion ihm ermöglicht hatte. Vielleicht litt er auch wegen ihr, aber sicherlich nicht wegen des ungeborenen Kindes.
Sie hatten noch wenige Wochen bis zu den Sommerferien. In den nächsten Wochen drehte sich alles um Zensurenkonferenzen und Zeugnisse schreiben. Verena Metzinger hatte gute Arbeit in der Zeit von Marions Abwesenheit geleistet. Sie hatte den zu behandelnden Unterrichtsstoff durchgenommen, hatte die letzten notwendigen Klassenarbeiten schreiben lassen und korrigiert. Marion hatte ihre Eifersucht Verena gegenüber längst vergessen und war ihr dankbar, dass sie sie wirklich gut vertreten hatte. Andererseits hatte sie schuldlos die Lawine losgetreten, die Max in die vorübergehende Suspendierung gebracht hatte. Aber, so fragte sie sich kurz vor dem Einschlafen mit einem letzten Blick auf den schon schlafenden Max, würde sie ohne Verena Metzinger jetzt neben Max liegen? Mit diesem Gedanken schlief sie ein.


21 - 6.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 17.06.2006 21:09:11 geändert: 17.06.2006 23:22:17

Ein Montag, den man sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht wünscht. Marion kam kurz ins Sekretariat und sah eine hochrote Sylvia mit dem Telefonhörer in der einen und wild gestikulierend mit der anderen Hand. „Das ist mir ganz egal, wie Sie das anstellen. Wenn nicht, dann lassen Sie sich bitte etwas anderes einfallen.“ Wütend knallte sie den Hörer auf die Gabel. „Was ist denn los“ fragte Marion, nichts Gutes ahnend. „Die Herren und Damen vom Schulamt lassen uns mal wieder am ausgestreckten Arm verhungern. Fünf Kollegen haben sich heute früh krank gemeldet. Ich habe im Schulamt darum gebeten, dass Max kommen darf, wir brauchen ihn dringend. Er darf nicht kommen, solange die Untersuchung nicht abgeschlossen ist, meinte die Vorzimmerdame des Schulrates. Der Herr Schulrat ist den ganzen Tag außer Haus Wir sollen aber keinen Unterricht ausfallen lassen und uns möglichst vierteilen. Also, machen wir Plan B, das volle Programm.“ Ohne ein weiteres Wort stürzte sie mit dem heutigen Vertretungsplan an Marion vorbei aus dem Sekretariat in Richtung Lehrerzimmer.
Die Schüler, noch völlig übermüdet vom langen Wochenende, hingen schlaff auf ihren Stühlen und wollten als erstes wissen, ob und wann es heute hitzefrei gäbe. Bereits morgens um halb acht lag eine schwüle Luft in allen Räumen, die nur erahnen ließ, wie sich der Rest des Tages gestalten würde. In der ersten großen Pause hetzte Marion ans Telefon, um zwei Eltern ihrer Klasse zurückzurufen. Das Übliche kurz vor Toresschluss: Mama und Papa hatten erfahren, dass es plötzlich und unerwartet bald Zeugnisse geben würde und dass die Noten ihrer Sprösslinge nicht gerade berauschend waren. Was denn das arme, sicher zu unrecht benotete Kind denn noch machen könnte, um die drohende fünf noch abzuwenden und die Versetzung in die andere Klasse noch eben zu schaffen?? Es war immer das gleiche. Marion fühlte fast körperlich die Fusseln an ihrem Mund, die sich vom ständigen Predigen seit Schuljahresbeginn angesammelt hatten. Genau diese Eltern hatte sie bei allen Elternsprechtagen vermisst und die betreffenden Sprösslinge hatten endlich gemerkt, dass ein gekonnter Augenaufschlage keine guten Zensuren mit sich bringen würde. Weiter in die nächste Klasse zur Vertretungsstunde. Positiverweise hatte Jacks Fußballleidenschaft ein wenig auf Marion abgefärbt. Sie hatte aus dem Internet ein Arbeitsblatt, auf dem ein netter Kollege eine Aufstellung der einzelnen Gruppen mit den dazugehörigen Mannschaften zusammengetragen hatte. Mit Atlanten bewaffnet stürmte sie in die 9. Klasse und vertrat den erkrankten Geografiekollegen. Viele Schüler waren in Erwartung der bevorstehenden WM und hatten Spaß daran, zu den vertretenen Ländern die jeweiligen Hauptstädte herauszusuchen. Zum Stundenende wurden Wetten aufgestellt, wer möglicherweise ins Achtel-, Viertel- und Halbfinale käme und gegen wen sich Deutschland schlagen müsse, um Weltmeister zu werden.



21 - 7.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 18.06.2006 01:03:22

Als das Außenthermometer 31 Grad anzeigte und Lehrer sowie Schüler stöhnend und schwitzend auf das Läuten zur zweiten großen Pause warteten, erfolgte die lang erwartete Durchsage der Sekretärin, dass der Unterricht für heute endete. Großes Aufatmen auf allen Seiten und die Aussicht auf einen Besuch im Schwimmbad oder ein erfrischendes Eis weckte auch den letzen trägen Schüler aus seiner Lethargie. Während die Schüler zielstrebig dem Ausgang des Schulgebäudes entgegeneilten, traf sich das noch vorhandene Kollegium zu einer kurzen Dienstberatung. Vom Schulamt war nichts mehr vermeldet worden und so warteten alle den kommenden Tag ab.
Marion musste in ihre Wohnung fahren, um sich weitere Kleidung und dringend benötigte Unterrichtsmaterialien zu holen. Max hatte in seinem großen Arbeitszimmer umgeräumt und einen Arbeitsplatz für Marion eingerichtet. Sie hoffte inständig, dass Jack nicht zu hause sei.
Als sie die Wohnung betreten hatte und als erstes in die Küche ging, traf sie fast der Schlag. Jack hatte es in den vergangenen Tagen nicht geschafft, einen Besen in die Hand zu nehmen und das zerschlagene Porzellan zu entfernen. Statt dessen hatte er sich daran gewöhnt, über zerbrochenes Geschirr zu balancieren, um sich wenigstens einen Kaffe zu kochen und etwas Essbares aus dem Kühlschrank zu nehmen. Das Wohnzimmer war in einem ebenso erbarmungswürdigen Zustand. Leere Bierflaschen, halbvolle Tüten mit Kartoffelchips und zwei Pappkartons, in denen vermutlich Pizza war, deckten den einst gemütlichen Couchtisch zu, dazwischen diverse Sportseiten aus der Tageszeitung. Marion blickte sich angewidert um.
Sie nahm einen zweiten Koffer, packte ihre Kleidung zusammen und packte eine weitere große Kiste mit Büchern und Unterrichtsmaterialien.
Bevor sie ging, schrieb sie einen großen DIN-A 4 Zettel , den sie mitten auf den Fernseher klebte: „Du hast genau vier Wochen Zeit, dir eine andere Bleibe zu suchen. Ich werde die Wohnung umgehend kündigen. Marion“
Sie verzichtete darauf, die schlaffe Grünlilie mit etwas Wasser zu reanimieren, steckte ihre Post ein, die sie auf ihrem Schreibtisch vorfand und nahm ein Stück mehr Abschied von ihrer Ehe.


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von: ines Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 18.06.2006 11:27:00 geändert: 18.06.2006 12:03:58

Kamera, Notizblock und ein burgunderrotes Halstuch zierten ihren Frühstückstisch. "Darf ich?", Hildegunde nickte Robert zu, dann nahm er übermüdet Platz.
Wortlos reichte er ihr den Scheck während er einen kräftigen Schluck Kaffe seine Kehle hinunterrinnen ließ.
"Zweifel?" fragte Hildegunde beiläufig, doch er verneinte. Nach genauerer Überlegung war er zu dem Schluss gekommen, dass seinem Geld nichts passieren konnte. Er musste nur genau aufpassen. Entweder er würde die Verdächtige ertappen oder der Scheck würde dort bleiben wo er lag.

Wenig später waren sie in Hildegundes Kajüte angelangt. Sie platzierte das wertvolle Papier auf dem Nachttischchen dann schob sie Robert unter einem Schwall genauester Erklärungen vor die Tür. Lächelnd winkte sie ihm nach, "Bis später dann und viel Erfolg!"

Da war er nun und fixierte die samtene Gangverkleidung. Die Kamera und den Hals und den Notizblock in der Hand bewachte er die Tür. Nichts passierte. Ab und zu kamen Passagiere an ihm vorbei, holten etwas aus ihren Zimmern und verließen gut gelaunt den Flur in Richtung Swimmingpool. Dann endlich, seine Füße schmerzten schon, bog sie um die Ecke. Den schweren Putzwagen vor sich herschiebend gelangte sie an Hildegundes Zimmer und sperrte auf. Roberts Nerven waren zum Zerreißen gespannt. „Nimm ihn, bitte nimm ihn. Ich will in die Sonne!“, murmelte er leise vor sich her. Es verging eine halbe Ewigkeit bis sich die junge Frau wieder blicken ließ. „Ich fass’ es nicht!“, entfuhr es dem konsternierten Arzt. Da war er. Der Zettel in ihrer Hand. Sie hatte es tatsächlich gewagt. Ein Blitzlicht erhellte den Flur. Ein aufgebrachter Aufschrei, mit einem Satz war er aus seinem Versteck herausgesprungen, dann packte er sie am Arm. „Hab’ ich sie.“, triumphierend riss er ihr das Papier aus den Fingern. „Eine Frechheit ist das. Wie konnten sie nur?“ zeterte er los. „Ich werde das dem Kapitän mitteilen!“. „Lo siento. No entiendo, senor. No entiendo!“, ihre Stimme überschlug sich, doch er ließ sich nicht beeindrucken. Aufgeregt schwenkte er den Zettel vor ihrem Gesicht, „Das ist der Beweis. Sehen sie her. Sie haben den Scheck entwendet!“, das hatte sie verstanden. „El cheque? No, no es. Es el boletìn de limpiar. Putzblatt.”, sie gestikulierte unbeholfen, dann griff sie den Besen, “Das ich mache meine Arbeit. Müssen unterschreibe ich hier, immer!“
Allmählich sickerten ihre Worte zu ihm durch. Erstmals verstand er gar nichts mehr. Das war doch der Scheck. Seine Finger lösten sich von ihrem Arm, dann drehte er den Zettel um. Tatsächlich. Eine simple Tabelle, aber niemals ein Scheck.
Minuten betretenen Schweigens folgten. Roberts Gesicht hatte Hildegundes Lieblingsfarbe angenommen.
Die junge Dame deutete ärgerlich funkelnd auf den Nachttisch, "Da - el cheque!", Roberts Augen folgten ihrer Hand. Unberührt lag das schmale Papier genau dort wo er es platziert hatte und zu seiner endgültigen Überraschung wartete dort auch.....


21.9neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: keinelehrerin Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 18.06.2006 20:38:30 geändert: 18.06.2006 20:54:48

....noch ein zweites Papier. Da die Kabinenpflegerin vergessen hatte, die Tür wieder abzuschließen - was man ihr ja nun auch nicht verdenken kann - trat Robert ein. Was lag da noch für ein Blatt Papier auf dem Nachttisch? Er kam näher. Es war etwas zerknittert und Flusen hingen an einer Ecke. Seine rechte Hand griff wie von allein nach vorn, nahm das Stück Papier und drehte es um. Es waren die verschwunden geglaubten 50.000 €! Sie waren wieder da!! Mit der ihm angeborenen Sorgfalt betrachtete und wendete er das Papier hin und her, die Knitter und auch die Flusen deuteten darauf hin, dass es woh in einen Spalt gerutscht war. Die aufmerksame Reinigungskraft musste es wohl beim Saubermachen gefunden haben. Und hingelegt haben. Und er hatte diese ehrliche Seele des Diebstahls verdächtigt! Er schämte sich wirklich. Was tat er denn nun mit dem Corpus delicti? Ihn auf dem Nachttisch liegen zu lassen erschien ihm zu gefährlich. Wer weis ob sie nochmal solches Glück hatten?! Er sah sich in der Kabine nach einer besseren Verstaumöglichkeit um. Auf einmal erfasste ihn eine seltsame Scheu. Er war allein in Hildegundes Kabine. Leicht verlegen blickte er sich um. Da war sie wieder, diese Schublade, die sich anscheinend jeder Bemühung sie zu schließen wehrhaft entgegenstemmte. Heraus blitzte wieder ein Stück rote Spitze. Herrje, diese Farbe! Wie magisch angezogen bewegte er sich auf die Lade zu. Von selbst zog sie sich auf und auch wie das Hemdchen in seine Hand kam, entzog sich seinem Verstand. Er konnte erst wieder denken als Hildegunde wie ein burgunderroter Wirbelwind die Kabinentür aufriss und "Robert, hat sich was getan?" rief. Das nächste "Robert!" rief sie in einer Mischung aus Unglauben und Empörung aus. Und das letzte "Robert." war begleitet von einem kleinen wissenden Lächeln, dass in ihren Mundwinkeln begann und sich dann bis zu den Augen hoch zog.

"D...d....das ist alles ganz anders als du denkst," stammelte Robert. Und zum zweiten Mal an diesem Morgen suchte er verzweifelt ein Mäuseloch auf dem Schiff, in dass er sich ungesehen zurückziehen konnte!


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