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Forum: "das hatten wir doch nun schon häufiger"
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| Hier ist meine Meinung | | von: beccikm
erstellt: 12.10.2013 00:19:24 geändert: 12.10.2013 00:24:37 |
Mir fällt es schwer, eine Meinung zu bilden. Sicher, laut Studie gibt es ein Gefälle zwischen Ost und West. Aber gibt es nicht derart viele Faktoren zu berücksichtigen, dass ein "eindeutiger" Vergleich überhaupt nicht gelingen kann? Ich misstraue PISA und Konsorten.
Für einen genauen Vergleich der Bundesländer bzw. europ. Länder (PISA) müssten überall die EXAKT selben Bedingungen (Probleme) vorherrschen. Das ist de facto nicht der Fall. Ist doch letztlich so, als würde man 2 Schüler beim Hochsprung bewerten:
Beide setzen die nötigen Techniken um und strengen sich an, doch Hinz schafft nur 1, 20m, Kunz dagegen 1,40m. Woran liegts? Kunz ist 30cm größer, hat längere Beine und keine Angst, in die Stange zu springen (die ihn beim Sprung hemmt). Kann man da noch von einem FAIREN Vergleich reden, wenn eben noch andere Faktoren eine Rolle spielen? Oder hab ich irgendwo einen Denkfehler? |
| @ beccikm | | von: wulpius
erstellt: 12.10.2013 09:57:04 |
ich denke schon, da ist ein kleiner Denkfehler, da man sportliche Leistungsvergleiche nur schwer mit kognitiven vergleichen kann.
Natürlich muss man bei solchen Vergleichsstudien prinzipiell skeptisch sein. Trotzdem sind die Ergebnisse - ähnlich wie bei PISA - zumindest diskussionswürdig, da sie einen Blick auf die Wirksamkeit von Unterricht (natürlich nur eine Facette) erlauben.
Interessant ist erst einmal, dass das IQB von der HU Berlin diese Studie durchgeführt hat - Auftraggeber die KMK. Die entwickelten Aufgaben orientierten sich an den Standards der KMK, die in allen (!) Lehrplänen momentan gültig sind. Dazu verpflichten sich die Bundesländer ja gegenseitig, um eine Vergleichbarkeit des bundesdeutschen Bildungssystems zu gewährleisten.
Das Ergebnis ist in manchen Punkten wirklich als "sensationell" zu bezeichnen - in meinen Augen, und es stellen sich einige grundsätzliche Fragen:
Was ist in NRW und in BaWü los - die "Verlierer" im Vergleich zur Studie von 2006?
Wie sieht der MINT-Unterricht in S-A, Sachsen oder Thüringen aus im Vergleich zu beispielsweise Niedersachsen oder Hessen, wenn es derartige Qualitätsunterschiede gibt?
Liegt es tatsächlich an den Lehrerpersönlichkeiten oder ist es einfach nur die größere Wertschätzung der MINT-Fächer in Schule und Gesellschaft im Osten?
Sollten die alten Länder vielleicht nicht doch einmal nach Osten schauen (in die Lehrpläne, in die Stundentafeln, ...), um sich Anregungen zu holen?
Hat in einigen Bundesländern die Lehrerausbildung versagt? Oder liegt es an dem fachfremden Unterrichten, den Quereinsteigern - diese gibt es kaum in den Neuen Ländern!
usw usf
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| Es ist doch erstaunlich | | von: caldeirao
erstellt: 12.10.2013 15:59:17 |
was so rauskommt.
Eigentlich sollte doch jeder 7. Klässler wissen dass 73 pro Hundert nichts Anderes bedeutet als 73%. Also "73 Cent Steuern pro Euro" bedeutet nichts Anderes als 73%. Die Aufgabe ist damit eindeutig gestellt.
Das zeigt doch bei solchen Fehlern, dass viel zu schnell über die Grundlagen gegangen wurde. Ich halte mich an dieser Stelle immer sehr lange auf, um Verständnis bei den SuS zu wecken. Dann geht der Rest viel schneller.
Ich glaube auch, dass es ein Akzeptanzproblem ist. Es ist doch schick in dieser Gesellschaft, in Mathe blöd zu sein. In wie vielen Spielshows hört man bei einfachsten mathematischen Aufgaben, ach in Mathe war ich nie gut oder Mathe konnte ich nie oder bin gerade durchs Abitur gekommen ... . Auch Aussagen wie Mathe ist doof sind gesellschaftsfähig.
Dass der Migrationshintergrund in Mathe auch so eine Rolle spielt, ist schon verwunderlich. Man sollte doch glauben, dass Zahlen mit der Sprache weniger zu tun haben. (Bitte mir jetzt nicht erklären- der Sachverhalt ist mir schon bekannt, Aber man darf das wohl auch noch provokativ hinterfragen dürfen).
Na ja. Ich bin ja mal gespannt, welche Sau nach dieser Studie nun durchs Dorf gejagt wird. Vielleicht dürfen ja jetzt die Westmathelehrer verpflichtend zu Fortbildungen gehen, so wie das damals mit Englisch bei uns war.
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| kokettieren mit der eigenen | | von: wulpius
erstellt: 12.10.2013 17:32:32 |
Unwissenheit (Dummheit) im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich vor allem in den alten Bundesländern ist sicherlich ein Hinweis auf die geringe gesellschaftliche Akzeptanz. Die neuen Länder haben sich (glücklicherweise) hier eine andere Tradition erhalten (diese wurde übrigens nicht nur durch die DDR geprägt, sondern schon sehr viel früher, da im heutigen S-A, Sachsen und Thüringen wichtige Hochtechnikstandorte - Forschung, Optik, Chemie, Fahrzeugbau ... - lagen. Wird sehr gerne vergessen.) Und so galt und gilt in Mitteldeutschland eigentlich schon immer "wer es zu etwas bringen will, der muss gut in Nawi und Mathematik sein". Hohes Ansehen eben!
Hinzu kommt, dass das westdeutsche Gymnasium immer noch eher eine Philologenschule ist (Lehrerverbände benennen sich ja auch danach), während die ostdeutschen Schulen sich m.E. eher an den früheren Realgymnasien orientieren.
Und welcher Spruch folgt jetzt für die alten Länder:
"Wer es zu etwas bringen will, der muss gut in ... Jura?...Volkswirtschaftslehre? ... Politik???? sein".
Hier kann ja jeder etwas einsetzen, was passt.
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