So mach ich es auch, und doch beschleicht mich manchmal ein komisches Gefühl, wenn ich im Supermarkt leere Ü-Eier-Paletten suche und mitnehme, weil man in diesen Plastiknäpfchen so gut Farben abfüllen und anmischen kann
Sagen wir doch so:
Für die einen ist es Müll, für die anderen die kreativste Art der Materialbeschaffung!
Meine vergilbten Unterrichtsvorbereitungen von 1975 hatte ich beim Ausmisten in der Hand und habe sie "ehrfürchtig" wieder ins Regal gestellt.
Die könnte man bald ins Museum für Lehrerausbildung stellen, wenn sich keiner mehr bereit erklärt, die Ausbildung zu beginnen. Die 19 Seiten Unterrichtsvorbereitung sind mit mechanischer Schreibmaschine ( für eine elektrische hatte ich keine DM übrig bei 1063 DM Gehalt als Lehramtsanwärterin) auf Matritzen getippt worden ( Fehler führten zu enormem Zeitaufwand), Farbmatritzen für Mathematik waren gut für bessere Zensuren. Dann mussten die Matritzen auf dem " Nudelgerät" ( so wurde der Umdrucker genannt) gedruckt werden und man musste aufpassen, dass zu viel Spiritus nicht zu Schmierereien führte.
Zur wirtschaftlicheren und optimierten Materialaufbewahrung sollten die Hausmeister in jedem Lehrerzimmer ein 1.100-ltr-Container für Altpapier aufstellen. Gleichzeitig müssen die KolegInnen angewiesen werden, alles, was länger als 4 Wochen in ihren Taschen vor dem Licht der Welt geschützt wird, in diesen Container zur Aufbewahrung abzulegen. In regelmäßigen Abständen ist der Container der professionellen Recyclingwirtschaft zu überlassen.
So sieht wahre Nachhaltigkeit aus. Aus den Holzbeständen, die so nicht zur Papierherrstellung benötigt werden, können die Ewigkeitsbehausungen für pensionierte Lehrkräfte vor der Erdbestattung gezimmert werden.
nachdem ich jetzt mehr als 2/3 meines Daseins als Lehrer überstanden habe, hat sich bzw. habe ich tatsächlich unglaublich vieles angesammelt. Besonders extrem war diese Sammelwut während und im Anschluss an die Montessori-Ausbildung. Irgendwie kann/könnte man ja wirklich alles vielleicht und irgendwann mal gebrauchen, tut es dann aber doch nicht.
Nachdem meine Regale überquollen trotz zwischenzeitlichen Umzugs in eine Wohnung mit größerem Arbeitszimmer, habe ich den Entschluss gefasst regelmäßig was wegzuwerfen. Bei jedem turnusmäßigem Staubwischen muss irgendwas dran glauben (heute eine mühsam zusammen gesammelte Sammlung von Mandalas - zwei der Mandalas habe ich mal im Jahr 2000 tatsächlich eingesetzt - auf meiner Festplatte stapeln sich immer noch genügend dieser Bilder um auch in dem restlichen Drittel meiner Amtszeit nie eingesetzt zu werden).
Für jedes neu gehortete Material muss außerdem mindestens die doppelte Menge an historischem Material in die Papiermüll-Tonne.
Anfangs war kaum etwas von Platzgewinn zu bemerken, inzwischen tun sich aber erste Lücken in den Regalwänden auf.
Bisher habe ich noch keines der entfernten Materialien nachträglich vermisst.
Eigentlich dachte ich mal, wenn ich meine Klassenarbeiten, Arbeitsblätter usw. auf dem PC habe, finde ich alles schneller (stimmt!) und habe nicht so einen Wust von Papier (stimmt nicht!). Wenn ich tatsächlich alle Ausdrucke und Kopien derselben vernichten würde, wäre das vielleicht wirklich eine Entlastung...
Allen Sammelwütigen kann ich aber etwas zur Gewissensberuhigung erzählen. Vorgestern waren einige Kollegen und ich bei einer Kollegin eingeladen. Zwei Tage vor der Feier kamen zwei von uns auf die Idee, für die Übergabe des Geldgeschenks eine Szenerie zu basteln. Für diese Bastelarbeit kamen dann einige Dinge zum Einsatz, die andere wegwerfen, z. B. Styroporplatten und -kleinteile (= im Chemieraum gebunkertes Verpackungs-Füllmaterial), eine Mülltüte, eine Käseschachtel usw. Ohne einen gewissen Fundus hätten wir die Idee abhaken können!
Ich hab in den Sommerferien ausgemistet. Als ich vor Ewigkeiten mit der Arbeit am PC angefangen habe, hatte ich für jedes Fach, jede Klasse, jede Lektion jedes Arbeitsblatt, jede Arbeit und jeden Test einmal ausgedruckt und abgeheftet - damit ich sowas dann schnell zur Hand habe.
Und??? Hab ich jemals wieder in diese Ordner geguckt?? Nöööö !!
Im PC hab ich alles immer viel schneller gefunden und konnte es auch immer schnell gleich abändern und anpassen.
Fazit: Die 10 Ordner im Billy-Regal stehen zwar noch immer dort - aber jetzt sind sie leer. Alles weg. War ne Hundearbeit, weil ich zwischen den vielen Papieren jede Menge Folien zu Korrekturzwecken abgeheftet hatte. Also musste ich wirklich jedes einzelne Blatt in die Hand nehmen und die Folien aussortieren - wg. Mülltrennung.
Das Arbeitszimmer sieht zwar noch genauso aus wie früher - aber ich hatte hinterher ein richtig gutes Gefühl!!! Und genauso hab ich das mit meiner Schreibtischschubladen-Hängeregistratur aus Vor-PC-Zeiten gemacht. Inhalt radikal weggeschmissen - und ein paar wichtige Seiten eingescannt. Nur: Was tu ich da jetzt rein???? Kochrezepte??
Ach klexel,
du hast doch aber auch gar nicht mehr soooo viele Stunden seit diesem Sommer.
Da kann man ruhig langsam ans Aufräumen denken.
Andererseits:
Stell dir vor, der PC stürzt ab...
die Käseschachteln und anderes Basltegut ist alles gerade weggeworfen...
und nach den Sommerferien erfährst du, dass du in 3 Klassen fachfremd Kunst unterrichten darfst
Wenn man erst am Ende seiner LehrerInnentage so weise wird, dann habe ich noch laaaaange Zeit )
... auch dazu, zu überlegen, wie viele meiner Schätze ich mit den KollegInnen teilen möchte, die nichts aufheben und nichts selbst haben oder beisteuern können.
dass ich solche Foren lese: Wollte eben in der letzten freien Woche meine Ablage aufräumen und hab nun bei jedem Blatt, das ich weggeheftet habe, ein schlechtes Gewissen bekommen
Aber ich kann irgendwie nicht aus meiner Sammler- und Aufheber-Haut (und das Zeug frisst ja auch kein Brot)
@klexel: Im Grundschulbereich ist ein Überleben OHNE Käseschachteln praktisch nicht möglich!