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Forum: "Vielleicht doch auf die Hauptschule gehen?"
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| HS-Lehrer, eher nein! | | von: bakunix
erstellt: 11.06.2007 17:12:00 |
Ich habe meine ersten Jahre an einer GS verbracht. Anschließend war ich im HS-Bereich tätig. Heute bin ich wieder an der GS, und ich bin sehr froh darüber. Es hängt auch vom Bundesland ab. In BaWü und Bayern entscheidet die Lehrerschaft darüber, wer an die HS zu gehen hat, in RLP die Eltern, d.h. wenn 10% der Gesamtschülerschaft im städtischen Bereich die HS besuchen, ist das viel. In den vorgenannten Ländern sind es 30% bis 40%. Wenn Du in RLP in den städtischen Bereich kommst, ich spreche aus Erfahrung, hast Du an der HS nur noch Schüler, die aus prekären Verhältnissen stammen, um mich in diesem Forumsumfeld mal vorsichtig auszudrücken. An eine Erfüllung des Lehrplans war für mich überhaupt nicht zu denken. Unterricht zu erteilen, war für mich kaum möglich. Aber das mag an mir liegen. Jedoch, die Außendarstellung der Schule hatte mit der alltäglichen Realität wenig zu tun. Nur wenige Kollegen und Kolleginnen konnten mit dem Stress so umgehen, dass man von Berufszufriedenheit sprechen konnte. Das waren jedoch diejenigen, die den A-Kurs zu unterrichten hatten oder die die 10. Klasse zur, ich muss das so schreiben, sogenannten Mittleren Reife führten. |
| ein Herz | | von: nieha
erstellt: 11.06.2007 21:32:25 |
für Schüler und Schülerinnen, die es manchmal nicht ganz so einfach haben wie andere ihrer Altersgenossen, solltest du auf jeden Fall haben, wenn du an die HS möchtest.
Ich persönlich bin auch HS-Lehrerin (und zwar aus Leidenschaft), habe sowohl an der GS als auch an der RS unterrichtet und bin jetzt wieder glücklich mit meiner lieben Sechsten .
Im Klaren musst du dir nur darüber sein, dass das Arbeiten an der HS einfach andere Anforderungen an uns Lehrer stellt, als das andere Schulformen vielleicht tun. Ich persönlich sehe mich nur zu knapp 50% als Lehrerin, die anderen 50% bin ich Sozialpädagogin, Beratungsstelle für Eltern und Jugendliche bei Sucht-, Sexual-, Familien-, Gewalt-, Behörden- und sonstigen Problemen, Polizistin und Richterin, Telefonjoker und vieles mehr.
Ich denke, dass die "Aufgaben" und Probleme, die wir an der HS erst mal bewältigen müssen, bevor wir mit dem eigentlichen Unterricht beginnen können, schon sehr vielfältig sind, und manchmal auch wirklich an die Substanz gehen.
Nichts desto Trotz ist es aber auch wirklich eine Schulform, in der Kinder oft noch dankbar für ein bisschen Aufmerksamkeit und "Lebenshilfe" sind, auch wenn sie am Ende vielleicht nicht perfekt in Rechtschreibung und Grammatik sind .
Allerdings gebe ich einigen meiner Vorredner recht, so richtig glücklich kannst du an der HS nur mit der richtigen Einstellung werden und mit einem ganz großen Sinn für Humor, auch wenn mir der an manchen Tagen auch abhanden kommt. Wenn du dich nur auf Grund der besseren Einstellungschancen für die HS entscheidest tust du dir und deinen zukünftigen Schülern keinen gefallen.
LG aus dem Norden
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| Resignation | | von: bakunix
erstellt: 12.06.2007 18:40:00 geändert: 12.06.2007 18:49:11 |
@angellover
Ich habe sowohl in BaWü als auch in RLP an der HS unterrichtet. Beidesmal an Brennpunktschulen. Das Niveau in BaWü war deutlich höher als das in RLP, zumal dort in einer Zentralabschlussprüfung bestimmte Mindestqualifikationen nachgewiesen werden mussten. In RLP war ich schon überrascht, dass etwa im Englischunterricht der 9. Klasse mit dem Schulbuch der 7. Jahrgangsstufe gearbeitet werden musste, weil einfach kein Fortkommen zu erzielen war. Wer einigermaßen regelmäßig zur Schule kam, wurde mit dem schuleigenen HS-Abschluss belohnt. Das ist für mich die Resignation innerhalb des Schulsystems auf durchgehender Linie. Die Ausbildungsfirmen, die sich auf unterschiedliche Qualitäten der HS- und RS-Abschlüsse einstellen müssen, kennen das Schulniveau genau. Von bestimmten Schulen werden Abschlüsse weitaus weniger akzeptiert, weil man genau weiß, wie die Leistungsbeurteilungen zustande gekommen sind.
Ein entscheidender Punkt ist: Die Schüler wissen genau, sie haben keine Chance. Es gibt für sie keinen Grund, sich anzustrengen. Da ist dann alles egal. Auch der Unterricht. Entsprechend entwickelt sich das Verhalten ihren Mitschülern und den Lehrern gegenüber.
In BaWü haben jetzt 100 HS-Schulleiter eine Resolution unterzeichnet, mit dem Ziel: Abschaffung der HS, da es keinen Sinn mehr mache, an dieser Schulart weiter rumzudoktern, weil sie nicht mehr zu retten sei. Sie bekamen allerdings einen ministeriellen Rüffel.
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| Oh je... | | von: angellover
erstellt: 15.06.2007 19:21:38 |
sovile verschiedene Meinungen...
Nun ja, ich stimme dem Satz: "Nur wegen der besseren Aussicht auf Verbeamtung etc" zu. Ich finde genrell sollte keiner Lehrer werden, nur weil "man da viel Ferien hat, relativ gut verdinet etc". Da kommen Lehrer raus, die wir alle gehasst haben.
Das man in der HS nicht nur Lehrer ist sondern vor allem auch Pädagoge und Psychologe, das ist klar. Aber ich finde es schon schlimm, wenn man dabei den Unterrihct ganz vergisst. Denn schließlich sollten die Schüler schon entsprechend vorbereitet werden, denn die Firmen wollen das. Gut, warum sollte ein HS Schüler diverse Lerninhalte (ich nenne hier keine bestimmten, da das jeder anders sieht) verinnerlichen, er braucht sie einfach später nicht mehr. Aber da liegts an größeren Hürden...
Nun ja, zu mienem speziellen Fall ist nur zu sagen, dass mir die Entscheidung abgenommen wurde, da ich jetzt ein Angebot an der GS habe, das ich auch angenommen habe. Trotzdem werde ich weiterhin überlegen, ob die HS nicht auch eine Alternative wäre. Und zwar eine die mir udn auch meinen Schülern Spaß macht.
Aber finde diese Diskussion sehr interessant! |
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